[* 2] (tschech. Slavkov), Stadt in
Mähren,
[* 3] Bezirkshauptmannschaft
Wischau, an der Littawa und der im
Bau befindlichen
mährischen Transversalbahn gelegen, mit Bezirksgericht,
Schloß des
FürstenKaunitz, schöner
Kirche, Dampfmühle, Spiritusfabrik,
Tuchweberei und (1880) 3487 Einw. -
Österreicher und Russen, gegen 84,000 Mann stark, hatten Ende November ihre feste Stellung bei Olschan verlassen u. sich gegen
Brünn
[* 5] in Bewegung gesetzt, um Napoleon, der etwa 70,000 Mann hatte, anzugreifen. Sie glaubten, er sei schwächer und suche
einer Schlacht auszuweichen. Ihr Plan war, die rechte Flanke des Feindes zu umgehen, ihn nach N. zurückzuwerfen
und ihm so die Verbindung mit Wien
[* 6] und mit Böhmen abzuschneiden. Napoleon durchschaute diesen Plan und beschloß, seinen Hauptangriff
auf die infolge der Ausführung dieses Plans etwas entblößten Höhen von Pratze, den Schlüssel der Aufstellung der Verbündeten,
zu richten.
Während diese den rechten FlügelNapoleons unter Davoût angriffen, blutige Gefechte lieferten, aber ihr
Ziel nicht erreichen konnten, ließ Napoleon um die Mittagsstunde die Höhen von Pratze, wo der Oberfeldherr Kutusow selbst stand,
durch Soult nehmen, zwang auch den rechten Flügel der Verbündeten, wo glänzende Reitergefechte stattfanden, zum Rückzug
und warf nun gegen Mittag seine siegreichen Truppen den mit Davoût ringenden Feinden in den Rücken. Damit
war die Schlacht entschieden, der Rückzug der Verbündeten war allgemein und artete bald in wilde Flucht aus.
[* 2] czech. Slavkov, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Wischau in Mähren, 24 km östlich von Brünn,
an der Littawa und der Linie Brünn-Bisenz der Österr.-Ungar. Staatsbahn, Sitz eines Bezirksgerichts
(40 Gemeinden, 41 Ortschaften, 29358 meist czech. E.), hat (1890) 3175 meist czech. E., darunter 441 eine eigene Gemeinde
bildende Israeliten, schöne Pfarrkirche und Schloß des Fürsten Kaunitz-Rietberg.
Geschichtlich bekannt wurde der Ort durch die Dreikaiserschlacht vom (s. umstehenden Plan). Nachdem
die Franzosen13. Nov.Wien besetzt hatten, schloß sich das österr. Korps des Fürsten Liechtenstein
[* 8] den Russen unter Kutusow
auf deren Rückzüge nach Mähren an. Napoleon I. ließ das 2. Korps und die Reservekavallerie folgen und brach selbst mit
den Garden nach Brünn auf. Kutusow hatte mit Buxhoevden bei Olmütz
[* 9] 22. Nov. Halt gemacht, wo am 24. ein Teil
der russ. Garden eintraf.
Die KaiserAlexander und Franz waren schon seit dem 18. Nov. im Hauptquartier. Das österr.-russ. Heer zählte 83650 Mann und 16000 Pferde.
[* 10] Der Vormarsch der Verbündeten geschah in fünf Kolonnen äußerst langsam. Napoleon rief noch rechtzeitig sein 1. Korps
(Bernadotte) von Iglau,
[* 11] sein 3. (Davout) von Wien herbei und zog seine Truppen in eine Stellung hinter dem Gold(Rziczka)-bach zusammen.
Der rechte Flügel, 4. Korps (Soult), besetzte am 1. Dez. mit einer Division die Übergangspunkte des Bachs, zwei Divisionen (Bandamme
und Saint-Hilaire) standen zu einem Offensivstoße bei Puntowitz vereint; den linken Flügel bildete
das 5. Korps (Lannes) auf den Höhen südlich von Wellatitz, rechts daneben die Reservekavallerie unter Murat und das 1. Korps
(Bernadotte); die Garden und Oudinots Grenadierdivision nahmen hinter Schlapanitz Reservestellung ein.
Am 2. Dez. (morgens 7 Uhr)
[* 12] setzten sich staffelförmig vom linken Flügel die Kolonnen der Verbündeten in
Bewegung. Der rechte Flügel, die fünfte Kolonne (Bagration), die Reservekavallerie (Fürst Liechtenstein) und die russ. Vorhut
sollten den Gegner anfangs nur beschäftigen und erst, wenn der andere Flügel jenseit des Bachs vordringe, angreifen; die
Garden (GroßfürstKonstantin) blieben hinter den Höhen von Blasowitz in Reserve. Beide Heere waren gleich
stark, und dichter Nebel bedeckte die Gegend; gegen 8 Uhr brach die Sonne
[* 13] («die Sonne von Austerlitz») durch, und die Schlacht begann.
Am
¶
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Goldbache wurden die Défilés von Telnitz und Sokolnitz von der Vorhut und den drei russ. Kolonnen genommnen, Kutusow aber
hielt die vierte Kolonne noch zurück und ließ sie erst auf Befehl des Kaisers antreten. Diese Zögerung gab Napoleon Zeit,
die Angrifssmassen seines Centrums (unter Soult) zum Durchbrechen der feindlichen Schlachtordnung gegen
Pratzen vorgehen zu lassen, während Davout mit seinen frisch ankommenden Truppen und der von den Défilés zurückweichenden
Division des Soultschen Korps eine Flankenstellung ans den Höhen zwischen Kleinraigern und Kobelnitz einnahm und diese gegen
die drei Kolonnen des linken Flügels der Verbündeten behauptete.
Unterdessen stieß die eben aus Pratzen vorrückende vierte Kolonne auf den Feind. Es kam hier zu einem
langen Kampfe, der um 11 Uhr mit der Niederlage der Verbündeten endigte. An der Brünn-OlmützerStraße hatte der Kampf zwischen
Lannes, der den linken Flügel befehligte, und Bagration mit großer Heftigkeit begonnen; er schloß damit, daß auch Bagration
zum Rückzug gezwungen wurde. Napoleon hatte während dieses Kampfes seine Reserve nach den Höhen von
Pratzen vorgeführt und ließ nun die Truppen, welche dieselben erstürmt hatten, den noch jenseit des Goldbachs kämpfenden
Feind im Rücken angreifen, während Davout in der Front vorging. Die dritte Kolonne der Verbündeten wurde fast ganz vernichtet,
die andern retteten sich teilweise. Noch am Abende des 2. Dez. trug Fürst Liechtenstein auf Waffenstillstand an, der am folgenden
Tage abgeschlossen wurde, worauf der Friede zu Preßburg (s. d.) folgte. (S. Französisch-Österreichischer Krieg von 1805.)