Avila,
span. Provinz in Altkastilien, grenzt im N. an Valladolid, im O. an Segovia und Madrid, im S. an Toledo und Caceres, im W. an Salamanca und hat 7722 qkm (140 QM.) Flächenraum. Das Land ist im S. gebirgig, wo es von Verzweigungen des kastilischen Scheidegebirges, insbesondere von der Sierra de Gredos (s. d.), der Paramera d'A. und der Sierra d'A., durchzogen wird. Zwischen diesen Bergen liegen schöne und fruchtbare Thäler, der nördliche Teil der Provinz gehört dem altkastilischen Plateau an. Die bedeutenden Flüsse sind Alberche und Tietar (Nebenflüsse des Tajo), Adaja und Tormes (Nebenflüsse des Duero).
Der Boden ist im ganzen steinig und trocken, jedoch, wo er bewässert werden kann, fruchtbar; das Klima ist in den Ebenen und Thälern mild, in den gebirgigen Gegenden kalt. Die Bevölkerung beträgt (1883) 187,211 Einw., demnach 24 pro QKilometer. Bodenerzeugnisse sind Getreide, Wein, Maulbeerbäume, Nüsse, Kastanien, Oliven, Flachs und Hanf. Holz mangelt im allgemeinen, nur das südliche Gebirge enthält große Kiefernwaldungen. Der Boden enthält Lager von Blei, Silber, Kupfer und Marmor, welche aber wenig ausgebeutet sind; auch die Industrie liegt beinahe ganz danieder. Von Belang dagegen ist die Vieh-, besonders die Schafzucht im S. (die hiesigen Merinos gelten für die besten in ganz Spanien) und infolgedessen der Wollhandel. Die hauptsächlichste Kommunikationslinie ist die Spanische Nordbahn. Die Straßen sind schlecht. Die Provinz umfaßt 6 Gerichtsbezirke. - Die Hauptstadt Avila (das Abula der Römer) liegt 1132 m hoch in dem südlich von der Paramera d'A. überragten Thal des Adaja und an der Spanischen Nordbahn, hat ein maurisches Schloß, alte Granitmauern, eine gotische Kathedrale, eine spätromanische Kirche San Vicente, ein Priesterseminar (in dem schönen ehemaligen Kloster San Thomas, mit dem Grabmal Johanns, des einzigen Sohns von Ferdinand und Isabella); die Universität (1482 gestiftet) wurde 1808 aufgehoben.
Früher eine der blühendsten Städte Spaniens, zahlt Avila nur (1878) 9199 Einw., welche Tuchfabrikation betreiben. Avila ist Sitz eines Gouverneurs und eines Bischofs. Merkwürdigkeiten sind ein »Quemadero« (Verbrennungsort) der Inquisition und große, von Menschenhand in Form von Tiergestalten bearbeitete Granitblöcke, Denkmäler einer uralten Bildhauerkunst, die sich auch sonst in der Provinz finden (z. B. die sogen. »Stiere" von Guisando). Im J. 1465 wurde hier vom versammelten Adel Altkastiliens König Heinrich IV. des Throns entsetzt und an seiner Stelle sein Bruder Alfons zum König gewählt.