Sie leben in elenden Holzhütten und haben ein südländisches, aber häßliches Äußere; man kann sie als noch sehr ungemischte
Kelten ansehen. Das schwere Erdreich bearbeiten sie mit dem südlichen räderlosen
Pflug,
[* 3] der kaum den
Boden ritzt, und ihre
langsamen
Ochsen halten sie mit dem ihnen selbst unverständlichen Zuruf: »Sta bos!« an. Viele wandern alljährlich, meist
im
Herbst, in die
Fremde und bringen im Frühjahr ihre Ersparnisse, aber wenig
Ideen in die
Heimat zurück;
Infolge des
Kriegs zwischen dem
Herzog Waifar von
Aquitanien und dem Frankenkönig
Pippin wurde Auvergne 768 wieder unmittelbare fränkische
Provinz.
Karl d. Gr. setzte Bertmond (774) als
Grafen über Auvergne. Diesem folgte der merowingische
Prinz Jeterius
(778), Enkel
Eudos von
Aquitanien. Seit 864 stand das Land unter erblichen
Grafen, als deren erster
Bernhard genannt wird, und
wurde den
Herzögen von
Aquitanien oder
Guienne lehnspflichtig. Seit 1115 zerfiel es in zwei Teile, die
GrafschaftAuvergne und
Dauphiné d'A. (den nördlichen Teil).
(spr. owärnj), südfranz. Landschaft, zwischen den alten ProvinzenBourbonnais, Marche, Limousin, Guyenne, Languedoc
und Lyonnais, führte früher den Titel einer Grafschaft und war vor der Revolution ein besonderes Gouvernement, aus dem dann
die beiden Depart. Cantal und Puy-de-Dôme und das ArrondissementBrioude im Depart. Haute-Loire gebildet
wurden, die zusammen etwa 14000 qkm mit 881900 E. umfassen. Zwischen dem Allier und dem obern Lauf der Dordogne und des Lot
erhebt sich die Auvergne als ein Hochland, zu dem man über die Vorterrassen von Bourbonnais, Limousin und Rouergue
aus den westl. Tiefebenen aufsteigt, während es im Osten an die Cevennen und die Centrallandschaft des südl. Hochfrankreichs
gelagert ist.
Nicht allein der plateauartige Charakter der kahlen Oberfläche und die kegel- und domförmige Gestaltung der Gipfel verrät
die vulkanische Bildung, sondern auch die mächtigen, aus einer Granit- und Gneisplatte hervorbrechenden
Basalt- und Trachytmassen, wie andere Schlackengesteine lassen hier einen Hauptherd der eruptiven Thätigkeit suchen.
Unter den Bergen,
[* 6] erloschenen Vulkanen, sind am bedeutendsten der Plomb-du-Cantal (1858 m), der Puy-de-Sancy der Gruppe Mont-Dore
(1886 m) und der Puy-de-Dôme (1465 m). Nach einer natürlichen Einteilung zerfällt die in die südl.
Oberauvergne (Haute-Auvergne) und die nördl. Niederauvergne (Basse-Auvergue), in welcher letztern
am linken Ufer des Allier die Thallandschaft Limagne durch besondere Fruchtbarkeit ausgezeichnet ist, während die erstere,
von vulkanischen Felsmassen bedeckt und von tiefen Schluchten durchzogen, eine großartige, aber unfruchtbare Landschaft
darbietet.
Mit der fast das ganze gleichnamige Departement erfüllenden Basaltmasse des Cantal beginnt im Süden die
höchste und rauheste Landschaft des innern Frankreichs mit mehr als 600 erloschenen Vulkanen. Das Klima ist in den Berggegenden
kälter, als man für die südl. Lage bei geringerer Höhe erwarten darf, und wütende Sturmwinde sowie heftige Gewittererscheinungen
sind häufig; in den tiefern Thälern macht sich der Sommer oft durch drückende Hitze geltend. Die mit
Eruptivgestein bedeckten Plateaus sind öde, in den Hängen und Thälern aber ist der aus verwittertem vulkanischem Gestein
bestehende Boden sehr fruchtbar und bringt viel Getreide,
[* 7] Gartenfrüchte, schönes Obst, Wein, im Süden die Kastanie und nördlich
die Walnuß im Überfluß hervor; auch finden sich ausgedehnte, kräftige Waldungen.
