Ausstellung,
s. Ausstellungen.
Über die öffentliche Ausstellung als Strafe s. Pranger.
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s. Ausstellungen.
Über die öffentliche Ausstellung als Strafe s. Pranger.
des Sakraments, die in der kath. Kirche übliche feierliche Ausstellung der in der Monstranz befindlichen Hostie (s. d.) auf dem Hochaltar.
Sie ist erst mit dem Fronleichnamsfest (s. d.) Ende des 13. Jahrh. Sitte geworden.
nennen wir die Darstellungen der gewerblichen und künstlerischen Thätigkeit eines Landes oder mehrerer Länder durch Vorführung der in dem vertretenen Gebiet erzeugten Produkte. Je nach der sachlichen, örtlichen und zeitlichen Ausdehnung der Ausstellungen unterscheidet man allgemeine und Spezialausstellungen (bei letztern Beschränkung auf bestimmte Gebiete der Wirtschaft, des Verkehrs, der Kunst, des Unterrichts etc.), periodische und permanente Ausstellungen (letztere unterscheiden sich von Sammlungen und Museen im wesentlichen dadurch, daß die ausgestellten Gegenstände von Zeit zu Zeit durch neue ersetzt werden), Bezirks-, Landes- und Weltausstellungen.
Alle diese Ausstellungen haben in der neuern Zeit dadurch an Bedeutung gewonnen, daß auf denselben nicht allein fertige Produkte, sondern auch die aufeinander folgenden Stadien der Verarbeitung und der Verarbeitungsprozeß selbst dem Publikum vorgeführt werden. Auch ist man mehr bemüht, durch geeignete Gruppierung der Gegenstände möglichst eine Übersicht über die gesamte wirtschaftliche und Kulturentwickelung eines Landes, gleichzeitig aber auch eine solche über die gleiche Industrie verschiedener Länder zu bieten. Am vollständigsten ließe sich dieses Ziel durch fächerweise Anordnung erreichen.
Die Praxis der Ausstellungen ist freilich von der Verwirklichung dieses Ideals wegen der großen derselben entgegenstehenden Schwierigkeiten weit entfernt. Da die Ausstellungen viel Mühe, Zeit und Geld kosten, und da dieselben doch dem Publikum jeweilig neue Entwickelungsstadien vorführen sollen, so dürfen sie am gleichen Ort nicht zu häufig wiederkehren. Die zulässige Dauer der Wiederkehr hängt im wesentlichen von Art und Umfang der Ausstellungen ab. Näheres über Arrangement, Licht- und Schattenseiten der Ausstellungen etc. vgl. in dem unten angeführten Werk von Exner.
Solche Ausstellungen sind wesentlich neuern Datums. Das klassische Altertum kannte und brauchte sie auch nicht. Das christlich-germanische Mittelalter brachte zur Schaustellung vorzugsweise Novitäten, namentlich aber Gegenstände religiöser Verehrung. Die Klosterschulen veranstalteten schon früh der Arbeiten ihrer Zöglinge, die Zünfte von Meisterstücken. Vornehmlich entwickelten sich aber die Ausstellungen aus den Warenlagern und Schaustellungen der Messen und Märkte heraus; sie haben bei der fortwährenden Abnahme dieser letztern stetig an Wichtigkeit und Umfang zugenommen.
Ihrem Wesen nach waren solche Ausstellungen zuerst ausschließlich Industrieausstellungen; jedoch fing man gleichzeitig auch an, künstlerische Leistungen auszustellen, wozu namentlich die Malerei Veranlassung gab, deren Werke nicht so häufig an allgemein zugänglichen Plätzen zu finden sind. Damit entstanden die Kunstausstellungen (s. d.), und diese beiden vereint bilden heute den Kern des gesamten vielseitig ausgebildeten Ausstellungswesens. Öfters selbständig auftretend, zuweilen mit jenen vereint erscheinen die landwirtschaftlichen Ausstellungen, Maschinen-, Blumenausstellungen u. a.; in allerneuester Zeit hat man mit Erfolg einzelne neue Gebiete zu kultivieren versucht, so durch die Fischereiausstellung in Berlin, Ausstellung der Wollindustrie in Leipzig u. a. Diesen Bestrebungen gegenüber, welche den Zweck verfolgen, zur Nachahmung anzuregen und zu belehren, sind solche Schaustellungen wie die von Hunden oder gar von Kindern, die lediglich oder hauptsächlich zur Unterhaltung des Publikums dienen, nur ausnahmsweise mit dem Namen Ausstellungen belegt worden.
