Nach 13monatiger Gefangenschaft freigegeben, machte er eine
Reise durch die
Schweiz
[* 5] und Oberitalien
[* 6] und ging
darauf nach
Petersburg.
[* 7] Von dort kehrte er März 1808 nach Königsberg
[* 8] i. Pr. zurück und wurde im
Aug. zum Generalmajor und
Chef der
Artillerie ernannt. 1813 wohnte er als Generallieutenant und Commandeur der 12.
Brigade beim 2.
(Kleistschen)
Armeekorps den
Schlachten
[* 9] von
Dresden,
[* 10] Kulm,
Leipzig,
[* 11] Montmirail, Laon und
Paris
[* 12] bei. Mehrmals entschied er
mit seiner
Brigade den
Sieg, so namentlich bei Markkleeberg und 18. Okt. bei Probstheida.
Nachdem er 1815 das Kommando über das 2. norddeutsche
Armeekorps erhalten, welches zur
Belagerung der Festungen an der Nordgrenze
Frankreichs bestimmt war, bewirkte er in kurzer Zeit die
Übergabe vonMaubeuge, Philippeville, Landrecy,
Longwy, Rocroy,
Givet, Montmedy,
Sedan
[* 13] und Mézières. Nach dem
Kriege übernahm er wieder das Kommando der
Artillerie, die unter
seiner Leitung gänzlich umgestaltet und vervollkommnet wurde. Wegen dieser seiner Verdienste wurde 1889 das ostpreuß.
Feldartillerieregiment Nr. 1 Feldartillerieregiment Prinz von
Preußen benannt. August starb zu
Bromberg
[* 14] auf
einer Inspizierungsreise, ohne legitime Nachkommenschaft. Aus des Prinzen Privatleben ist bemerkenswert, daß er, zur Zeit
seiner franz. Gefangenschaft, im Hause der Mad. de
Staël zu Coppet mit Mad.
Récamier (s. d.) zusammentraf und, in heißer
Liebe zu ihr entbrannt, ernstlich entschlossen war,
sie zu heiraten. Doch stellten sich politische und
religiöse
Gründe diesem
Bundeentgegen.
Vgl. L. von Puttkamer (und von Hoepfner), Erinnerungsblätter aus dem Leben des Prinzen August (Gotha
[* 15] 1869);
Der
Tag von Prenzlau
(in C. von Deckers
«Taktik der drei Waffen»,
[* 16]
Tl. 1, 3. Aufl., Berl. 1851);
KriegsgeschichtlicheEinzelschriften, hg. vom
Großen
Generalstab, Heft 2
u. 10 (ebd. 1883,1888).
Seitdem lebte er, außer wenn er seinen
Bruder vertreten muhte, meist in
Weißenfels.
[* 22] Er vermählte sich 1548 mit
Anna (s. d.), der Tochter
Christians III. von
Dänemark.
[* 23] Nach seines
BrudersTode 1553 zur Regierung und zur Kurwürde berufen,
blieb ihm die
Aufgabe überlassen, die polit. Verwicklungen zu lösen, die aus des
BrudersFehden und aus dem Zwiespalt mit
den Ernestinischen Vettern hervorgegangen waren. Hatte
Moritz sein
Erbe mit dem Schwerte vergrößert,
so wußte August durch kluge Benutzung der Ereignisse und durch des
Kaisers Gunst seine landeshoheitlichen
Rechte auszudehnen und
Gebietserwerbungen zu machen.
Doch gerade in diesen Bestrebungen zog er sich nicht unberechtigte Vorwürfe zu.
Daß die drei geistlichen
Stifter Merseburg,
[* 24] Naumburg
[* 25] und Meißen
[* 26] in größere Abhängigkeit von der landesfürstl. Gewalt kamen, war eine Folge der
Reformation. Viel weniger
zu rechtfertigen aber war der Gebietszuwachs, den er 1567 durch die Achtsvollstreckung gegen den von dem meuterischen Wilhelm
von
Grumbach (s. d.) verleiteten
HerzogJohannFriedrich (s. d.) von Gotha gewann, und daß er als Vormund
seiner Vettern, der
SöhneJohann Wilhelms von
Weimar,
[* 27] fast die Hälfte der hennebergischen Erbschaft sich zueignete.