Der Ackerbau ist teilweise vernachlässigt, die Viehzucht
[* 8] dagegen gut, und besonders die Mauleselzucht ausgezeichnet.
Außer an den gewöhnlichen Haustieren ist die Auvergne reich an Wild,
Geflügel, Fischen und Bienen. Neben reichlichen und guten
Bau- und Mühlsteinen finden sich auch nützliche Metalle, wie Eisen,
[* 9] Blei,
[* 10] Kupfer,
[* 11] Spießglanz u. s. w.,
ebenso ergiebige Steinkohlenlager und eine Menge kräftiger Mineralwässer. Die Auvergnaten sind roh, arm und unwissend,
aber rechtschaffen und fleißig. Sie leben als Hirten und Ackerbauer und wandern nach Paris
[* 12] als Arbeiter aus. Im Lande selbst
wird Weberei,
[* 13] Gerberei und Papierfabrikation
[* 14] betrieben. Die Hauptstädte der Auvergne sind südlich
Aurillac, nördlich Clermont. ^[]
Das Land hat den Namen von den alten Arvernern, die ihre Gebirgsfeste unter Vercingetorix lange gegen Cäsar verteidigten, wie
später gegen die Goten, Burgunder und Franken, mit denen sie sich endlich vermischten. Unter den Karolingern, bis 928, hatte
die Auvergne Grafen. Die Grafschaft ward später ein Afterlehn von Guyenne, von dessen Herzog sich die Nachkommen
des Grafen Raymund unabhängig machten. Eine Zeit lang spaltete sich die Familie in Dauphins und Grafen von Auvergne, die sich in
das Land teilten, bis 1128 Ludwig von Montpensier beide Anteile durch Heirat vereinigte.
Guido Ⅱ. verlor das Lehn 1209 an König Philipp August, der es den Dampierres verlieh, von denen es 1225 auch
wieder an die Krone fiel. Alfons von Poitou, dritter Sohn Ludwigs Ⅷ., erhielt die Auvergne als Apanage, und Ludwig Ⅺ. gab Wilhelm
de la Tour die Anwartschaft darauf. Es fiel aber nur ein kleiner Teil der Auvergne an das Haus La Tour, das sich
seitdem De la Tour d'A. nannte. Wiederholt war dann die Grafschaft Auvergne Apanage oder Mitgift von Prinzen und Prinzessinnen des königl.
Hauses, bis sie endlich, nach dem Übertritt des Connétable von Bourbon zu KaiserKarl Ⅴ., 1532 für immer an die Krone kam.
Der kleine Anteil des Hauses La Tour ging durch Erbschaft an Katharina von Medici über und ward von ihrer Tochter, Margarete
von Valois, der Krone abgetreten. –
Vgl. Bielawski, Histoire de la comté d'A. (Clerm. 1868);
Imberdis, Histoire générale
de l'A. (ebd. 1868);
Bouillet, Histoire des communautés, des arts et metiers de l'A. (ebd. 1857);
Scrope,
Geology and extinct volcanoes of CentralFrance (Lond. 1858);
Lecoq, Les Époques géologiques de l'A. (5 Bde., Par.
1868);
Rivière, Histoire des institutions de l'A. (2 Bde., ebd. 1874);
Joanne, Itinéraire général de la France: Auvergne (ebd. 1874);
Mathieu, L.'A. anté-historique (Clerm.1875);
Partsch, Eine
Wanderung in der Auvergne (im «Ausland», 1892).