Auvergne
(spr. owärnj), südfranz. Landschaft, zwischen den alten
Provinzen
Bourbonnais,
Marche,
Limousin, Guyenne, Languedoc
und
Lyonnais, führte früher den
Titel einer
Grafschaft und war
vor der Revolution ein besonderes Gouvernement, aus dem dann
die beiden Depart.
Cantal und Puy-de-Dôme und das
Arrondissement
Brioude im Depart.
Haute-Loire gebildet
wurden, die zusammen etwa 14000 qkm mit 881900 E. umfassen. Zwischen dem
Allier und dem obern Lauf der Dordogne und des Lot
erhebt sich die Auvergne
als ein Hochland, zu dem man über die Vorterrassen von
Bourbonnais,
Limousin und
Rouergue
aus den westl.
Tiefebenen aufsteigt, während es im
Osten an die Cevennen und die Centrallandschaft des südl. Hochfrankreichs
gelagert ist.
Nicht allein der plateauartige Charakter der kahlen Oberfläche und die kegel- und domförmige Gestaltung der Gipfel verrät
die vulkanische
Bildung, sondern auch die mächtigen, aus einer Granit- und Gneisplatte hervorbrechenden
Basalt- und Trachytmassen, wie andere Schlackengesteine lassen hier einen Hauptherd der eruptiven Thätigkeit suchen.
Unter den
Bergen,
[* 2] erloschenen
Vulkanen, sind am bedeutendsten der Plomb-du-Cantal (1858 m), der Puy-de-Sancy der Gruppe Mont-Dore
(1886 m) und der Puy-de-Dôme (1465 m). Nach einer natürlichen
Einteilung zerfällt die in die südl.
Oberauvergne
(Haute-Auvergne
) und die nördl. Niederauvergne
(Basse-Auvergue), in welcher letztern
am linken Ufer des
Allier die Thallandschaft Limagne durch besondere
Fruchtbarkeit ausgezeichnet ist, während die erstere,
von vulkanischen Felsmassen bedeckt und von tiefen Schluchten durchzogen, eine großartige, aber unfruchtbare Landschaft
darbietet.
Mit der fast das ganze gleichnamige Departement erfüllenden Basaltmasse des Cantal beginnt im Süden die höchste und rauheste Landschaft des innern Frankreichs mit mehr als 600 erloschenen Vulkanen. Das Klima ist in den Berggegenden kälter, als man für die südl. Lage bei geringerer Höhe erwarten darf, und wütende Sturmwinde sowie heftige Gewittererscheinungen sind häufig; in den tiefern Thälern macht sich der Sommer oft durch drückende Hitze geltend. Die mit Eruptivgestein bedeckten Plateaus sind öde, in den Hängen und Thälern aber ist der aus verwittertem vulkanischem Gestein bestehende Boden sehr fruchtbar und bringt viel Getreide, [* 3] Gartenfrüchte, schönes Obst, Wein, im Süden die Kastanie und nördlich die Walnuß im Überfluß hervor; auch finden sich ausgedehnte, kräftige Waldungen.
Der Ackerbau ist teilweise vernachlässigt, die Viehzucht
[* 4] dagegen gut, und besonders die Mauleselzucht ausgezeichnet.
Außer an den gewöhnlichen Haustieren ist die Auvergne
reich an Wild,
Geflügel, Fischen und
Bienen. Neben reichlichen und guten
Bau- und Mühlsteinen finden sich auch nützliche Metalle, wie
Eisen,
[* 5]
Blei,
[* 6] Kupfer,
[* 7]
Spießglanz u. s. w.,
ebenso ergiebige Steinkohlenlager und eine Menge kräftiger Mineralwässer. Die Auvergnaten sind roh, arm und unwissend,
aber rechtschaffen und fleißig. Sie leben als Hirten und
Ackerbauer und wandern nach
Paris
[* 8] als
Arbeiter aus. Im
Lande selbst
wird
Weberei,
[* 9] Gerberei und Papierfabrikation
[* 10] betrieben. Die Hauptstädte der Auvergne
sind südlich
Aurillac, nördlich Clermont. ^[]
Das Land hat den
Namen von den alten
Arvernern, die ihre Gebirgsfeste unter Vercingetorix lange gegen
Cäsar verteidigten, wie
später gegen die Goten,
Burgunder und
Franken, mit denen sie sich endlich vermischten. Unter den Karolingern, bis 928, hatte
die Auvergne
Grafen. Die
Grafschaft ward später ein
Afterlehn von Guyenne, von dessen
Herzog sich die Nachkommen
des
Grafen Raymund unabhängig machten. Eine Zeit lang spaltete sich die Familie in Dauphins und
Grafen von Auvergne
, die sich in
das Land teilten, bis 1128
Ludwig von Montpensier beide Anteile durch Heirat vereinigte.
Guido Ⅱ. verlor das
Lehn 1209 an König Philipp
August, der es den Dampierres verlieh, von denen es 1225 auch
wieder an die
Krone fiel.
Alfons von Poitou, dritter Sohn
Ludwigs Ⅷ., erhielt die Auvergne
als
Apanage, und
Ludwig Ⅺ. gab Wilhelm
de la
Tour die
Anwartschaft darauf. Es fiel aber nur ein kleiner
Teil der Auvergne
an das Haus La
Tour, das sich
seitdem
De la
Tour d'A. nannte. Wiederholt war dann die
Grafschaft Auvergne
Apanage oder
Mitgift von Prinzen und Prinzessinnen des königl.
Hauses, bis sie endlich, nach dem
Übertritt des Connétable von
Bourbon zu
Kaiser
Karl Ⅴ., 1532 für immer an die
Krone kam.
Der kleine Anteil des Hauses La Tour ging durch Erbschaft an Katharina von Medici über und ward von ihrer Tochter, Margarete von Valois, der Krone abgetreten. –
Vgl. Bielawski, Histoire de la comté d'A. (Clerm. 1868);
Imberdis, Histoire générale de l'A. (ebd. 1868);
Bouillet, Histoire des communautés, des arts et metiers de l'A. (ebd. 1857);
Scrope, Geology and extinct volcanoes of Central France (Lond. 1858);
Lecoq, Les Époques géologiques de l'A. (5 Bde., Par. 1868);
Rivière, Histoire des institutions de l'A. (2 Bde., ebd. 1874);
Joanne, Itinéraire général de la
France: Auvergne
(ebd. 1874);
Mathieu, L.'A. anté-historique (Clerm.1875);
Partsch, Eine
Wanderung in der Auvergne
(im
«Ausland», 1892).