Die erste Industrieausstellung wurde 1756 und 1757 durch die Society for the promotion of arts, manufactures and commerce in London veranstaltet. Auf deutschem Boden fand die erste eigentliche Gewerbeausstellung 1791 zu Prag statt; sie sollte den Umfang und den Stand der Industrie des Königreichs Böhmen zur Anschauung bringen. Die nächste Ausstellung eröffnete Paris 1798, ihr folgten ebenda die von 1801, 1802, 1806, 1819, 1823, 1827, 1834, 1839, 1844 und 1848. Bei der letzten war die Zahl der Aussteller auf 5494 gewachsen.
Inzwischen waren an zahlreichen andern Orten Ausstellungen veranstaltet worden, in Deutschland: zu Kassel, München, Dresden, Berlin, Breslau, Leipzig, Hannover, Darmstadt, Nürnberg, zum Teil zu wiederholten Malen;
indes blieben dieselben auf engere Kreise beschränkt.
Die erste gemeinsame deutsche Industrieausstellung fand 1842 zu Mainz statt; weit großartiger aber gestaltete sich die im nächsten Jahr in Berlin eröffnete, wo sich in dem zum Ausstellungsraum erwählten Zeughaus 3040 Aussteller (75 aus Österreich) zusammenfanden. In Wien, wo schon 1835 und 1839 kleinere Ausstellungen stattgefunden hatten, beteiligten sich 1850 gegen 2000, in Leipzig 1850: 1414 Aussteller. Alle diese waren indes nur auf das eigne Land beschränkt.
London 1851. Schon im J. 1845 hatte sich in London aus der dortigen Society of arts heraus eine Kommission für eine großartige Ausstellung der Produkte des Vereinigten Königreichs gebildet. Dieser Plan wurde durch den Prinzen Albert zu einem alle Völker der Erde umfassenden erweitert und nach Überwindung mancher Schwierigkeit 1851 zur Ausführung gebracht. Dies war somit die erste Weltausstellung. Anfangs hatte man dem Unternehmen selbst in England große Gleichgültigkeit gezeigt, aber dennoch betrug die Zahl der Aussteller 17,062, von denen auf England mit Kolonien 7387, auf Frankreich 1710, auf Preußen 872, Sachsen 190, Württemberg 109, Bayern 99, auf Österreich 731, Nordamerika 499 kamen.
Die deutsche Industrie glänzte besonders durch Buchdruck, Steindruck, Typengießerei, Instrumente, Glaswaren, Porzellan, überhaupt solche Produkte, bei denen Kunstgeschick und tüchtige Schulbildung Hauptfaktoren sind. Neu und großartig wie die Ausstellung selbst war das zu ihrer Aufnahme bestimmte Gebäude, der sogen. Kristallpalast, von Paxton ganz aus Glas und Eisen errichtet, ein Ausstellungsobjekt in sich selber, das ganz neue Wege zur Benutzung dieser beiden Materialien zeigte. Die finanziellen Ergebnisse der Ausstellung waren sehr günstig: den Ausgaben von 339,334 Pfd. Sterl. standen Einnahmen von 512,632 Pfd. Sterl. gegenüber, mithin ergab sich ein Überschuß von 173,298 Pfd. Sterl. Die Zahl der Besucher belief sich auf über 6 Mill.
Vgl. den »Offiziellen Bericht des Zollvereins« (Berl. 1852-53, 3 Bde.).
Auf diese erste Weltausstellung folgte 1853-54 die Industrieausstellung aller Nationen in New York, eine Bezeichnung, welche sich in der Folge als keineswegs gerechtfertigt erwies, indem außer den Vereinigten Staaten selber sich nur England, Frankreich, die Schweiz, der Deutsche Zollverein, Belgien, Holland, Österreich, Italien, Skandinavien, Westindien und Kanada mit ca. 7000 Ausstellern beteiligten. Nahezu ebenso stark (6588 Aussteller) war
die Teilnahme an der 1854 zu München abgehaltenen allgemeinen Ausstellung deutscher Industrie- und Gewerbserzeugnisse, bei welcher neben Bayern (2331 Aussteller) namentlich Österreich (1477 Aussteller) vertreten war.
