Ausgießung
des Heiligen Geistes, s. Heiliger Geist.
Ausgießung
7 Wörter, 53 Zeichen
Ausgießung
des Heiligen Geistes, s. Heiliger Geist.
Geist (lat. Spiritus [* 3] sanctus), ein wesentlicher Lehrartikel des Christentums. Im Alten Testament heißt »Geist Gottes« oder »Geist des Herrn« zunächst der den an sich toten Stoff bildende und beseelende, der lebendig machende Hauch Gottes. Als der Gottesbegriff im sittlichen Sinn sich vertiefte und verinnerlichte, wurde auch der Geist Gottes als Quelle [* 4] alles intellektuellen und ethischen Wesens, insbesondere der prophetischen Erkenntnis und Begeisterung, aufgefaßt.
In der rabbinischen Theologie des nachexilischen Zeitalters erscheint der »Heilige Geist« geradezu als Offenbarungsprinzip, ganz parallel dem von der alexandrinisch-jüdischen Philosophie ausgebildeten Begriff der »Weisheit« (sophia) oder des »Wortes« (logos). Nachdem nun die christliche Gemeinde in Jesus von Nazareth den Messias gefunden, führte sie zunächst seine prophetisch-messianische Begabung und Wunderkraft auf eine im Moment der Taufe stattgehabte Ausrüstung mit dem Geist Gottes zurück.
Bald wurde die Einwirkung desselben auf den Messias vom Moment der Taufe auf den Moment der Geburt zurückdatiert, und es entstand so die zuerst in unserm ersten und dritten Evangelium ausgeführte, dann im apostolischen Symbol dogmatisch fixierte Vorstellung von der Erzeugung Jesu durch den Heiligen Geist. In andrer Weise wieder faßte Paulus den Heiligen Geist teils als personbildendes Prinzip in Jesus Christus, dessen Sündlosigkeit auf diesem Weg erklärt wurde, teils als das den Gläubigen in ihrer Verbindung mit ihm innewohnende übernatürliche Prinzip.
Die ursprünglich mit dem Begriff des Heiligen Geistes verwandte Vorstellung vom Wort (s. Logos) wurde endlich im vierten Evangelium benutzt, um eine höhere Christologie (s. d.) durchzuführen, in welcher der Heilige Geist die Rolle eines unsichtbaren Fortsetzers des Lebenswerkes Jesu, eines Ersatzes für die seit der Erhöhung des menschgewordenen Wortes von der Erde eingetretene Entbehrung spielt und »Paraklet«, d. h. Beistand, heißt. Dies alles trug dazu bei, die Auffassung des Heiligen Geistes als einer göttlichen Person zu befestigen und ihm im Anschluß an die Lehre [* 5] der Apostel das Werk der Erzeugung, Erhaltung und Vollendung des spezifisch christlichen Lebens in den Gläubigen zuzuschreiben, wenn auch die ältesten kirchlichen Schriftsteller noch hier und da ein Bewußtsein davon verraten, daß das im Sohn Gottes fleischwerdende Wort und der den Menschen- zum Messias und Sohn Gottes weihende Geist ursprünglich einer und derselben Idee zum Ausdruck verhelfen wollten, nämlich der des Offenbarungsgottes im Gegensatz zu dem schlechthin übernatürlichen und unbegreiflichen Gott. So dauerte es fast vier Jahrhunderte, bis die beiden Vorstellungen des Geistes und des Wortes Gottes nach mannigfachen Experimenten der Dogmatiker endlich untereinander ausgeglichen und durch Anwendung eines trinitarischen Schemas auf die ganze Gotteslehre mit dem Begriff Gottes des Vaters gleichgestellt waren.
Die letzten Anhänger der früher fast allgemein herrschenden Lehre von einer Unterordnung des Geistes unter den Sohn wurden auf der ökumenischen Synode von 381 zu Konstantinopel [* 6] als Macedonianer (ihr Haupt war Macedonius, 341-360 Bischof von Konstantinopel, gewesen) und »Pneumatomachen« (Geistbekämpfer) verurteilt. Bald aber erhob sich bezüglich des Verhältnisses dieser nunmehrigen dritten Person der Trinität zu den beiden andern ein erbitterter Streit zwischen der abendländisch-lateinischen und der morgenländisch-griechischen Kirche, indem die erstere zu dem konstantinopolitanischen Bekenntnis, wonach »der Geist vom Vater ausgeht«, im Interesse symmetrischer Abrundung der Trinitätslehre den Zusatz machte: »und vom Sohn« (filioque). So in Spanien [* 7] seit etwa 400, ausdrücklich auf der Synode zu Toledo [* 8] 589, während die griechische Kirche darin eine Verletzung des Monotheismus sah. Die Reformatoren nahmen die ganze Lehre vom Heiligen Geist unbesehen aus den Händen der mittelalterlichen Kirche entgegen, und in diesem Sinn hat sie Kahnis (»Die Lehre vom Heiligen Geist«, Leipz. 1847) dargestellt, während die liberale Theologie in der Regel auf den Bahnen Schleiermachers wandelt, welcher im Hinblick auf die in der Apostelgeschichte berichtete Ausgießung des Geistes über die erste Gemeinde der Gläubigen denselben als den christlichen Gemeingeist auffaßte, oder aber in der Weise der spekulativen Systeme im Heiligen Geiste den Gedanken der Selbstoffenbarung des unendlichen Geistes im endlichen ausgedrückt findet; weiteres s. Inspiration.