Auskunftsstellen,
Auskunftsbureaus, im heutigen kaufmännischen Verkehr Einrichtungen, die die Beurteilung der Kreditfähigkeit zum Zweck haben. Sie sind notwendig geworden, da der rege Wettbewerb einerseits zwingt, mit der Krediterteilung so weit als möglich zu gehen, andererseits die Ausdehnung des Geschäftslebens, der Wechsel in den Geschäftsinhabern, die häufigen Veränderungen der Preis- und Absatzverhältnisse die Beurteilung der Kreditfähigkeit in hohem Maße erschweren; das Mittel der Gefälligkeitsauskünfte bei Geschäftsfreunden, Kaufleuten desselben Platzes u. s. w. wird immer ungenügender. Die Bedeutung der Auskunftsstellen für die Förderung des kaufmännischen Kreditverkehrs beruht auf ihrer ständigen und möglichst ausgedehnten Verbindung mit vertrauenswürdigen Korrespondenten, auf der berufsmäßigen Schulung ihrer Beamten und auf der zweckmäßigen Benutzung des nach Umfang ihrer Thätigkeit mehr und mehr sich ansammelnden Materials für Erforschung und Beurteilung der Kreditverhältnisse. Sie entstanden in den vierziger Jahren in Amerika; in Deutschland ist namentlich das Auskunftsbureau («Auskunftei») von Schimmelpfeng in Berlin zu hohem Ansehen gelangt; dasselbe unterhält außer Filialen in Deutschland Zweigniederlassungen in Wien, Budapest, London, Paris und Amsterdam und steht mit The Bradstreet Company in Neuyork in einem Verhältnis gegenseitiger Vertretung. Nach Ausweis seines Berichts für das J. 1890 beschäftigt es über 300 Beamte; die Zahl der Auskünfte während eines Jahres beläuft sich jetzt auf über 1 Million. Amerik. und engl. Auskunftsbureaus geben zum Gebrauch ihrer Kunden sog. Referenzbücher heraus, die möglichst vollständige Verzeichnisse der kaufmännischen Firmen mit kurzen Angaben über Fach und Kreditfähigkeit enthalten. In Österreich wurde die Führung von Auskunftsstellen an die Erteilung einer behördlichen Genehmigung gebunden. - Vgl. die verschiedenen Schriften von Schimmelpfeng, insbesondere Die Auskunft und ihre Gegner (Berl. 1891), dann die Jahresberichte seines Instituts, Roscher in der «Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft», 1877; Gerlach, Die berufsmäßige Krediterkundigung in Deutschland (in den «Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik», Jena 1890).
(S. auch Schutzgemeinschaften für Handel und Gewerbe, Kreditreformvereine.)
In Eisenbahnangelegenheiten sind Auskunftsstellen diejenigen von einzelnen Verwaltungen an größern Orten getroffenen Einrichtungen, welche dem Publikum Gelegenheit geben, sich über Tarif- und Verkehrsverhältnisse schnell und sicher zu unterrichten. Die Auskunft wird mündlich oder schriftlich unentgeltlich erteilt, über die Tarife im Personen-, Gepäck-, Vieh- und Güterverkehr, über Zollabfertigungen, Fahrpläne, Verkehrswege, Anschlüsse,
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Rundreisekarten u. s. w. Derartige Auskunftsstellen bestehen z. B. in Berlin für die Deutsche Reichs- und Königl. Preußische Staatseisenbahnverwaltung, außerdem für die Deutsche Reichseisenbahnverwaltung in Straßburg i. E., für die Preuß. Staatseisenbahnverwaltung in Hamburg, Leipzig, Frankfurt a. M. und Köln; für die Königl. Sächsische Staatseisenbahnverwaltung in Leipzig; für die Verwaltung der Österr. Staatsbahnen in Wien, für die Ungar. Staatsbahnen in Budapest u. s. w. (S. auch Eisenbahnagenten.)