Auslösung
,
der oft geringfügige äußere Anstoß, durch welchen die in einem Körper unthätig aufgespeicherte Wirkungsfähigkeit (potentielle Energie, Spannkraft, s. Kraft) [* 2] zu plötzlicher Kraftäußerung (Arbeitsleistung) veranlaßt wird. Eine leise Berührung des Drückers einer gespannten Armbrust [* 3] genügt, um die beim Spannen aufgewendete und in der straff gezogenen Sehne gleichsam schlummernde Arbeit zu entfesseln oder auszulösen und als Wucht des fortgeschleuderten Bolzens wieder erwachen zu lassen.
Die Auslösung
ist sonach nicht die
Ursache, sondern nur die Veranlassung der erzielten Arbeitsleistung, sie gibt nur den Anstoß
zur
Verwandlung der bereits vorhandenen, durch die vorausgegangene
Spannung erzeugten potentiellen
Energie in eine gleichgroße
Menge Bewegungsenergie. Bei einem
Körper, der sich im Zustand des labilen
Gleichgewichts befindet, wie z. B.
ein auf seiner
Spitze balanciertes
Ei,
[* 4] genügt ein
Hauch, um ihn umzuwerfen und hiermit die Wirkungsfähigkeit, die er vermöge
der erhöhten
Lage seines
Schwerpunkts innehat, als
Wucht der Fallbewegung auszulösen.
Das Fünkchen, welches
Knallgas,
Schießpulver,
[* 5]
Nitroglycerin etc. zum
Explodieren bringt, bewirkt die der in diesen explosiven
Körpern angesammelten chemischen
Energie. In der
Physiologie betrachtet man das
Nervensystem als einen Auslösung
sapparat,
da Erregungen von äußerst feinen
Nervenfasern
Kräfte von außerordentlichem
Umfang in
Freiheit setzen können. Die Berührung
der
Glottis mit einem feinen
Haar
[* 6] bewirkt die heftigsten Hustenanfälle, an denen nicht allein die Respirationsmuskeln, sondern
fast die ganzen Körpermuskeln beteiligt sind.
Die verschwindend kleine auslösende Kraft, hier die Erregung von nur wenigen sensibeln Nervenfasern der Glottis, bewirkt eine Reihe von Veränderungen in den Ganglienzellen [* 7] des Zentralnervensystems, und es gelangt nunmehr durch Reizung zahlreicher zentrifugaler Fasern eine mächtige Summe von Spannkräften, die in den Muskeln [* 8] aufgespeichert liegen, in explosiver Weise zur Entladung.
Vgl. J. R.
^[Julius
Robert]
Mayer, Die
Torricellische Leere und über Auslösung
(Stuttg. 1876).