In demJournal »ÉtoileBelge« zu Brüssel erschien von ihm 1865-66 unter dem Namen »Verax« eine Reihe von kritischen Briefen über
die Politik des Kaiserreichs und 1867 sein berühmtes Werk: »Les
institutions militaires de la France« (Brüss. 1867). Auch hielt man Aumale für den Verfasser der in Frankreich verbotenen Flugschrift
»Qu'a-t-on fait de la France?« (Anfang 1868). Nach Ausbruch des deutsch-französischen Kriegs bot der Herzog erst der kaiserlichen,
dann der provisorischen Regierung seine Dienste
[* 12] an, wurde aber von beiden abgewiesen.
Dagegen ward er in die Nationalversammlung gewählt, nachdem er sich zwar für die konstitutionelle Monarchie als
die beste Regierungsform ausgesprochen, aber sich auch der Republik unterwerfen zu wollen erklärt hatte. Seine wie seines
BrudersJoinvilleWahl wurde für gültig erklärt, und entgegen einem Thiers gegebenen Versprechen trat Aumale im
Dezember 1871 in die Versammlung ein, in der er sich dem rechten Zentrum anschloß. Doch nahm er an den politischen Geschäften
nur geringen Anteil. Im J. 1871 ward er in die Akademie aufgenommen.
(spr. omahl), im Mittelalter Albamarla, engl. Albemarl, Hauptstadt des Kantons Aumale (150,75 qkm, 13 Gemeinden, 7182 E.)
im Arrondisscment Neuschâ tel des franz. Depart. Seine-Inférieure,
in 118 m Höhe, an der Bresle und an der Nordbahn, hat (1891) 1891, als Gemeinde 2219 E., eine 1508-1610
neu aufgebaute Kirche St. Pierre und St. Paul an der Stelle einer von Karl dem Kühnen 1472 zerstörten;
berühmte Stahlbäder
(Les Molières);
Fabrikation von Fayence,
[* 16] Blonden, groben Tüchern und Serge.
(spr. omahl). Den Namen Aumale trugen mehrere Angehörige des Hauses Guise (s. d.): zuerst, bis
zu seines Vaters Claude Tode (1550), Franz von Guise, als Graf, dann als Herzog von Aumale bekannt. 1550 ging Titel und Besitztum auf
seinen Bruder Claude II. de Lorraine, Herzog von Aumale, über, der, 1526 geboren, seit 1550 Statthalter von
Burgund, an allen KriegenHeinrichs II., später an allen bürgerlichen Wirren, beteiligt war. Auch bei der Bartholomäusnacht
hatte er seine Hand
[* 17] im Spiele. Er fiel bei der Belagerung von La Rochelle März 1573. Sein Sohn Charles de Lorraine, Herzog von
Aumale, geb. 1556, war als echter Guise ein Führer der Liga (s. d.), 1589 Gouverneur
von Paris,
¶
mehr
das er gegen Heinrich IV. verteidigte; als der König siegte, warf Aumale sich den Spaniern ganz in die Arme, lieferte ihnen einen
großen Teil der Picardie aus, wurde vom Pariser Parlament 1595 zum Tode verurteilt, flüchtete in die span. Niederlande
[* 19] und
starb dort 1631 in der Verbannung.
Vgl. Bouillé, Histoire des ducs de Guise (4 Bde.,
Par. 1850).
(spr. omahl),Henri Eugène Philippe Louis d'Orléans, Herzog von, vierter Sohn des Königs Ludwig Philipp, geb. zu
Paris, empfing seine Schulbildung im Collège Henri IV und trat 1839 mit Hauptmannsrang in die Armee. In den beiden folgenden
Jahren nahm er in Algerien an der Expedition gegen Medeah und an den Zügen Bugeauds und Baraguay d'Hilliers
teil und stieg bis zum Obersten auf. Im Okt. 1842 zum Brigadegeneral befördert und mit dem Oberkommando im Distrikt Medeah
in Algerien betraut, zeigte er auf diesem Posten große Thätigkeit, Umsicht und Unerschrockenheit.
