[* 1] ehemals reichsunmittelbares
Bistum, dessen zerstreute Besitzungen 2540 qkm (46 QM.) und 86,000 Einw.
in zwei
Städten
(Dillingen und
Füssen), elf
Marktflecken und vielen ansehnlichen Dörfern enthielten. Der
Bischof stand unter dem
Erzbischof von
Mainz,
[* 2] residierte in
Dillingen, hatte aber Kathedralkirche und
Hof
[* 3] in Augsburg. Die Einkünfte
des
Bistums und
Domkapitels, das aus 40
Domherren bestand, betrugen über 400,000
Fl. Die
Reihe der 66
Bischöfe, die neben dem
alten
Chor im
Dom zu Augsburg abgebildet sind, beginnt angeblich mit Sosimus (gest.
600); doch betritt man erst mit St. Sindbrecht (778-809) historischen
Boden.
[* 1]
(AugustaVindelicorum, hierzu der Stadtplan), Hauptstadt des bayr. Regierungsbezirks
Schwaben, liegt 490 m ü. M.
inmitten der schwäbisch-bayrischen
Hochebene auf einem
Hügel zwischen der
Wertach und dem
Lech, die sich unterhalb der Stadt
vereinigen. Die eigentliche Stadt bildet die Gestalt eines länglichen
Vierecks und wird in die obere und untere
Stadt und
Jakober Vorstadt geteilt. Die Bauart ist unregelmäßig, doch sind die
Straßen meistenteils breit.
Die
Häuser lassen in ihrer Bauart, welche nur selten den deutschen
Spitzbogen zur
Schau trägt, die Wechselbeziehung, in welcher
Augsburg ehedem zu den italienischen
Städten stand, leicht erraten. Unter den
Straßen ist die Maximiliansstraße, von
St.
Ulrich bis zum Ludwigsplatz, die schönste; andre Hauptstraßen sind die
Karolinen- und Ludwigsstraße, die St. Annastraße
und die
PhilippineWelser-Straße sowie viele neu angelegte
Straßen. Hauptplätze sind der Paradeplatz, der Maximiliansplatz
bei St.
Ulrich und der Ludwigsplatz beim Perlach.
Eine Hauptzierde Augsburgs sind die öffentlichen, größtenteils mit metallenenFiguren geschmückten
Brunnen:
[* 7] der Augustusbrunnen auf dem Ludwigsplatz (ein Werk des bayrischen Hofstukkateurs
HubertGerhard von 1593), der
Herkules-
und der Merkuriusbrunnen in der Maximiliansstraße (1599 und 1602 von
Adrian de
Vries aus dem
Haag
[* 8] erbaut). Das
Wasser wird ihnen
durch kunstvolle
Maschinen zugeführt, die es in alle Teile der Stadt verteilen.
Andre Wasserbauten Augsburgs
sind die vier aus einem
Arm des
Lech vom
HohenAblaß (einem Maschinenwerk) zur Stadt und in die Umgegend geleiteten
Kanäle,
die den
Fabriken und
Mühlen
[* 9] wichtige Vorteile verschaffen; sie fallen in einen Hauptkanal und werden durch diesen wieder in
den Hauptstrom geleitet.
Unter den kirchlichen Gebäuden ist zunächst der zweitürmige
Dom (Frauenkirche), am Paradeplatz, zu
erwähnen, dessen ältester noch vorhandener Teil aus dem Ende des 10. oder dem Anfang des 11. Jahrh.
stammt. Er ist der
Anlage nach eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit westlichem
Chor, die im 14. Jahrh. gotisiert und durch
zwei Nebenschiffe und einen östlichen
Chor erweitert wurde; ganz romanisch sind die beiden
Türme und
die
Krypte. An der Außenseite sind bemerkenswert neben den beiden überreich mit
Skulpturen geschmückten Hauptportalen die
ins südliche Seitenschiff führenden Bronzethüren am Mittelportal (Denkmal mittelalterlichen
Erzgusses aus den ersten Dezennien
des 11. Jahrh.), welche
Szenen aus dem AltenTestament, rätselhafte und phantastische Gestalten, Tierbilder
etc. zur
Anschauung bringen (vgl.
