(spr. aweru), Distriktshauptstadt in der portug.
Provinz Beira, am Ufer des Strandsees, den die Mündung des Vouga bildet, und an der Eisenbahn von Lissabon
nach Porto gelegen, hat einen geräumigen
Hafen, welcher mit dem Meer durch einen 10 km langen Kanal zusammenhängt, und (1878) 7167 Einw.,
welche Sardellen- und Austernfischerei und Salzgewinnung treiben. Aveiro ist Bischofsitz. Im 16. Jahrh.
ein bedeutender Handelsplatz, der jährlich 60 Schiffe nach Neufundland aussandte, wurde Aveiro nebst der Umgegend
von König Johann III. zu einem Herzogtum erhoben, das bis 1720 dem Haus Lancastro gehörte.
(spr. aweru), Joseph Mascarenhas, Herzog von, bekannt durch sein Attentat auf das Leben des Königs Joseph von Portugal,
geb. 1708, dem königlichen Haus verwandt, war erblicher Oberhofmarschall und unter Johann V. ebenso mächtig
wie hochmütig und gewaltthätig. Um so tiefer fühlte er sich daher beleidigt, als er unter Joseph durch Pombal verdrängt
wurde. Eine Verschwörung, von den Jesuiten angezettelt, von Aveiro und dem hohen Adel, besonders der Familie Tavora, geleitet, sollte
dem beiden Teilen verhaßten Regiment ein Ende machen.
In der Nacht vom 3. zum als Joseph von seiner Geliebten, der Marquise Theresia von Tavora, zurückfuhr, wurde er
von zwei Schüssen in den Wagen am Arm und in der Seite leicht verwundet. Gleich folgenden Tags hieß es in Lissabon, die Tavoras
seien Urheber der That; doch wurde nicht das Mindeste gegen sie unternommen, und schon fühlten sich die
verdächtigen Personen ganz sicher, als Pombal 13. Dez. sämtliche Tavoras in Lissabon, am 14. auch den Herzog von Aveiro verhaften
und in fürchterliche Kerker werfen ließ.
Pombal selbst leitete den Prozeß, bildete aus den höhern Gerichten des Landes einen höchsten Gerichtshof
und trat selbst, weil kein Großer ohne die Stimmen dreier Edelleute verurteilt werden konnte, mit zwei andern Edelleuten an
die Spitze desselben. Auf Grund von Geständnissen und Aussagen, die man durch die Folter erpreßt hatte, wurden die Angeklagten verurteilt.
Am 13. Jan. wurde die Marquise Eleonora von Tavora enthauptet, ihre zwei Söhne und ein Eidam erdrosselt, ihr
Gemahl, sein Gesellschaftskavalier und Bedienter lebendig gerädert, der Herzog von Aveiro langsam zu Tode gemartert, sein Kammerdiener
Ferreira samt den bereits Getöteten verbrannt, die Paläste Aveiros und der Tavoras niedergerissen und ihr Name überall, selbst
an dem Flüßchen Tavora, vertilgt. Aber nicht bloß den hohen Adel, auch die Jesuiten ereilte die rächende
Nemesis. Am nämlichen Tag, wo man die Tavoras verhaftete, sperrte Pombal alle Kollegienhäuser mit Militär; wurden
die Patres Malagrida, Souza und Matos eingekerkert, und der publizierte Prozeßauszug nannte diese drei als
Ratgebenden ganzen Orden als Mitanstifter des Königsmordes. Acht Monate später begann die Vertreibung der Gesellschaft
mit der Einschiffung eines Teils ihrer Mitglieder, denen bald die übrigen folgten, nach dem Kirchenstaat. Jener Königsmörderprozeß
ist nach der gründlichen Untersuchung von Olfers (»Über den Mordversuch gegen
den König Joseph von Portugal«, Berl. 1839) äußerst unregelmäßig geführt worden und der größere
Teil der Verurteilten wahrscheinlich unschuldig gewesen. Unter der Regierung der Königin Maria I. fand eine Revision des Prozesses
statt, infolge deren durch ein Erkenntnis vom das frühere Urteil in Bezug auf sechs Personen widerrufen und deren
Rehabilitierung verfügt wurde. Doch ist dieser Rechtsspruch nicht in Vollzug gesetzt worden. Man begnügte
sich damit, einen Abkömmling jener Opfer, welcher darum nachsuchte, mit einer kleinen Pension abzufinden.