Titel
Avé
-Lallemant
(spr. awē-lallmāng), 1) Friedrich Christian Benedikt, um das Polizeiwesen verdienter Schriftsteller, geb. zu Lübeck, [* 3] studierte in Jena, [* 4] ließ sich 1834 als Advokat in Lübeck nieder, wurde 1843 zum Obergerichtsprokurator ernannt und war 1851-68 am Polizeiamt daselbst thätig. Im J. 1882 siedelte er nach Berlin [* 5] über. Ein Resultat seiner kriminalistischen, kulturhistorischen Studien und praktischen Erfahrungen ist sein belehrendes Werk »Das deutsche Gaunertum« (Leipz. 1858-62, 4 Bde.),
das in seinen beiden letzten Bänden auch wertvolle linguistische Untersuchungen über die Gaunersprache enthält. Ergänzungen dazu bilden die spätern Schriften: »Die Mersener Bockreiter« (Leipz. 1880) und »Der Magnetismus [* 6] mit seinen mystischen Verirrungen« (das. 1881). Auf gleichem Gebiet veröffentlichte er noch: »Physiologie der deutschen Polizei« (Leipz. 1882) und mehrere kleinere Schriften: »Die Krisis der deutschen Polizei« (das. 1861),
»Die Reform der Polizei in Hamburg« [* 7] (Hamb. 1862) und »Die norddeutsche Bundespolizei« (Berl. 1868), in welchen er die Notwendigkeit einer einheitlichen Polizeiverfassung in Deutschland [* 8] darlegt. Auch einige Kriminalromane und Novellen entstanden aus jenen Studien.
2) Robert Christian Berthold, Arzt und Reisender, Bruder des vorigen, geb. zu Lübeck, studierte 1833-37 in Berlin, Heidelberg [* 9] und Paris [* 10] Medizin und ging 1837 nach Rio de Janeiro, [* 11] wo er sich als Arzt niederließ und als Mitglied in den obersten Gesundheitsrat für Brasilien [* 12] berufen wurde. Im J. 1855 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde er durch Humboldts Vermittelung Mitglied der österreichischen Novaraexpedition, trennte sich aber in Rio de Janeiro von dieser und machte 1858 und 1859 eine große Reise durch ganz Brasilien.
Seit seiner Rückkehr lebte er als praktischer
Arzt in
Lübeck, von wo aus er 1869 an der
Einweihung des
Suezkanals teilnahm. Er starb in seiner Vaterstadt. Außer medizinischen
Schriften veröffentlichte Avé-Lallemant:
»Reise durch
Südbrasilien« (Leipz. 1859, 2 Bde.)
und
»Reise durch Nordbrasilien« (das. 1860, 2 Bde.),
Werke, worin er auch über die
Lage der deutschen
Kolonien in jenem Land
Bericht erstattete.
Ferner gab er
»Des
Dr.
Joachim
Jungius aus
Lübeck Briefwechsel mit seinen
Schülern und
Freunden«
(Lüb. 1863) heraus und beschrieb später dessen
Leben (Bresl. 1882). Seine ägyptischen und italienischen Reiseeindrücke schilderte er in
dem Werkchen
»Fata Morgana«
(Altona
[* 13] 1872); auch war er Mitarbeiter an der von
Bruhns herausgegebenen wissenschaftlichen
Biographie Avé-Lallemant
v.
Humboldts (Leipz. 1872) und versuchte sich als Dichter in seinem
»Anson«
(Altona 1868). Spätere Werke von Avé-Lallemant
sind:
»Wanderungen durch
Paris aus alter und neuer Zeit« (Gotha
[* 14] 1877);
»Die Kirche der heil. Pudentiana und ihre Umgebung. Ein Morgenspaziergang in Rom« [* 15] (Lüb. 1877) und »Wanderungen durch die Pflanzenwelt der Tropen« (Bresl. 1881).