Allioli, Die Bronzethür des
Doms von Augsburg, Augsb. 1853; Sighart, Geschichte der bildenden
Künste
im
KönigreichBayern,
[* 10]
Münch. 1863). Der ganze
Dom ist 108 m lang, 39 m breit und im Mittelschiff 28,5 m hoch; letzteres war
ursprünglich nach Art der romanischen
Basiliken flach gedeckt und wurde erst 1346 eingewölbt. Im Innern
wird der
Bau durch 56 hohe
Säulen
[* 11] getragen, wovon 28 das
Schiff
[* 12] stützen. Die
Kirche enthält mehrere schöne Altarbilder (berühmt
sind die vier Altarblätter von H.
Holbein
[* 13] dem ältern) und viele alte
Glasmalereien, zum Teil aus dem 11. Jahrh.
(vgl.
Braun,
Beschreibung der
AugsburgerDomkirche, Augsb. 1829). Nächst dem
Dom verdient die katholische St. Ulrichs- und Afrakirche, 1477-1607 erbaut und auf einer Anhöhe in der Nähe des RotenThors
gelegen, Erwähnung. Es ist ein spätgotischer Bau, der ein prächtiges, hoch gewölbtes Mittelschiff, daneben sehr niedrige
Seitenschiffe enthält; der 102 m hohe Turm
[* 16] wurde gegen Ende des 16. Jahrh. ausgebaut. Die Kirche steht
auf dem Platz, wo die ersten Christen der Gegend den Märtyrertod erlitten, und wo man über der Gruft der heil. Afra bereits
im 6. Jahrh. eine Kapelle errichtet hatte.
Die Hauptpfarrkirche der Protestanten ist die St. Annenkirche, welche in Gemäßheit des WestfälischenFriedensschlusses 1649 in
den Besitz der Evangelischen kam, aber ihre gegenwärtige Gestalt erst 1747 erhielt. Im ganzen hat Augsburg 19 Kirchen,
darunter 5 katholische und 5 prot. Pfarrkirchen. Eine Hauptmerkwürdigkeit der Stadt ist das Rathaus, 1615-20 im elegantesten
Renaissancestil von EliasHoll erbaut. Das Gebäude ist 43 m breit, auf der Ostseite 44,5, auf der
Westseite 51 m hoch.
Ein weites, 6,4 m hohes und 3,8 m breites Portal von rotem polierten Marmor bildet den Eingang; über den Thorflügeln halten
zwei Greife das aus Metall gegossene Stadtwappen. Die beiden Türme, das Dach
[* 17] und die Altane sind mit Kupfer
[* 18] gedeckt. Die größte
Zierde des ganzen Hauses ist der sogen. »goldene Saal«, welcher 14,22 m hoch, 17,3 m breit und 32,65
m lang ist. Die Decke,
[* 19] durch ein Hängewerk
[* 20] getragen, prangt mit vergoldetem Schnitzwerk, und der Fußboden des Saals ist mit
weißen, roten und grauen Marmorplatten belegt.
Ehedem versammelte sich hier der GroßeRat an den jährlichen Ratswahltagen, um pro forma die beiden Stadtpfleger
zu bestätigen. An den Ecken des Saals befinden sich die vier sogen. Fürstenzimmer. Nördlich vom Rathaus erhebt sich der einzeln
stehende Perlachturm, aus dem 11. Jahrh. stammend; seine Windfahne stellt »Cisa«, die alte heidnische Schutzgöttin der Stadt,
dar. Unweit des Rathauses steht auch das 1607 erbaute Zeughaus. Ferner verdient die ehemalige bischöfliche
Pfalz oder sogen. Residenz am Paradeplatz (Fronhof) Erwähnung, die ihre gegenwärtige Gestalt 1743 erhielt und jetzt als Sitz
der königlichen Kreisregierung dient. In einem jetzt verbauten Zimmer des Gebäudes überreichten die protestantischen Fürsten dem
KaiserKarl V. die »Augsburgische Konfession«; der Platz davor (Fronhof) diente ehedem zu Ritterturnieren
und andern Festlichkeiten.
