Die Tabakernte betrug 1886: 930, 1891: 1822 und 1895: 933 Meterzentner.
Viehstatistik:
1876
1886
1896
Hornvieh
1747
2197
2865
Pferde
618
497
525
Schweine
1340
1221
2126
Ziegen
481
550
485
Schafe
1523
1148
698
Bienenstöcke
422
565
446
:
6131
6178
7145
Den Bezirk durchziehen die Eisenbahnlinie Palézieux-Payerne-Lyss und die StrassenFreiburg-Cudrefin, Payerne-Murten und Avenches-Villars-Cudrefin.
In den Mooren der Broye
wird Torf ausgebeutet und bei Avenches ein sehr harter, schon von den Römern benutzter Sandstein
gebrochen. Wenig Industrie;
zu nennen sind eine Stahlhütte, eine Fabrik kondensierter Milch und eine solche für Triebfedern
in Avenches;
eine Fabrik für Cementartikel, eine für Backsteine und eine für leuchtende Feuerzeuge, ebenso einige Uhrenwerkstätten
in Faoug;
deutsch Wiflisburg (Kt. Waadt,
Bez. Avenches). 480 m. Kleine Stadt, Hauptort des Bezirkes und Kreises
gleichen Namens; 32 km w. Bern,
12 km nw. Freiburg
und 3 km s. vom Murtensee, auf einem Hügelzug über der Ebene der Broye, zwischen Dondidier
und Faoug, am SW.-Ende der römischen Umfassungsmauer von Aventicum. Station der Linie Palézieux-Payerne-Lyss.
Postwagen nach Cudrefin und Estavayer. Postbureau, Telegraph, Telephon. 202 Häuser, 1800 zum grössten Teil reform. Ew. Eine
um 1830 angesiedelte Kolonie elsässischer Juden zählt 200 Glieder und betreibt den Kleinhandel. Triebfedernfabrik und Stahlhütte,
Fabrik kondensierter Milch. Bewohner meist Ackerbau treibend; der Boden fruchtbar. Bedeutender Tabakbau. Das eidgenössische
Hengstendepot beansprucht w. der Stadt eine weite Fläche.
Die heutige auf dem Hügelzuge liegende Stadt, auf dem einst das Capitol der römischen Niederlassung gestanden haben soll,
ist von recht malerischem Aeussern. An dem von der Eisenbahnstation nach rechts abzweigenden Wege das Schloss; früher bischöfliche
Residenz, im 16. Jahrhundert von den Bernern umgebaut und heute Sitz der Bezirks- und Gemeindebehörden.
Von hier umfassende Rundsicht auf das Thal der Broye, den Murtensee und den Mont Vully. Gegenüber dem Eingange der Hauptstrasse
in die Stadt eine weite elliptische Bodensenkung, das ehemalige römische Amphitheater, ö. von einem starken, zweistöckigen
und viereckigen Turm abgeschlossen, in dem das archäologische Museum untergebracht ist.
Die die Stadt in ihrer ganzen Länge durchziehende Hauptstrasse erweitert sich vor der reformierten Kirche zu einem weiten
Platze, gegen den das schöne Rathaus in Renaissance-Styl seine Front kehrt. Rings um die Stadt Ueberreste der mittelalterlichen
Festungswerke, die kaum 1 km Umfang hatten, während die Umfassungsmauer der römischen Stadt sich über
deren mehr als sechs erstreckte. Am
O.-Abhang des Hügels die Kapelle der freikirchlichen Religionsgemeinschaft und am S.-Abhang
die Synagoge.
Geschichte.
Avenches beansprucht in der historischen Geographie der Schweiz eine ganz besonders bedeutende Stellung, weil es durch Lage
und Namen enge mit Aventicum, der grössten und wichtigsten Stadt der Helvetier, verknüpft ist. ^[Note:]
«Dem von Norden kommenden Wanderer, der das Altertum nur aus den Büchern oder den künstlichen Sammlungen der grossen Museen
kennt, ist der Besuch von Avenches, wo Museum und Ruinenfeld zusammen ein Ganzes bilden und sich gegenseitig befruchten,
eine wahre Offenbarung. Hier tritt er zum ersten Male in unmittelbare persönliche Berührung mit dem
Altertum.» (Prof. Erman in einer in der «Gazette deLausanne» Juli 1900 veröffentlichten Besprechung des «Guide illustré
du musée d'Avenches» von Em. Dunant.)
Diese geschichtliche Bedeutung erfordert für unser Geographisches Lexikon derSchweiz eine eingehendere Darstellung. Immerhin
ist zu beachten, dass Aventicum und Avenches jedes seine eigene, vollkommen von der des andern gesonderte
geschichtliche Vergangenheit haben, indem das erstere seine Rolle ungefähr zweihundert Jahre früher ausgespielt hatte, ehe
die geschichtlichen Quellen für das zweite zu fliessen beginnen.
