Aveyron
(spr. awärong), Nebenfluß des Tarn im südlichen Frankreich, entspringt in den Lévezoubergen bei Sévérac, durchströmt das nach ihm benannte Departement in vorherrschend westlicher Richtung und mündet nach 240 km langem Lauf unterhalb Montauban im Departement Tarn-et-Garonne.
Das gleichnamige Departement ist aus der alten, zu Guienne gehörigen Provinz Rouergue gebildet, liegt zwischen den Departements Cantal (nördlich), Lozère und Gard (östlich), Hérault und Tarn (südlich), Tarn-et-Garonne und Lot (westlich) und hat einen Flächenraum von 8743 qkm (158,8 QM.). Es ist eins der rauhesten und gebirgigsten Departements. Zwischen den Auvergnegebirgen und den Cevennen gelegen, dacht sich das Land nach SW. gegen die Garonne hin ab und erreicht im O., im vulkanischen Aubracgebirge (1471 m), seine höchsten Erhebungen. Im S. erhebt sich das Kalkplateau Larzac (850-921 m), das Zentrum zwischen den Thälern des Tarn und Aveyron nimmt das kahle, granitische Lévezougebirge (1116 m) ein.
Diese zum Cevennensystem gehörigen Gebirgszüge sind reich an merkwürdigen Bildungen, wie Höhlen, Stalaktitengrotten, ein brennendes Steinkohlenlager (bei Fontaynes) u. a. Das Departement gehört zum Flußgebiet der Garonne und wird von den Flüssen Lot mit Truyère, Aveyron mit Viaur, Tarn mit Dourdou und Rance bewässert, welche in ostwestlicher Hauptrichtung strömen. Das Klima ist in den Gebirgen und Hochebenen rauh und kalt, im W., wo sich die Flußthäler ausbreiten, mild und angenehm.
Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 415,075. Sie leben meist auf einzelnen Höfen, selten in geschlossenen Dorfschaften. Der Boden ist im allgemeinen wenig ergiebig, nur etwa 41 Proz. der Bodenfläche sind angebaut. Der Weinstock liefert, mit wenigen Ausnahmen, nur ein mittelmäßiges Getränk, das größtenteils zur Branntweinbrennerei verwendet wird. Von Ackerbauprodukten gedeiht Weizen nur in den Flußthälern, sonst aber Roggen, Hafer, Gerste, Kartoffeln, Hanf, Rüben und Hülsenfrüchte.
Der Kastanienbaum trägt selbst in den rauhern Gegenden so reichlich, daß seine Früchte hier und da das Brot ersetzen. Die Wälder, etwa 10 Proz. der Oberfläche bedeckend, bestehen vorzugsweise aus Eichen, Buchen und Nadelholz; wo die erstern vorherrschen, finden sich Trüffeln in Menge. Groß ist der Reichtum des Landes an Wiesen und Weideplätzen, daher es sich ganz vorzüglich zur Viehzucht eignet. Schafe namentlich werden in Menge (gegen 800,000 Stück) gehalten und liefern jährlich 1-2 Mill. kg Wolle, und ihre Milch, mit Ziegenmilch gemischt, gibt den berühmten Roquefortkäse.
Das Departement ist außerordentlich reich an Mineralschätzen, welche aber noch nicht genügend ausgebeutet werden, namentlich an Steinkohlen (1882: 794,347 metr. Ton.), Anthracit, Eisen, Blei, Kupfer, Zink, Alaun und verschiedenen Steinarten. Auch Mineralquellen finden sich in größerer Zahl vor, die bekanntesten zu Cransac. Die Industrie hat sich in den letzten Jahrzehnten bedeutend gehoben. In erster Reihe stehen die Eisen- und Stahlguß- und Walzwerke, die Kupfer und Zinkhütten.
Andre lebhaft betriebene Erwerbszweige sind Leinen- und Schafwollweberei, Wirkerei, Gerberei, Glas- und Papierfabrikation. Die Kommunikationswege ließen bis auf die neueste Zeit viel zu wünschen übrig; die zwischen Rodez und Millau 1880 vollendete Eisenbahnlinie von Figeac nach der Mittelmeerküste hat in dieser Beziehung einem lebhaft gefühlten Bedürfnis abgeholfen. Das Departement zerfällt in die fünf Arrondissements: Rodez, Millau, Villefranche, St.-Affrique und Espalion. Hauptstadt ist Rodez.