Paris 1855. Die Weltausstellung zu Paris 1855 sollte allen Nationen geöffnet sein, aber in gleichmäßigerer Weise als vorher in London. Die Zahl der Ausstellenden stieg auf 21,779, darunter 2175 Deutsche. In London hatte man die ausgestellten Objekte unter 6 Gruppen gebracht, jetzt nahm man eine Einteilung in 30 Klassen an. Nächst der französischen war hier die deutsche und österreichische Industrie am glänzendsten vertreten.
Vgl. den »Offiziellen Bericht des Zollvereins« von Viebahn und Schubart (Berl. 1856).
Einen mehr lokalen Charakter trug die 1857 in Bern eröffnete schweizerische Industrieausstellung.
London 1862. Viel weiter als ihre gleichartigen Vorgänger ging die große Ausstellung aller Nationen in London 1862. Nicht nur war die Zahl der Teilnehmer überhaupt (24,864) größer, die Beteiligung erstreckte sich auch auf weitere Kreise. England freilich war durch eine geringere Zahl von Ausstellern vertreten als 1851, die andrer Länder hatte sich aber mehr als verdoppelt; Bewerber aus vorher nicht vertretenen Gebieten waren erschienen. England wurde durch 7189, Deutschland durch 2875 Namen repräsentiert.
Als ein ganz neues Moment muß das Zurückgreifen um 100 Jahre bei den Schöpfungen der Malerei und Skulptur bezeichnet werden, man wollte dadurch »den Fortschritt und gegenwärtigen Stand der modernen Künste beleuchten«. Alle Gegenstände waren in 4 große Abteilungen gebracht worden, welche zusammen 40 Klassen bildeten.
Vgl. den »Offiziellen Bericht des Zollvereins« (Berl. 1863-65, 18 Hefte) und den durch das k. k. österreichische Zentralkomitee herausgegebenen Bericht (Wien 1869, 4 Bde. mit Atlas).
Paris 1867. Die bisherigen Ausstellungen hatten rein praktische Ziele verfolgt, die internationale Ausstellung zu Paris 1867 ging erheblich weiter. Hier wurden zum erstenmal die Anstalten vorgeführt, welche sich mit der Hebung der physischen und moralischen Lage des Volks beschäftigen, die Methode des Unterrichts, Wohnungen, Hausgeräte, Hausinstrumente etc. Neu war auch der Versuch, das Verfahren der Herstellung gewisser Artikel praktisch vorzuführen. Damit verband sich eine kulturgeschichtliche Abteilung: die Geschichte der Arbeit.
Das aus Eisen und Glas auf steinernem Fundament errichtete Ausstellungsgebäude war nach einem neuen, ganz besondern Plan erbaut. Scheidewände teilten dasselbe in sieben elliptische, von oben beleuchtete Ringe, in deren Mitte sich ein gartenartiger Hof mit Werken der plastischen Kunst befand. Jeder Rundgang bildete eine besondere Abteilung für eine spezielle Art von Erzeugnissen, und sämtliche konzentrische Ringe waren durch 16 radiale Straßen in breitere oder schmälere, den einzelnen Ländern zugewiesene keilförmige Sektoren geteilt.
Durchschritt man somit die Ringe in radialer Richtung, so befand man ich immer in demselben Land, während man, wenn man sie peripherisch durchwanderte, in einem Rundgang die von allen Nationen der Welt ausgestellten Produkte einer und derselben Gattung zu besichtigen Gelegenheit hatte. Dadurch wurde die vergleichende Übersicht der verschiedenen Erzeugnisse wesentlich erleichtert. Freilich konnte das Prinzip nicht strikte durchgeführt werden, indem die zugemessenen Räume den aufzustellenden Gegenständen häufig durchaus nicht entsprachen, so daß viele Gegenstände ihren Platz in den besonders errichteten 13 Annexen fanden.