Durch seine Hoftheologen der vermittelnden
Ansicht in der Abendmahlslehre geneigt gemacht, nötigte er die Geistlichen nicht
nur im eigenen
Lande, sondern auch im Gebiete seiner weimar. Vettern, diese
Ansicht zu lehren, bis August 1574 wieder
umlenkte und den heimlichen
Calvinismus noch strenger verfolgte als früher das strenge Luthertum. 1577 brachte August die Konkordienformel
(s. d.) zu stande, welche die prot.
Lehre
[* 28] in starre Formen bannte und 1580 öffentlich verkündigt wurde.
August II. (Kurfürst v
* 29 Seite 52.127.
A.s Reichspolitik wurde durchaus von eigenen Interessen und von der
Furcht vor einer neuen
Erhebung der
Ernestiner beherrscht. Um jede Erschütterung des Friedenszustandes fern zu halten, versagte er auch den kurpfälz. Bemühungen
um bessere Sicherung und weitere Aubreitung des
Protestantismus seine Mitwirkung. Aber er benutzte diese Zeit des Friedens
auch dazu, um als Gesetzgeber, als Pfleger von Kulturanstalten und sparsamer Ordner desStaatshaushalts
die wirtschaftliche
Entwicklung seines
Landes zu fördern. Die Landstände erhielten eine festere Ordnung und übernahmen die
selbständige
Verwaltung der von ihnen bewilligten
Steuern. Als der größte Grundherr, Bergherr und
¶
mehr
Kaufmann seines Landes machte August seine Kammergüter und Regalien zur Grundlage der gesamten kursächs. Volkswirtschaft, wie
er denn auch zunächst für seine Zwecke die erste Landesaufnahme durch HiobMagdeburg
[* 30] veranlaßte. Er sorgte für die Verbesserung
der Viehzucht,
[* 31] des Obst- und Weinbaues; die Forsten wurden planmäßig bewirtschaftet, der Holzhandel durch eine
großartige Flößerei gefördert. Der Bergbau
[* 32] erlebte eine neue glänzende Blütezeit und gab die Grundlage zu dem überaus
soliden Münzwesen.
[* 33]
Das Gewerbe blühte namentlich durch die Einwanderung zahlreicher Niederländer (etwa 20000) auf, die auch zuerst die Baumwollweberei
einführten. Sorgfältig wachte der Kurfürst über die ungeschmälerte Behauptung des LeipzigerStapelrechts, förderte daher
den Elbverkehr nur so weit, als es sich mit LeipzigsVorteil vertrug, that dagegen viel für die Verbesserung und Sicherheit
der Straßen und stellte seit 1563 «Postboten» an. Dazu schloß er seine
Lande rechtlich ab durch die «Konstitutionen» vom das erste
Beispiel einer einheitlichen Landesgesetzgebung in Deutschland
[* 34] (auf Grund altsächs. und röm. Rechts) und
die Abzweigung eines Oberappellationsgerichts vom «Hofrat». M stattlichen Schloßbauten (Augustusburg, Annaburg) zeigte August seinen
Kunstsinn und Reichtum.
Auch die geistige Bildung des Volks fand Förderung. Die innern Einrichtungen der Schulen wurden geordnet, auf den beiden Universitäten
neue Lehrstühle errichtet, botan. Gärten angelegt und die Studienpläne
bis ins einzelne vorgezeichnet. Die Bibliothek zu Dresden verdankt ihm ihre Grundlage, auch die meisten andern Sammlungen für
Wissenschaft und Kunst, namentlich das Grüne Gewölbe, stammen aus seiner Zeit. Seine Lieblingsbeschäftigung war neben dem
Drechseln die Alchimie. Als seine Gemahlin Anna gestorben war, vermählte sich August mit
Hedwig, der 13jährigen Tochter des Fürsten Joachim von Anhalt.
[* 35] Doch schon starb er zu Dresden und wurde im Dome
zu Freiberg begraben. Ihm folgte in der Regierung sein Sohn Christian I. Seine junge Witwe vermählte sich wieder mit dem HerzogeJohann von Holstein.
Vgl. Calinich, Kampf und Untergang des Melanchthonismus in Kursachsen (Lpz. 1860): Falke, Die Geschichte des Kurfürsten von
Sachsen in volkswirtschaftlicher Beziehung (ebd. 1868).