1) Der nordwestlichste Distrikt der portug.
ProvinzBeira, hat 2908,61 qkm und (1890) 287551 E., d. h. 99 auf 1 qkm,
ist fast ganz eben, waldreich, von der Vouga durchflossen, nur zum
Teil bevölkert und angebaut und zerfällt in 59 Concelhos
(Kantone). - 2) Hauptstadt des Distrikts Aveiro, Cidade und Bischofssitz, 64 km von Porto,
an der Eisenbahn Lissabon-Oporto, hat (1890) 8660 E. und ist ein wichtiger
Hafen- und Handelsplatz an der Mündung der Vouga,
die einen großen, von sumpfigen
Inseln und
Bänken erfüllten
Strandsee, die Ria de Aveiro, bildet, in dessen Morästen große
Massen Seesalz gewonnen werden. Die Stadt, ihrer vielen Lagunen wegen wohl das portug.
Venedig
[* 2] genannt, besitzt vier
Pfarrkirchen, ein großes Armenhaus mit einer schönen
Kirche und ein Hospital. Der Ansfuhrhandel
des Platzes mit
Salz,
[* 3] Öl,
Wein und Orangen ist lebhaft. An der
Küste befinden sich sechs große Etablissements für den hier
stark betriebenen Sardinenfang.
Die Umgegend erzeugt starkeWeine, Getreide,
[* 4] Öl, Gartenfrüchte.
Ä. wurde nebst der Umgegend von dem König
Johann III. im 16. Jahrh. zu einem Herzogtum erhoben, das bis 1720 dem Hause Lancastro
gehörte.
(spr. -ru),DomJoséMascarenhas,
Herzog von, geb. 1708, war unter
Johann V. von
Portugal,
[* 5] wie seine
Vorfahren,
Oberhofmeister des königl. Hauses und sehr einflußreich bei
Hofe gewesen, unter König
Joseph Emanuel
aber durch Pombal zurückgedrängt worden. Aveiro galt nun für einen Führer Mißvergnügter, und die gleichfalls
unzufriedenen
Jesuiten schlossen sich an ihn an. In der Nacht vom 3. zum wurde auf den von seiner Maitresse zurückkehrenden
König geschossen und derselbe verwundet.
Ein
Ausnahmegericht erklärte den
Herzog von den Marquis von Tavora und einige andere
Personen, meistens
Glieder
[* 6] dieser Familien,
für schuldig, die
Jesuiten aber für die Anstifter des
Attentats. Mehrere, darunter auch Aveiro nebst seinen
Söhnen und seinem
Schwiegersohne, wurden hingerichtet, ihre
Güter eingezogen, die
Jesuiten verbannt. Der Prozeß
ist, nach Olfers
(«Über den
Mordversuch gegen den König
Joseph von
Portugal», Berl. 1839), äußerst unregelmäßig geführt
worden und der größere
Teil der Verurteilten wahrscheinlich unschuldig gewesen. Unter der Regierung Marias I. hat eine Revision
des Prozesses stattgefunden, und ein Erkenntnis vom das frühere
Urteil in
Bezug auf sechs
Personen
widerrufen und deren Rehabilitierung verfügt, diese hat indessen niemals stattgefunden.