Eine der größten Eigentümlichkeiten dieser Ausstellung bildete der Park, in welchem alle Länder, teilweise in verschiedenen geschichtlichen Perioden, durch charakteristische Bauten repräsentiert waren. Kioske, maurische Paläste, altägyptische Tempel, türkische Bäder, gotische Kirchen, Schulhäuser, Arbeiterhäuser, Kolossalmonumente u. a. waren hier errichtet. Der Katalog umfaßte 10 Gruppen, welche in 95 Klassen zerfielen. Die Zahl der Aussteller betrug 42,217, davon aus Frankreich und seinen Kolonien 11,645, aus England und seinen Kolonien 3609, Deutschland 3388, Österreich 3072. Die Beteiligung deutscherseits war unvollständig, sie zeigte aber dennoch den großen industriellen Fortschritt der letzten Jahre.
Der deutsche Gußstahl war unerreicht, Glas und Papier standen auf der höchsten Stufe, in chemischen Produkten schlug Deutschland englische und französische Konkurrenz. In Garnspinnereimaschinen hatte der deutsche Maschinenbau der ausländischen Industrie den Rang abgelaufen. Die deutschen mechanischen Webstühle, Werkzeugmaschinen, Lokomotiven standen englischen und amerikanischen zum mindesten gleich. Den schönsten Preis aber hatten das Unterrichtswesen und das Unterrichtsmaterial Deutschlands davongetragen.
Wien 1873. Das Programm der Weltausstellungen erfuhr auf der fünften in Wien 1873 eine sehr bedeutende Erweiterung. Statt der 10 Gruppen von Paris unterschied man hier 26; man zog jetzt Gesichtspunkte in den Vordergrund, die man früher als nebensächlich behandelt hatte. Durch die Ausstellung von Objekten der Kunst und Kunstgewerbe früherer Zeiten, durch Kunstfreunde und Sammler (Exposition des amateurs) wollte man die Schätze der Privatkunstsammlungen den Kunstfreunden erschließen und dem Kunstgewerbe neue Ideen zuführen.
Erziehungs-, Unterrichts- und Bildungswesen sollte in viel reichhaltigerm Maß zur Anschauung gebracht, eine Geschichte der Erfindungen durch Nebeneinanderstellung von Maschinen, Apparaten aus verschiedenen Zeiten, eine Geschichte der Gewerbe durch Ausstellung von gleichartigen, aus aufeinander folgenden Epochen stammenden Objekten, die Verwertung von Abfällen durch Gegenüberstellung der letztern und der daraus gewonnenen Fabrikate gegeben werden u. a. Manche der Versuche stellten sich allerdings in der Folge als Fehlschläge heraus; aber trotzdem war die Wiener Weltausstellung nicht allein die reichste, kostbarste und inhaltsvollste Sammlung, welche der Welt bis dahin geboten war, sie ist auch in dieser Hinsicht bis jetzt nicht übertroffen worden.
Deutschland ragte in Wien namentlich hervor im Hüttenwesen, den chemischen Industrien, landwirtschaftlichen Produkten, der Industrie in Leder, Kautschuk, Guttapercha, in Maschinenwesen und Transportmitteln, wissenschaftlichen Instrumenten, dem Marinewesen, der bildenden Kunst und dem Erziehungs- und Unterrichtswesen. Die Zahl der Aussteller war geringer als in Paris. Von im ganzen 39,500 Ausstellenden entfielen 12,208 auf Österreich, 7524 auf Deutschland, 3564 auf Frankreich mit Kolonien, 1216 auf England und Kolonien. Während der Dauer der Ausstellung tagten zwölf verschiedene Kongresse: ein volkswirtschaftlicher, ein medizinischer, ein kunstwissenschaftlicher, ein meteorologischer u. a. Gegen Ende der Ausstellung fanden Vorträge über einzelne besonders beachtenswerte Zweige der Ausstellung statt. Um dieselbe des Kaiserreichs würdig zu machen,
hatten weder Staat noch Stadt Opfer gescheut. Der Kaiser bewilligte zum Ausstellungsplatz den Wiener Prater. Hier wurden Brücken geschlagen, neue Straßen gezogen, das Netz der Pferdebahn erweitert. Auf dem Industriepalast, nach dem sogen. Fischgrätensystem konstruiert, erhob sich eine vom englischen Ingenieur Scott Russell entworfene Rotunde, 135 m im Durchmesser, 105 m hoch, die Peterskirche zu Rom in beider Hinsicht überragend. Den gemachten großen Anstrengungen entsprachen die Resultate leider nicht; gleich nach den ersten Wochen spielte der Wiener Krach störend hinein, und mit der Frequenzziffer der Besucher (7,254,687) blieb Wien hinter Paris (15 Mill.) weit zurück, in finanzieller Hinsicht schloß diese Ausstellung am ungünstigsten ab.