Helvetische und römische Zeit.
Der frühesten geschichtlichen Erwähnung von Aventicum begegnen wir bei Tacitus, der den Ort im Jahre 69 n. Chr.
als die Hauptstadt oder das beträchtlichste Bevölkerungszentrum der Helvetier Caput gentis nennt. Aus den Commentaren Caesars
und archäologischen Schlussfolgerungen lässt sich aber feststellen, dass der Ursprung der Stadt bis in jene Zeit zurückreichen
müsse, da sich die Helvetier im schweizerischen Mittellande festsetzten. Sie scheint jedoch zuerst die
übrigen Ansiedelungen an Bedeutung nicht übertroffen zu haben, und es ist unmöglich, zu bestimmen, aus welcher Zeit ihre
Erhebung zu der Stellung eines Caput gentis datiert. Es würde daher der Wahrheit nicht entsprechen, wenn man sich das Aventicum
der helvetischen Zeit als die Hauptstadt eines wirklichen, ungefähr das Gebiet der heutigen Schweiz umfassenden
Staatswesens vorstellen wollte.
Die Helvetier teilten ihren Wohnsitz in vier pagi ein, von dessen einem, wahrscheinlich dem pagus Tigurinus, Aventicum das
Stadtzentrum vorstellte. Dieser Umstand, verbunden mit ihrer durch die geographische Lage bedingten Bedeutung als Durchgangsort
des Verkehrs, wird der Stadt zu dem Range verholfen haben, den ihr Tacitus zuweist. Man hat im Walde von
Charmontet (am Mont Vully) und an der SW.-Ecke des Waldes von Faoug Grabhügel aufgedeckt, die älter als die römische Zeit
sind.
Ein im Museum aufbewahrter, für das Schlagen von gallischem Gelde bestimmter Münzstempel bezeugt das
Vorhandensein einer Münzstätte und damit eines politischen und Handelszentrums wenigstens für einen der helvetischen Stämme.
Diese Matrize diente zur Herstellung von Goldmünzen, die denen der makedonischen Könige nachgebildet waren und auf dem
Avers einen Apollokopf, auf dem Revers einen mit zwei Pferden bespannten Wagen zeigen. Endlich scheint die in
ein Säulencapitäl des Museums eingehauene Inschrift LUGOVES der Name einer keltischen Gottheit zu sein, die mit LUG, dem
Beschützer des Handels, verwandt sein dürfte. Das ist so ziemlich
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mehr
alles, was wir von der Stadt wissen, die die Römer Aventicum nannten, die aber vor deren Auftreten einen keltischen, wahrscheinlich
aus der in Aventia sich wiederfindenden Wurzel des Wortes Aventicum bestehenden Namen getragen haben dürfte.
Besser bekannt wird die Geschichte der Helvetier von dem Zeitpunkt an, da sie mit Caesar zusammenstiessen.
Als sie im Jahre 58 v. Chr. bei ihrem Auszuge ihre zwölf Städte zerstörten, befand sich auch Aventicum unter diesen, wurde
aber wieder aufgebaut, als Caesar das Volk nach der entscheidenden Niederlage von Bibracte in seine alten Wohnsitze zurücktrieb.
Von den Bauwerken der Stadt vor dem Jahre 58 scheint aber beinahe gar nichts mehr übrig geblieben zu
sein.
Nach der Unterwerfung Galliens durch Caesar, um das Jahr 49, trat im Lande ein ungefähr 120 Jahre andauernder Ruhezustand
ein, während dessen die Helvetier in ein geschlossenes Staatswesen, die CivitasHelvetia (nach Caesar) oder die Civitas Helvetiorum
(nach den Inschriften) zusammengefasst waren.
Wahrscheinlich infolge seiner Bedeutung entwickelte sich Aventicum zur politischen Hauptstadt dieser Civitas Helvetiorum
und erhielt Zuzug von Bewohnern römischen Stammes und Namens, die vom Militärdienste unter der Bedingung sich loskaufen
konnten, dass sie unter sich in Friedenszeiten eine Bürgergarde bildeten. Wir kennen einige historische Daten aus dieser,
den Flaviern vorangehenden Zeit.
