Aventinus
,
Johannes, eigentlich
Turmair, ausgezeichneter Humanist und
Historiker des 16. Jahrh., geb. zu
Abensberg
(Aventinum) in
Bayern,
[* 2] studierte seit 1495 zu
Ingolstadt;
[* 3]
Wien,
[* 4]
Krakau
[* 5] und
Paris,
[* 6] ließ sich 1507 in
Ingolstadt
nieder, ward 1509
Hofmeister der
Prinzen
Ludwig und
Ernst von
Bayern, begleitete letztern 1515 und 1516 auf einer
Reise durch
Italien
[* 7] und übernahm nach seiner Rückkehr (1517) das
Amt eines bayrischen Historiographen. Seine freimütigen Äußerungen über
kirchliche
Mißbräuche zogen ihm den
Haß der
Geistlichen zu und veranlaßten 1528 seine Gefangennehmung,
die nur auf Verwendung des bayrischen
Kanzlers
L. v.
Eck wieder aufgehoben wurde. Seitdem lebte Aventinus
teils zu
Abensberg, teils
in
Regensburg,
[* 8] wo er starb. Im J. 1861 ist ihm in seiner Vaterstadt ein Denkmal errichtet
worden.
Sein Hauptwerk sind die
¶
mehr
»Annales Bojorum« (Ingolst. 1554, Bas. 1615; hrsg. von Gundling, Leipz. 1710), ausgezeichnet durch gründliches Quellenstudium, Wahrheitsliebe und ebenso freisinnige wie großartige Weltanschauung. Sie sind das erste moderne Geschichtswerk und haben auf die Entwickelung der historischen Litteratur großen Einfluß ausgeübt. Sie behandeln die bayrische Geschichte (bis 1460) im Zusammenhang mit der deutschen und allgemeinen Geschichte. Die deutschen Dinge schildert er von nationalem patriotischen Standpunkt aus und tritt mit großer Schärfe den hierarchischen Anmaßungen der Päpste entgegen.
Eine populäre Bearbeitung in deutscher Sprache [* 10] ist die »Chronika«. Außerdem schrieb er das »Chronicon« oder »Annales Schirenses« (1600);
»Historia non vulgaris vetustatesque Otingae Briorum« (1518);
»Antiquitates Germaniae«;
»Rudimenta grammaticae latinae« (1512).
Eine Gesamtausgabe von Aventinus'
Werken veranstaltete die bayrische Akademie
der Wissenschaften (Münch. 1880-84, 5 Bde.).
Vgl. Dittmar, Aventin (Nördling. 1862);
Wiedemann, J. Aventinus
nach seinem Leben und seinen
Schriften (Freising
[* 11] 1858);