Vgl. den »Offiziellen Ausstellungsbericht«, herausgegeben durch die Generaldirektion der Weltausstellung (Wien 1874, 14 Bde.);
den »Amtlichen Bericht über die Wiener Weltausstellung 1873«, erstattet von der Zentralkommission des Deutschen Reichs für die Wiener Weltausstellung (Braunschw. 1874 ff.);
dazu noch Lützow, Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung (Leipz. 1875).
Philadelphia 1876. Den äußern Anlaß zu dieser Ausstellung gab die hundertste Wiederkehr der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Nordamerika 1776; man nannte sie daher die Centennial Exhibition. Als Platz wurde Philadelphia gewählt, das in seinem Fairmountpark ein vorzüglich geeignetes Terrain bot, dabei zugleich in den schattigen Baumgruppen, Wiesenflächen und Thalschluchten desselben der Ausstellung einen landschaftlichen Reiz gab, dessen sich keine ihrer Vorgängerinnen rühmen konnte.
Aber die Beteiligung Europas wie Asiens war hier eine weit geringere als aus den vorhergegangenen europäischen Ausstellungen. Die Centennial Exhibition trug einen vorwiegend amerikanischen Charakter. Von den 28 Mill. kg Waren, welche installiert werden mußten, lieferten die Vereinigten Staaten allein 19 Mill. kg. Indessen gehörten von den 14,420 Ausstellern doch nur 3475 der Union an; aus England und seinen Kolonien kamen 2360 Aussteller, aus der Türkei 1606, aus Spanien 1007, Frankreich 721, Deutschland 669, Portugal 560, Rußland 402, Österreich-Ungarn 347 etc. Dazu kommen noch für die Maschinenhalle Anmeldungen von 2321 und für die Agrikulturhalle von 11,137, welche mit den 2472 Ausstellern, die in der Memorialhalle mit Gemälden, Skulpturen, Stichen etc. aufgeführt sind, die Gesamtzahl der Aussteller auf 30,400 bringen, während nur 26,986 wirklich ausgestellt haben sollen.
Der Charakter dieser Ausstellung war ein wesentlich andrer als der ihrer Vorgänger, der Schwerpunkt war auf ein ganz andres Gebiet gerückt. Schon in Wien hatte Amerika gezeigt, daß es in der Maschinenindustrie sich mit allen andern Ländern messen könne. Hier war aber der Maschinenhalle mehr als ein Viertel der gesamten Baufläche zugewiesen worden. Die »Corliß-Centennialmaschine« in der Mitte der Halle, welche sämtliche andre Maschinen durch eine unübersehbare Länge von Transmissionssträngen trieb, bildete den Hauptanziehungspunkt der Maschinenausstellung, wie diese selbst das allgemeinste Interesse in der ganzen Ausstellung erregte.
Von der Leistungsfähigkeit des deutschen Kunst- und Gewerbfleißes gab die Ausstellung in Philadelphia kein zutreffendes Bild. In Wien war Deutschland durch 8663 Aussteller vertreten, in Philadelphia durch 1001. Eine genaue Prüfung des Katalogs und der von Professor Reuleaux und andern kompetenten Richtern erstatteten Berichte ergibt, daß das von ersterm gefällte abfällige Urteil (»billig und schlecht«) einer wesentlichen Modifizierung bedarf. Daß trotzdem das Reuleauxsche Urteil auf viele unsrer Fabrikate paßte, beweisen selbst diejenigen, welche ihn am heftigsten angriffen. Übrigens erntete die deutsche Ausstellung in vielen ihrer Fächer sogar von französischer Seite rückhaltloses Lob.
Vgl. Reuleaux, Briefe aus Philadelphia (Braunschw. 1877), und den 26 Bände füllenden »Bericht der österreichischen Kommission für die Weltausstellung in Philadelphia« (Wien 1876-78).