Unter der Herrschaft der römischen Kaiser aus der Familie der Flavier (Vespasians und seiner zwei Söhne Titus und Domitian,
69-96 n. Ch.) vollzog sich dann die Umwandlung des Staates der Helvetier in eine römische Kolonie. Damit brach auch für
Aventicum die Zeit seiner höchsten Blüte an, die ungefähr 200 Jahre dauerte. Um sich die Gunst zu
erklären, deren sich Aventicum von Seiten Vespasians und seiner Nachfolger zu erfreuen gehabt hat, wird mit Recht der Umstand
betont, dass die Helvetier in den Kämpfen gegen Vitellius den römischen Herrschern tatkräftigen Beistand geleistet hatten.
Man weiss ausserdem aus einer Stelle bei Sueton, dass sich Sabinus, der Vater Vespasians, nach seiner
Rückkehr aus Asien bei den Helvetiern als Bankier niederliess und da auch gestorben ist.
Mit dem Anwachsen ihrer politischen Bedeutung nahm auch die äussere Entwicklung der Stadt zu. Nach und nach verschwand die
noch in die helvetische Zeit hinaufreichende Einteilung des Landes in vier pagi oder Gaue, und die 12 oppida
und 400 Dörfer der Helvetier machten zahlreichen römischen vici (Ortschaften) Platz. Die Glieder der helvetischen Colonie
erhielten zwar das römische Vollbürgerrecht nicht; Vespasian oder seine Söhne verliehen ihnen aber die Stellung als Bundesgenossen,
die dem Lande eine grössere Autonomie sicherte und zugleich seinen Bewohnern die Möglichkeit gewährte,
das römische Bürgerrecht unter Umständen zu
erlangen.
Aventicum war das Verwaltungszentrum des Landes der Helvetier. Dieses umfasste den grössern Teil des schweizerischen Mittellandes
von den Alpen bis zum Jura und erstreckte sich im O. bis zum Thale der Thur; der westliche Abschnitt zwischen
dem Flusse Aubonne und der Rhone (bei ihrem Austritt aus dem Genfersee) war von Caesar vom übrigen Gebiete abgetrennt und zu
einer eigenen civitas mit der Hauptstadt Noviodunum (Nyon) erhoben worden, die zuerst den Namen Civitas Equestrium trug und
dann zur Kolonie, ColoniaJuliaEquestrium, umgewandelt wurde.
Das so abgegrenzte, hie und da als römisches Helvetien (der Ausdruck Helvetia findet sich niemals für
sich allein in den Urkunden) bezeichnete Gebiet bildete aber keine eigene Provinz des römischen Reiches, sondern war zuerst
der Provinz Belgica zugeteilt, die alles Land n. und ö. der Seine und Saône umfasste, und kam später
zur Germania Superior (Elsass, Pfalz).
Einen weitern Vorteil zog Aventicum aus dem Umstande, dass es an der grossen Militär- und Handelsstrasse gelegen war, die
über den Grossen Sankt-Bernhard nordwärts nach Mainz und Köln, dem Hauptort der Germania Superior, führte. Nicht dass
ihm, etwa wie Vindonissa, eine besondere strategische Bedeutung zugekommen wäre; seine Wichtigkeit beruhte
vielmehr darauf, dass es als Etappenstation für die in ihre Garnisonen heimkehrenden Soldaten der 21. Legion, Rapax, und
später der 11., ClaudiaPiaFidelis, sowie für die reisenden Kaufleute diente. Es scheint, dass der Handel in Aventicum
vorzüglich blühte, wie man dies aus der grossen Zahl der hier aufgefundenen antiken Münzen schliessen
darf. Als Ausfuhrartikel konnte das Land Tannenholz, Harze, Talg, Wachs, Butter und Käse bieten, während die Einfuhr Wein,
Oel, Südfrüchte, Austern, wohlriechende Essenzen, italienischen und griechischen Marmor und ägyptischen Porphyr umfassen
mochte; auch der Durchgangshandel dürfte von Bedeutung gewesen sein.
Alle Verfasser von Schriften über Aventicum sind mit Ch. Morel darüber einig, dass es nicht in dem Masse
wie andere römische Hauptstädte das gesamte Verwaltungsleben in sich vereinigte. Alle Bewohner des Landes, die Bauern wie
die Städter, waren sich in civilrechtlicher Beziehung gleichgestellt, alle besassen das Bürgerrecht der römischen Bundesgenossen
und konnten Mitglieder des Senates der Kolonie werden. Die Römer liessen den Helvetiern eine ausnahmsweise
freiheitliche Verwaltung angedeihen, indem sie mit ausserordentlicher Staatsklugheit sich den örtlichen Ueberlieferungen
anbequemten und dem ausgeprägten Selbständigkeitstrieb Rechnung trugen, der manches administrative Räderwerk unnütz machte.
Und die Helvetier benützten diese verhältnismässige Freiheit, um unter sich Verbindungen einzugehen, die mehr
oder weniger freiwillige Abgaben erhoben und die für
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