Auto
(span., »Akt«),
in
Spanien
[* 2] jede öffentliche religiöse oder gerichtliche
Handlung (daher Auto
de
Fé); insbesondere Bezeichnung einer Art von
Schauspielen, welche zur Verherrlichung kirchlicher
Feste öffentlich, meist
in
Verbindung mit
Prozessionen, aufgeführt wurden und gewöhnlich in allegorischen und mystisch-symbolischen
Darstellungen
bestanden. Bereits unter den frühsten Erzeugnissen der Volkslitteratur finden sich solche
Autos; doch
erhielten sie ihre
Ausbildung erst zur Zeit des
Lope de
Vega, der allein an 400
Stück geschrieben hat, von denen freilich nur
noch 12 oder 13 vorhanden sind. In dieser ausgebildetern Gestalt zerfielen die
Autos in drei Abteilungen: eine Art
Prolog oder
Vorspiel (loa) und ein
Zwischenspiel (entremes), welche das Ganze einleiteten und meist einen komischen,
ja possenartigen
Charakter hatten, und die nun folgende eigentliche religiöse
Darstellung (auto
), welche in ihrer Gesamthaltung
ernster Art war.
Die wichtigsten und üblichsten Autos waren die Opferdarstellungen (Autos sacramentales) oder Fronleichnamsspiele (Autos del Corpus Christi), welche zur Verherrlichung des Fronleichnamsfestes bestimmt waren. Ihre Ausführung bildete den Schluß der Festlichkeit und fand im Freien auf öffentlichen Plätzen und eigens dazu errichteten Gerüsten statt, wo die pomphaften Fronleichnamsprozessionen Halt machten und die Schauspieler, welche dem Zug auf geschmückten Karren [* 3] folgten, unmittelbar nach den kirchlichen Handlungen der Priester ihre Darstellung begannen.
Außer Lope de Vega und Frühern werden Montalvan, Tirso de Molina, Valdivielso u. a. als Verfasser solcher Opferdarstellungen genannt; namentlich aber zeichnete sich Calderon in diesem Genre aus, der es durch die Tiefe seiner Auffassung, die Feinheit seiner Durchführung und die Pracht seiner Diktion in eine wirklich künstlerische Sphäre hob. Er hat 73 Autos sacramentales hinterlassen, die, sämtlich allegorischen Inhalts und durch ihr Gepränge, die Anwendung von Musik und künstlichen Maschinerien an die heutige Oper erinnernd, zu Madrid, [* 4] Toledo [* 5] und Sevilla [* 6] mit großem Aufwand in Szene gesetzt wurden.
Eine andre Art dieser dramatischen Spiele waren die Autos al nacimiento, die zur Feier der Geburt Christi und daher zur Darstellung am Weihnachtsfest bestimmt waren und in der Regel die Anbetung der Hirten, die Flucht nach Ägypten [* 7] oder ein andres Moment aus diesem Teil der evangelischen Geschichte behandelten. Auch zur Feier andrer, selbst weltlicher Feste wurden nicht selten Autos gedichtet und aufgeführt. Seit dem 12. und 13. Jahrh. eine Lieblingsunterhaltung der Menge, erhielten sich diese dramatischen Aufführungen fortdauernd in der öffentlichen Gunst und wurden erst im vorigen Jahrhundert als eine Profanation des Heiligen (1765) verboten und mit Mühe unterdrückt.