Auf demselben steht seit 1876 das Siegesdenkmal. Besondere Beachtung verdienen noch das Maximiliansmuseum in der PhilippineWelser-Straße, mit den Sammlungen des Historischen und des Naturhistorischen Vereins und einer Gewerbehalle, und das alte prächtige
Fuggerhaus, seit JahrhundertenWohnsitz des mächtigen, heute noch blühenden Geschlechts der Fugger und
gegenwärtig Eigentum des FürstenLeopold von Fugger-Babenhausen. Die Wandflächen des Gebäudes sind mit einer Reihe vortrefflicher
Fresken aus der Augsburger Geschichte geschmückt; das Innere enthält unter anderm die ebenfalls mit Fresken (vonAnt. Ponzano)
gezierten Räume des Kunstvereins.
Die Zahl der Einwohner betrug 1880: 61,408 Seelen, darunter 19,326 Evangelische, 40,966 Katholiken und 1031 Juden(2Bat. Inf., 1 Chevau-leger-Reg., 1 Feldart.-Reg.).
Die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung
[* 22] bilden Industrie und Handel. In der gewerblichen Thätigkeit nimmt die Baumwollindustrie
die erste Stelle ein, die sich sowohl auf mechanische Baumwollspinnerei als auf mechanische Weberei,
[* 23] Zwirnerei und
Nähfadenfabrikation erstreckt und großartige Etablissements hervorgerufen hat.
Die bedeutendsten derselben sind: die Baumwollspinnerei am Stadtbach (mit 110,000 Spindeln), die mechanische Baumwollspinnerei
und -Weberei (mit 50,000 Spindeln und 1200 Webstühlen), die Baumwollfeinspinnerei (mit 40,000 Spindeln), die Baumwollspinnerei
Senkelbach (mit 36,000 Spindeln), die Spinnerei Wertach (mit 30,000 Spindeln), die mechanische Weberei Fichtelbach
(mit 660 Webstühlen), die Haunstetter Weberei (mit 620 Webstühlen); mehrere Zwirnereien und Nähfadenfabriken (die bedeutendste
im nahen Göggingen mit 23,700 Spindeln), eine Kattunfabrik, Buntwebereien (eine im nahen Pfersee mit 38,000 Spindeln und 700 Webstühlen).
Zwei »Messen«, jetzt freilich nur noch größere Jahrmärkte, finden im Mai undOktober, ein Wollmarkt im
Juni statt. Der sehr ansehnliche Buchhandel beschäftigt mit Einschluß der Musikalien-, Antiquar- und Kunsthandlungen über 30 Etablissements
und 11 Buchdruckereien. Außer mehreren Lokalblättern erscheinen in Augsburg noch die »Augsburger Abendzeitung« und die »Postzeitung«,
nachdem die 1798 vonCotta begründete »Allgemeine Zeitung« 1882 nach München
[* 25] verlegt worden ist. Als gemeinnützige
und Wohlthätigkeitsanstalten sind zu bemerken: der LandwirtschaftlicheVerein des Regierungsbezirks, ein technischer, naturhistorischer,
historischer und Kunstverein, mehrere Waisenhäuser, ein neues, vortrefflich eingerichtetes Krankenhaus,
[* 26] verschiedene Versorgungsanstalten
(darunter die St. Jakobs- und sogen. ReichePfründe und das Hospital zum HeiligenGeist).