Paris 1878. Nach der Niederlage in Philadelphia fühlte man in Deutschland keine Neigung, sich in Frankreich zu zeigen; doch beteiligte sich Deutschland schließlich durch eine im letzten Augenblick geplante Kunstausstellung. Obschon nur 155 Ölbilder (keine von großen Dimensionen), 4 Aquarelle und 24 Skulpturen den äußerst reich und geschmackvoll dekorierten Raum kaum füllten, so errang sich die deutsche Kunst doch die unumwundenste Anerkennung. Die übrigen Nationen waren wenn möglich noch vollständiger vertreten als in Wien.
Österreich, durch den finanziellen Mißerfolg 1873 abgeschreckt, entschloß sich erst in später Stunde, leistete aber sehr Tüchtiges. Andre Staaten waren aber sehr bedeutend beteiligt. Das Programm bot nichts Neues; alle Gegenstände wurden unter 9 Gruppen in 90 Klassen geordnet. Originelle Züge, durch welche sich die Ausstellung vor ihren Vorgängerinnen auszeichnete, waren: die Fassadenreihe, eine Straße, in welcher sich die Baustile aller auf der Ausstellung vertretenen Völker nebeneinander präsentierten, und die Galerie der Arbeit, welche die überwiegend auf Thätigkeit der Hände beruhenden Gewerbe in voller Lebendigkeit vor Augen führte.
Auf dem Gebiet der Verkehrsanstalten war manches Neue da, wie das von Chartinn-Herrmann ausgestellte Modell einer Gleitschuhlokomotive (locomotive à patins), die mit komprimierter Luft getriebenen Tramwayfahrzeuge (pneumatic tramways), ferner die Beleuchtung mittels Elektrizität. Neu war auch die Zusammenstellung völliger Zimmereinrichtungen. Arbeitsmaschinen wie Maschinen für bewegende Kraft zeigten große Vervollkommnung, so die mit verschiedenen Modifikationen erscheinenden kalorischen Maschinen und Gasmotoren, während die elektromagnetischen den Bedürfnissen noch nicht entsprachen.
Als Platz war wiederum das Marsfeld gewählt worden, doch hatte man diesmal den auf dem andern Ufer der Seine liegenden Trocadero mit einbezogen. Besucht wurde die Ausstellung von 12,623,847 Personen oder mit Einschluß der Arbeiterdelegationen von 16,158,719 Personen. Auch der pekuniäre Erfolg war ein günstiger, denn dem sich ergebenden Defizit von 20 Mill. Frank stand ein Mehrerträgnis der indirekten Steuern von 70 Mill. Fr. gegenüber. Die Weltausstellung zu Paris war, wie die in Wien, Gelegenheit für eine Anzahl der verschiedensten Kongresse. Wirklich wichtige Erfolge erreichten aber nur drei derselben, welche aus den offiziellen Abgeordneten der verschiedenen Staaten bestanden: der internationale Postkongreß, welcher eine Erweiterung des Weltpostvereins zur Folge hatte, die internationale Münzkonferenz und die internationale statistische Permanenzkommission. Auch über die Pariser Ausstellung wurde ein wertvoller amtlicher Bericht veröffentlicht.
In den nächstfolgenden Jahren wurde eine Weltausstellung für mehr als eine Hauptstadt Europas geplant; doch hat ein solcher Gedanke bisher nur für Antwerpen, das eine Weltausstellung für 1885
vorbereitet, konkrete Gestalt angenommen, während die für Rom und Paris, welche gleichzeitig an eine Weltausstellung für 1889 denken, bisher gemachten Anregungen noch keinen festen Boden gewonnen haben und die mehrfach und wiederholt ventilierte Frage einer in Berlin zu veranstaltenden Weltausstellung sich einer Unterstützung seitens der maßgebenden Kreise nicht erfreuen konnte. Bei den entscheidenden Erwägungen ist der Kostenpunkt nicht ohne Einfluß gewesen, denn während kleinere, in engere Rahmen gefaßte Ausstellungen fast durchweg neben der Erreichung des eigentlichen Zwecks noch gute pekuniäre Erfolge aufwiesen, sind die letztern bei den großen Ausstellungen durchweg ausgeblieben.