Eine seiner glänzenden Waffenthaten war die Überrumpelung der SmalaAbd el-Kaders wofür er zum Generallieutenant
ernannt wurde. Aumale übernahm den Befehl in der Provinz Constantine, leitete die Expedition nach Biskara und Ziban und nahm 1847 den
Emir Abd el-Kader gefangen. Er war seit Generalgouverneur von Algerien. Als 1848 die Februarrevolution
ausbrach, übergab Aumale sein Amt an den GeneralCavaignac (s. d.) und schiffte sich 3. März nach England ein, wo er sich seitdem
hauptsächlich mit litterar. und histor.
Studien beschäftigte. Er schrieb zwei in der «Revue des Deux Mondes» erschienene militär. Abhandlungen: «Les Zouaves» und
«Les Chasseurs à pied» (separat zusammen gedruckt, 2. Aufl., Par. 1859);
eine scharfe Erwiderung auf eine vom Prinzen Joseph Charles Paul Napoleon (s. d.)
im Senat gehaltene und für die Orleanssche Familie ehrenrührige Rede;
«Les institutions militaires de la France» (Brüss.
1867);
endlich «Histoire des Princes de Condé» (2 Bde.,
1869; 2. Aufl., 6 Bde., 1885-92; deutsch
von Singer, Bd. 1, Wien
[* 20] 1890),
sein Hauptwerk und ein Denkmal zu Ehren des Condéschen Prinzenhauses, dessen letzter Abkömmling
ihn zum Universalerben eingesetzt hatte.
In der «ÉtoileBelge» sind von Aumale 1865 und 1866 einige kritische Briefe
über die Politik des Kaiserreichs unter dem Namen «Verax» erschienen. Nach dem Ausbruch des Deutsch-FranzösischenKrieges machte
der Herzog sowohl der kaiserl. als der Provisorischen Regierung mehrfach das Anerbieten, ins
Heer einzutreten, wurde jedoch von beiden Seiten abgewiesen. Obschon ein ministerielles Rundschreiben die Orleans am Eintritt
in die Versailler Nationalversammlung hindern sollte, wurde Aumale doch im Depart.
Oise gewählt und trat nebst dem Prinzen von Joinville ein. Am wurde Aumale als Mitglied der
Französischen Akademie aufgenommen und im Juli 1873 zum Präsidenten des über den Marschall Bazaine eingesetzten Kriegsgerichts
ernannt. Nach Beendigung des Prozesses übernahm er das Generalkommando des 7. Armeekorps
(Besancon); 1878 wurde er Armeeinspecteur; seit 1880 ist er ohne aktives Kommando. Er wurde durch das sog.
Prinzendekret vom seiner Stelle als Divisionsgeneral entsetzt, durch das Gesetz vom aus den Armeelisten
gestrichen und 13. Juli aus Frankreich ausgewiesen. In einem 1886 kundgegebenen Testamente
machte Aumale das Schloß
Chantilly dem Institut de France zum Geschenk, mit der Bestimmung, daß das Schloß mit seinen Kunstschätzen nach dem TodeA.s in den Besitz des Instituts übergeben solle.
Nachdem Aumale 1888 den Grafen von Paris wegen seiner Unterstützung Boulangers heftig getadelt und den Anschluß
der Royalisten an die Republik in Aussicht gestellt hatte, wurde ihm Anfang März 1889 die Rückkehr nach Frankreich gestattet.
Aus seiner geschlossenen Ehe mit einer Tochter des Prinzen Leopold von Salerno, Marie Karoline Auguste de Bourbon
(geb. gest. gingen zwei
Söhne hervor: der Prinz von Condé, geb. 1845 zu Paris, gest. 1866 auf einer Reise zu Sydney, und der Herzog von Guise, geb. 1854 zu
Twickenham, gest. 1872 in Paris.