¶
KaiserOtto I. schlug diese 955 auf dem Lechfeld im Südosten der Stadt und erweiterte Augsburg nach der Nord- und Südseite hin. Von
den sächsischen und fränkischen Kaisern begünstigt, erhob sich die 832 unter dem Namen Augsburg (Augustburg) zum erstenmal vorkommende
Stadt zu hoher Blüte.
[* 34] HerzogWels von Bayern zerstörte sie zwar 1026 in einer Fehde mit dem Bischof, doch erstand sie bald neu.
Im J. 1077 versammelte HerzogRudolf vonSchwaben daselbst die Fürsten zum Bund gegen Heinrich IV. Die Bürger von Augsburg erwirkten 1276 die
Anerkennung ihres Stadtbuches und die Bestätigung Augsburgs als freier Reichsstadt, worauf sie sich 1331 dem
Schwäbischen Städtebund anschlossen.
Das Stadtregiment hatten zwölf Personen, deren Vorstände Stadtpfleger hießen. Diese Consules oder Bürgermeister wurden
nur aus den Bürgern genommen, die von freien, in die Stadt gezogenen Gutsbesitzern stammten und die allein ratssässigen
Geschlechter oder Patrizier bildeten. Durch sie, meist Großhändler, wurde Augsburg die erste Handelsstadt
Süddeutschlands. Da hierzu die Gewerbe, besonders die durch ihre Barchentmanufaktur berühmte ZunftderWeber, viel beitrugen,
drängten sich diese 1368 in die Regierung und errichteten ein Zunftregiment, wonach
die frühern Patrizier zwar noch Anteil
an der Verwaltung behielten, in der Hauptsache aber die Regierungsform Augsburgs eine demokratische wurde.
Seitdem überwog die Zahl der Katholiken. Im Dreißigjährigen Krieg besetzten 1631 die Schweden
[* 42] die Stadt, 1634 nach
der Schlacht bei Nördlingen
[* 43] mußte sie sich aber, durch Hunger gezwungen, den Kaiserlichen ergeben. Im September 1646 von Wrangel
belagert, hielt sie sich, bis sie von den Kaiserlichen im Oktober entsetzt wurde. Im spanischen Erbfolgekrieg trafen die Stadt
neue Drangsale. Im J. 1703 beschoß sie derKurfürst von Bayern, nahm sie ein und trieb eine Kontribution
von 4 TonnenGoldes ein; doch ward sie von den Bayern, nachdem sie denBau einer Citadelle begonnen, 1704 wieder geräumt.
Auch in dem österreichischen Erbfolgekrieg wurde Augsburg hart mitgenommen, hob sich aber in den darauf folgenden ruhigen Zeiten
durch Handel und Industrie wieder. Nach dem Lüneviller Frieden wurde es durch den Reichsdeputationsbeschluß
vom als Reichsstadt bestätigt, doch infolge des Friedens zu Preßburg
[* 44] ergriff Bayern von Augsburg militärischen
Besitz, und erfolgte die politische Besitznahme. Augsburg stand anfangs unter der Landesdirektion in
Schwaben, wurde 1808 Hauptstadt des Lechkreises, hatte von 1810 an ein eignes Lokalkommissariat,
wurde Sitz einer königlichen Regierung des Oberdonaukreises und 1837 des Regierungsbezirks Schwaben und Neuburg.
[* 45]
Vgl. Wagenseil, Geschichte der Stadt Augsburg (Augsb. 1820-1822, 3 Bde.);
Jäger, Geschichte von Augsburg (2. Aufl., das. 1862);
2) Augsburg (Augusta Vindelicorum der Römer), unmittelbare Stadt und Hauptstadt des bayr. Reg.-Bez.
Schwaben und Neuburg, liegt 48°21' nördl.Br. und 10°54' östl. L. von Greenwich, in 499 m
Höhe, an der Mündung der Wertach in den Lech, teils auf dem Rücken, teils am Abhange und Fuße der
das Lech- und Wertachthal trennenden Anhöhe, hat ein Weichbild von 21,929 qkm und eine mittlere Jahrestemperatur von 6,63°
C.
