Auszehrung
(Schwindsucht, Abzehrung, Darre, Phthisis, Tabes, Consumptio, Marasmus, Kachexie, Atrophie), ganz allgemein ein Schwund, eine Abnahme von Körpersubstanz. Dieser Verlust betrifft entweder die sämtlichen Organe und Gewebe [* 2] des Körpers gleichmäßig, oder er beschränkt sich auf einzelne Teile, oder er hat anfangs einen beschränkten Sitz und wird später allgemein. Gewöhnlich versteht man unter den Schwund und das Hinsiechen des ganzen Organismus, wie es in der natürlichen Entwickelung dem hohen Greisenalter zukommt und in frühern Lebensperioden durch schwere Ernährungsstörungen mannigfachster Art hervorgebracht werden kann. Am auffallendsten ist zunächst der Schwund des Fettgewebes, wodurch die Körperformen ihre Rundung verlieren, die Haut [* 3] ihre Straffheit und Glätte einbüßt, das Gesicht [* 4] Falten erhält; demnächst ist die Blässe der Haut und der Schleimhäute schon für den Laien in die Augen fallend.
Später erst stellen sich
Verdauungsbeschwerden, oft allgemeine
Verstimmung,
Trägheit, nächtliche
Schweiße,
Wassersucht
ein, welche mit steter Abnahme der
Kräfte in langsamem
Verfall schließlich zum völligen Aufhören aller Leistungen
absinken
können. Die eigentlichen
Ursachen, welche einer solchen Auszehrung
zu
Grunde liegen, sind höchst mannigfacher
Natur. Ein großes
Kontingent
derartiger
Fälle stellt unter traurigen sozialen Verhältnissen der
Hunger mit all den düstern Helfershelfern, dem
Mangel an
Licht,
[* 5]
Luft, Reinlichkeit, guter
Kleidung,
Wärme
[* 6] etc., die mehr
Opfer fordern als
Krieg und
Krankheit selbst.
Unter den Krankheiten im engern Sinn stehen im Vordergrund die chronischen, sogen. dyskrasischen Leiden, [* 7] wie Tuberkulose, Syphilis, Krebskachexie, Skrofulose (s. d.), sodann das wechselvolle Bild der Lungenschwindsucht (s. d.), ferner aber Darmleiden, chronische Entzündungen lebenswichtiger Organe und viele Erkrankungen des Nervensystems, Knocheneiterungen (s. Karies) etc., welche den Schwund der leistungsfähigen Organe teils durch Verschwärung, teils durch Verhärtung und Überwucherung mit neugebildetem Gewebe, teils durch abnorme Ausscheidungen aus dem Blute, teils durch Behinderung der Stoffaufnahme in das Blut zuwege bringen. Betreffs der Behandlung vergleiche man die aufgeführten einzelnen Artikel. Über der Kinder s. Pädatrophie.