Die Pariser Ausstellung von 1867 kostete bei 23 Mill. Fr. 10 Mill. Fr. Subvention, die Wiener bei 19,250,000 Fl. 10 Mill. Fl. Nur die im fünften Weltteil 1879-80 zu Sydney und 1880-81 zu Melbourne durch die Kolonialregierungen von Neusüdwales, resp. Victoria veranstalteten Ausstellungen schlossen mit guten Bilanzen ab. Diese beiden Ausstellungen sind übrigens für die Erweiterung des deutschen Absatzgebiets ganz besonders förderlich gewesen. Nachstehende Tabelle gibt einen Einblick in die Frequenz der bisher veranstalteten Weltausstellungen, wobei freilich weder die wirkliche Zahl der einzelnen Individuen noch auch das Verhältnis der Einheimischen zu den Fremden festgestellt werden kann:
Ort | Jahr | Zahl der Besucher | Prozentsatz der Besucher zur Bevölkerung |
---|---|---|---|
London | 1851 | 6170000 | 22½ |
New York | 1853 | 600000 | 2¼ |
Paris | 1855 | 4533464 | 12½ |
London | 1862 | 6211103 | 21½ |
Paris | 1867 | 9300000 | 24½ |
Wien | 1873 | 7254687 | 19¾ |
Philadelphia | 1876 | 10164489 | 22¼ |
Paris | 1878 | 16158719 | 43 |
Sydney | 1879-80 | 1045898 | 150 |
Melbourne | 1880-81 | 1309496 | 152½ |
Die Signatur der der neuesten Zeit ist die Beschränkung auf räumlich oder sachlich begrenzte Gebiete. Entweder waren es einzelne Staaten oder auch Provinzen, welche die innerhalb ihrer Grenzen entwickelte gewerbliche Thätigkeit durch Ausstellungen zum Ausdruck brachten, oder es ward eine besondere Richtung menschlichen Schaffens, wie sich eine solche bei allen Kulturvölkern der Erde gegenwärtig geltend macht, zu einem überaus lehrreichen Vergleich zusammengestellt. Allen diesen Ausstellungen ist das Bestreben gemein, dem vorschwebenden Gedanken einen möglichst vollendeten künstlerischen Ausdruck zu geben.
Von den innerhalb der Jahre 1879-85 veranstalteten nationalen oder lokalen Ausstellungen sind namentlich folgende nennenswert. Für Deutschland 1879 die Berliner Gewerbeausstellung, welche einen sehr guten pekuniären Erfolg (Reingewinn 500,000 Mk.) erzielte und dadurch von unberechenbarem Wert wurde, daß sie das seit der Ausstellung von Philadelphia erschütterte deutsche Selbstvertrauen wieder kräftigen half; dann die beiden Kunstgewerbeausstellungen zu Leipzig und München, welche den Fortschritt Deutschlands in den von ihnen angezeigten Richtungen deutlich bekundeten; 1880 die Ausstellung zu Düsseldorf, deren Schwerpunkt in den Produkten des Kohlen- und Eisenbergbaues sowie den zu der Förderung und Bearbeitung der betreffenden Mineralprodukte nötigen Maschinen lag, und die auch in finanzieller Hinsicht äußerst befriedigend mit einem Überschuß von 500,000 Mk. abschloß; 1881 die allgemeine deutsche Patent- und Musterausstellung zu Frankfurt a. M. mit einer Anzahl Spezialausstellungen, welche, wie ihre Vorgänger, aus der thatkräftigen Initiative der Bürgerschaft hervorgegangen, leider den Erwartungen nicht entsprach und mit einer Unterbilanz von 400,000 Mk. abschloß, wogegen die zu Stuttgart inszenierte württembergische Landes- und Gewerbeausstellung, welche die Produkte des schwäbischen Kunstfleißes zum erstenmal in Einem Raum versammelte, einen Überschuß von 300,000 Mk. erzielte.
Für das Königreich und die Provinz Sachsen geplant war die Ausstellung desselben Jahrs in Halle ausstellungen S., die indes noch über den Charakter einer Provinzialausstellung hinausging, trotz vortrefflicher Leistungen aber mit einem Defizit von 100,000 Mk. abschloß. Dagegen gestaltete sich 1882 die bayrische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung in Nürnberg zu einem großartigen Erfolg und zwar auch in finanzieller Hinsicht, so daß ein reiner Überschuß von 405,000 Mk. dem Programm gemäß an das bayrische Gewerbemuseum überwiesen werden konnte.