Bevölkerung. Die Bevölkerung betrug 1885: 65905, 1890: 75629 (36522 männl., 39107 weibl.) E., d. i. eine Zunahme (1885-90)
von 9724 oder 11,76 Proz., oder jährlich 1945 Personen, die Zahl der Geburten (1893) 2583, der Sterbefälle
2193, der Eheschließungen 665. In 4396 bewohnten Gebäuden waren 16676 Haushaltungen und 297 Anstalten. Dem Religionsbekenntnis
nach waren 52186 Katholiken, 22178 Evangelische, 1128 Israeliten und 137 andere. In Garnison liegen das 1., 2. und 4. Bataillon
des 3. Infanterieregiments Prinz Karl vonBayern, die 1., 2., 3., 5. Eskadron des 4. Chevaulegerregiments
König und die 1. und 2. Abteilung des 4. Feldartillerieregiments König.
Anlage, Straßen, Plätze, Denkmäler. Die Stadt zerfällt in die innere Stadt und die sechs neuen Stadtteile (West-, Ost-, Süd-,
Nord-End- und die beiden Wertach-Vorstädte). Nachdem die Entfestigung der innern Stadt (obere, untere
Stadt und Jakober Vorstadt) durch königl. Signat vom genehmigt war, erweiterte sich dieselbe
über die Festungswerke hinaus, an deren Stelle öffentliche Anlagen traten am Königs- und Klinkerthorplatze, an der Kaiser-
und Eserwallstraße, am Gesundbrunnen, Judenwall, Pfannstiel und Siebentisch.
Die bemerkenswertesten Straßen der Stadt sind die Karolinen- und Maximiliansstraße, die vom Karolinenplatz
im Norden bis zum Maximiliansplatz im Süden die Stadt durchschneiden und durch viele interessante alte Gebäude und die drei
herrlichen Brunnen mit bronzenen
[* 46]
Figuren (Augustus-, Merkur- und Herculesbrunnen), die beiden letztern von Adrian de Vries aus
dem Haag 1599 und 1602, der erste von Hubert Gerhard von Herzogenbusch 1594 errichtet, einen großartigen
Eindruck machen.
Westlich davon die Volkhart-, Fugger- und Kaiserstraße auf der Stelle der frühern Festungswerke, östlich die Straße am Graben
und endlich von Westen nach Osten gehend die Bahnhofs-, St. Anna- und Philippine-Welser-Straße mit der 1857 von König Ludwig
der Stadt geschenkten, von Fr. Brugger modellierten Statue Joh. Jakob Fuggers, und ihre östl. Fortsetzung,
die Jakoberstraße. Auf dem Fronhofe steht das 1877 errichtete Siegesdenkmal (1870-71) von Kaspar Zumbusch, mit bronzenen
[* 46]
Figuren.
Kirchen. Von den 6 evang. Kirchen bemerkenswert: Die St. Anna-Kirche, 1472-1510 in got. Stile erbaut, 1748 von Andreas Schneidmann
in Barock umgestaltet, nachdem 1602 der obere Teil des Turmes von Elias Holl in Renaissance erneuert war,
mit großartigem, 1512 von Jak. Fugger gestiftetem Grabmal der Fugger, dessen Skulpturen nach Zeichnungen AlbrechtDürers vielleicht
von dem Augsburger¶
mehr
Bildhauer Sebastian Loscher ausgeführt sind; ferner mit Gemälden (Jesus als Kinderfreund am Altar,
[* 48] Bildnisse Luthers und des
Kurfürsten Joh. Friedrich von Sachsen von Cranach, Speisung der 4000 von Rottenhammer, die klugen und thörichten Jungfrauen
von Amberger), Bildhauerarbeiten, schöner Kanzel (1682 von Heinrich Eichler) und der von Konrad und Afra Hirn 1425 gestifteten,
neu restaurierten Goldschmiedskapelle im Osten (Wandgemälde aus der ersten Hälfte des 15. Jahrh.);
die Barfüßerkirche
(13. Jahrh.), im 14. und 15. Jahrh. umgestaltet, 1723 in Barock erneuert, mit Bildern oberdeutscher Meister des 17. und 18. Jahrh,
und trefflicher Orgel;
die Jakoberkirche, 1440-60 erbaut, 1726 erneuert, mit Mauer (15. Jahrh.) und spätern
Tafelgemälden;
die Heiligekreuzkirche, nach Entwürfen von Krauß, 1653 in Barock erbaut, und St. Ulrichskirche, 1458 erbaut,
Anfang des 18. Jahrh, in Barock umgestaltet, mit wertvollen Gemälden und Goldschmiedearbeiten.
