Auskultation
[* 1] (lat.), das Behorchen des
Körpers, welches in der Absicht vorgenommen wird, um diejenigen
Geräusche,
welche innerhalb desselben sowohl im gesunden als im kranken Zustand entstehen, zu erforschen und daraus auf den Zustand
der
Organe zu schließen. Die Auskultation
ist ein Teil der physikalischen Untersuchungsmethode;
sie wird ergänzt durch die
Perkussion (s. d.), d. h. durch diejenige Untersuchungsmethode,
bei welcher man durch ein kunstgerechtes Anklopfen an den
Körper die Form,
Lage, Bewegungsfähigkeit, den
Widerstand und den
Schall
[* 2] der untersuchten Teile zu erforschen sucht.
Die Auskultation
und
Perkussion, schon im 18. Jahrh. durch
Auenbrugger bei
Krankheiten der Brustorgane geübt, wurden
durch Corvisart im Beginn des 19. Jahrh. in
Frankreich eingeführt. Corvisart legte schon bei
Krankheiten des
Herzens das
Ohr
[* 3] an die
Brust an; doch scheint diese
Methode, zu untersuchen, keinen Eingang gefunden zu haben, bis
Laënnec dieselbe wieder
aufnahm und seine
Resultate der
Öffentlichkeit übergab (1819). Seitdem verbreiteten sich die Auskultation
und
Perkussion
schnell über alle zivilisierten
Länder, und heutzutage wird diese durch
Skoda zu ihrer jetzigen
Höhe erhobene
Methode von
jedem wissenschaftlich gebildeten
Arzt geübt.
Das Behorchen mit dem nackten
Ohr nennt man die unmittelbare Auskultation
, dasjenige vermittelst eines besonders konstruierten
Hörrohrs
(Stethoskops) die mittelbare Auskultation
oder Stethoskopie. Neben mancherlei ästhetischen
Vorzügen der letztern
Methode gestattet sie eine viel genauere Begrenzung abnormer
Töne, so daß man die
Größe erkrankter
Stellen, z. B. einer
Höhle der
Lunge,
[* 4] weit genauer bestimmen kann. Das
Stethoskop (s. Abbildung) ist eine 26-31
cm lange
Röhre
aus
Holz,
[* 5] die unten trichterförmig gestaltet, und an der
oben eine runde
Scheibe, die sogen. Ohrplatte,
gewöhnlich aus
Elfenbein, angebracht ist.
Das untere Ende von etwa 2,6-3,9
cm
Durchmesser muß abgerundet sein, damit es beim
Aufsetzen auf die Körperhaut nicht schmerzhaft
einschneide.
Beim
Gebrauch ergreift man das
Stethoskop am trichterförmigen Ende, setzt es genau auf die Oberfläche
des Körperteils, welcher untersucht werden soll, so daß es rundum fest aufsitzt, und legt dann das
Ohr auf die Ohrplatte.
Außer bei
Brust- und Herzkrankheiten wird die Auskultation
auch mit Nutzen angewendet zur Untersuchung von
Knochenbrüchen, zur Auffindung
der
Herztöne des
Kindes im Mutterleib, überhaupt zur
Exploration der Unterleibsorgane. Am wichtigsten
ist die Auskultation
jedenfalls für die Brustorgane, für die
Krankheiten des
Rippenfells, der
Lungen und des
Herzens.
Die verschiedenen Auskultation
szeichen im gesunden und kranken Zustand beziehen sich auf die
Stimme, den
Husten, die
Geräusche
beim Aus- und Einatmen, auf die
Geräusche, welche durch
Reibung
[* 6] der durch
Entzündung rauh gewordenen Brustfellflächen,
der äußern und innern Herzbekleidung und
der
Herzklappen sowie der Innenfläche der großen
Schlagader
(Aorta) entstehen.
Vgl. Laënnec, De l'auscultation médiate etc. (4. Aufl., Par. 1836, 3 Bde.; deutsch, Weim. 1832, 2 Bde.);
Skoda, Über
Perkussion und Auskultation
(6. Aufl.,
Wien
[* 7] 1864);
Traube, Symptome der Krankheiten des Respirations- und Zirkulationsapparats (Berl. 1867).
Die besten und vollständigsten Werke über Auskultation
sind gegenwärtig: Niemeyer,
Grundriß der
Perkussion und Auskultation
(3. Aufl., Stuttg.
1880);
Gerhardt, Lehrbuch der Auskultation
und
Perkussion (3. Aufl.,
Tübing. 1876).
[* 1] ^[Abb.: Hörrohr (Stethoskop)]