Einen großartigen Erfolg hatte auch die in Berlin 1883 abgehaltene allgemeine deutsche Ausstellung auf dem Gebiet der Hygieine und des Rettungswesens zu verzeichnen. Schon im Vorjahr fast bis zur Eröffnung fertiggestellt, ward dieselbe durch einen Brand völlig vernichtet, konnte aber dank der Freigebigkeit des deutschen Kaisers, der Stadt Berlin u. a. in größerm Maßstab und besserer Anordnung schon nach Jahresfrist wirklich eröffnet werden. Von den Ausstellungen des Auslandes sind an dieser Stelle zu erwähnen die belgische zu Brüssel 1880, welche ihren Glanzpunkt in der großartigen Montan- und Metallindustrie des Königreichs hatte;
1881 die deutsch-brasilische Ausstellung zu Portalegre, welche leider durch Einäscherung der Gebäude ein bedauerliches Ende fand;
1883 die österreichisch-ungarische Ausstellung in Triest, welche zwar vorzüglich beschickt, aber durch politische und elementare Ereignisse derartig beeinträchtigt wurde, daß die äußern Erfolge in keiner Weise befriedigten;
endlich 1883 die schweizerische Landesausstellung in Zürich, die größte und erfolgreichste, welche die Republik je veranstaltet hatte.
Aus dem Jahr 1884 sind erwähnenswert: die italienische Ausstellung in Turin, die Ausstellung argentinischer Produkte in Bremen, von der dortigen Geographischen Gesellschaft veranstaltet, die Ausstellung der Produkte Mexikos durch den Zentralverein für Handelsgeographie in Berlin, die sehr reichhaltige Ausstellung österreichischer Produkte in Steyr u. a.
Internationale Ausstellungen fanden in nicht geringer Zahl statt; was aber fast alle derartigen Ausstellungen dieser Periode von ihren Vorgängern besonders unterscheidet, das ist die Konzentrierung auf bestimmte Gebiete, wodurch sie intensiv gewannen, was sie extensiv aufgaben. Das erste hervorragende Beispiel dieser Art Ausstellungen gab die 1880 eröffnete internationale Fischereiausstellung zu Berlin, welche ungemein reich beschickt war, indem sich außer den meisten europäischen Staaten auch die amerikanische Union, China, Japan u. a. beteiligten. Ganz besonders wertvoll war auch die bei dieser Gelegenheit gesammelte Litteratur über Fischerei von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, welche in solcher Vollständigkeit noch nie beisammen gewesen war. Zwei Jahre später wurde dieser in Berlin so gelungene Versuch in Edinburg, freilich in kleinerm Maßstab, 1883 aber in großartigerer Weise in London wiederholt. Spanien veranstaltete 1883 in
Madrid eine internationale Ausstellung von Erzeugnissen des Bergbaues, der Hüttenindustrie, der Stein-, Thon- und Glasfabrikation, Frankreich 1882 eine solche in Bordeaux für Weine und Spirituosen; andre Spezialausstellungen wurden in London, Nürnberg, Berlin u. a. O. in der Folge abgehalten. Allgemeine internationale waren die zu Moskau (1882), zu Amsterdam (1883), zu Nizza und Kalkutta (1883-84), von welchen die erste nach vielfacher Vertagung damals endlich eröffnet wurde und einen guten Beweis für die Erstarkung der russischen Industrie lieferte, die zu Kalkutta aber von Deutschland aus fast gar nicht beschickt wurde und die zu Amsterdam das früher Dagewesene vielfach wiederholte, aber in ihrem kolonialen Teil einen berechtigten Anspruch auf Originalität machen konnte.
Obwohl den internationalen ja den Ausstellungen überhaupt von vielen Seiten ihre Berechtigung für unsre Zeit abgesprochen worden ist, so läßt sich doch der Wert, den eine vergleichende Zusammenstellung der Produkte verschiedener Länder und die damit verbundene Selbstschätzung für den Produzenten haben kann, nicht in Abrede stellen, während solche Ausstellungen auch dem Kaufmann für die Anknüpfung vorteilhafter Verbindungen vortreffliche Fingerzeige zu geben im stande sind.
Vgl. Exner, Der Aussteller und die Ausstellungen (2. Aufl., Weim. 1872).