Kath. Kirchen (16) und Kapellen
sind der Dom, 995 -1065 als dreischiffige Pfeilerbasilika mit zwei Türmen in roman. Stile erbaut, im 14. Jahrh,
um zwei Schiffe
[* 49] und den östl. Chor erweitert und gotisiert, kürzlich erneuert, mit alten (aus dem 11. Jahrh.) und neuen
Glasfenstern, bronzenen Thürflügeln (um 1050 gefertigt, enthalten 35 Felder mit
[* 47]
Figuren: Adam und Eva, die Schlange,
[* 50] Centauren
u. s. w.), Altarbildern von Holbein dem ältern (1493) u. a.,
Bildnissen sämtlicher Bischöfe von 596 bis heute, kunstvollen Eisengittern, Kreuzgang mit zum Teil sehr
alten Grabsteinen und dem an wertvollen Goldschmiedearbeiten reichen Schatze; die St. Ulrichskirche (1496-1500 von Burkhard
Engelberger in spätgot. Stil, der Turm 1594 in Renaissance erbaut) mit drei Renaissancealtären (s. Tafel: Altäre II,
[* 47]
Fig.
4), dem Grabmal des Hans Fugger aus carrarischem Marmor (von Alex. Colin aus Mecheln),
[* 51] 1877 von Schloß
Kirchheim hierher versetzt in die durch ein schönes Eisengitter (1568) abgeschlossene Fuggerkapelle, einer großen bronzenen
Kreuzigungsgruppe von Joh. Reichel von Schongau (17. Jahrh.),
Stuhlwerk und zahlreichen Reliquien (roman. Ulrichskelch in Goldschmiedearbeit); die St. Moritzkirche (1314 vollendet,
Ende des 15. Jahrh, erweitert, später mehrfach umgestaltet) mit Grabmal des Apothekers Hofmair (†
1427) und schönen Goldschmiedearbeiten; die Heiligekreuzkirche (12. Jahrh, in roman. Stil erbaut, 1502 gotisiert, 1716 in
Barock verkleidet) mit Deckenmalereien, silbernem Reliquienkästchen (13. Jahrh., von
Conrad de Lindowe verfertigt und 1494 von GoldschmiedGeorg Seld mit gotischem monstranzartigen Aufbau versehen):
die St. Georgskirche (1501 in got. Stil erbaut, später stark verändert, neuerdings renoviert);
die St. Peterskirche mit
dem Perlachturm (1066 erbaut, im 18. Jahrh, in Barock verkleidet; der Turm 1614 durch Elias Holl verändert);
die St. Maxkirche
(1609 von den Fuggern gestiftet, später umgestaltet);
die St. Stephanskirche (1458 erbaut, 1619 und 1755 verändert)
dient jetzt dem 1835 von Ludwig I. gestifteten Benediktinerkloster;
die Kirchen der Frauenklöster St. Maria Stern (Franziskanerinnen), 1575 von
HansHoll, dem Vater des Elias Holl, in got. Stil erbaut, später bis auf den Turm verändert, und St. Ursula (Dominikanerinnen, 16. Jahrh.)
u. a. Aufgehoben sind die Dominikanerkirche (16. Jahrh.;
jetzt Lagerraum) und St. Leonhardskapelle (zu dem alten vonBarth. Welser 1539 erbauten Welserbaus
mit schönem Renaissanceerker
gehörend).
Weltliche Bauten. Das 51 m hohe Rathaus, 1615-20 von Elias Holl in Renaissance erbaut, mit dem sog. GoldenenSaal (36 m lang, 19 m
breit, 17 m hoch) in Barock; die ehemalige fürstbischöfl. Residenz am Fronhofe (1743 neu gebaut) mit
schönem Treppenaufgang, jetzt Sitz der königl. Kreisregierung, wo «in
der untern großen Stube» rechts vom Turme die prot. Fürsten dem Kaiser die Augsburgische Konfession überreichten;
das Fuggerhaus (im 16. Jahrh. erbaut, später mehrfach verändert und
erweitert) mit Resten von Wandmalereien (Renaissance 1515, wahrscheinlich von HansBurgkmair), zwei ehemaligen Badezimmern (s.
Tafel: Bäder I,
[* 47]
Fig. 4), jetzt als Ausstellungszimmer des Kunstvereins dienend (Fresken von Antonio Ponzano, 1571) und einer
mit 5 großen Gemälden von Ferdinand Wagner 1861-63 geschmückten Ostseite;
die neue Bibliothek, 1892-93 von Steinhäußer erbaut;
das Maximiliansmuseum
(16. Jahrh.) mit den Sammlungen des Historischen und Naturhistorischen Vereins, zwei prachtvollen Erkern, im Stil der Hochrenaissance;
das Zeughaus (1602 im Übergangsstil von Renaissance zu Barock), über dessen Portal seit 1607 eine Bronzegruppe,
St. Michael im Kampf mit dem Satan, von Reichel;
der Wertachbruckerthorturm (1605), St. Anna-Gymnasium (1613), der Rote-Thorturm
(1622), letztere vier Bauten von Elias Holl u. a.
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet seit 1866 von zwei lebenslänglich angestellten Bürgermeistern (von Fischer, 12800 M.,
und Frisch, 10500 M. Gehalt), 23 Magistratsräten (7 besoldete) und 42 Gemeindebevollmächtigten. Das
Polizeiwachkorps hat 1 Inspektor, 124 Wachtmeister und Schutzleute, die Feuerwehr 458 Mann (freiwillige Feuerwehr) und 418 Mann
(der 9 Fabrikkorps), 1 Dampf-, 20 Druckspritzen und 694 Hydranten; die Wasserversorgungsanlage am Hochablaß (2 ¼ Mill. M.
Baukosten) hat 58 km Rohrnetz und schafft täglich 16-18 Mill. Liter. Das Kanalsystem hat eine Länge von 36 km.
Die Gasbeleuchtungsaktiengesellschaft erzeugt jährlich gegen 3540000 cbm Gas für 2408 öffentliche und 1951 private Flammen
und für 112 Gasmotoren mit 471 Pferdestärken. Elektrische
[* 53] Beleuchtung
[* 54] hat bis jetzt nur in Privathäusern und Fabriken Anwendung
gefunden.
Finanzen. 1893 betrugen die Einnahmen: 3177234 M. (darunter Gemeindeanlagen, mit 90 Proz.der Staatssteuern, 812092
M. und Verbrauchssteuern 776855 M.), die Ausgaben: 2632666 M. (darunter für Amtsführung der Gemeindebehörden 439077 M.,
Schulen 504652 M., Wohlthätigkeit und Armenpflege 106 334 M.);
das Vermögen: 21133163 M. und die Schulden 11119041 M.
Behörden. Augsburg ist Sitz der königl. Kreisregierung, eines königl.
Bezirksamts, des Oberpostamts für Schwaben und Neuburg, eines Oberbahnamts (mit 386,23 km Bahnlinien),
Hauptzoll-, Zollamts, eines Oberlandesgerichts (Landgerichte Augsburg, Kempten,
[* 55] Memmingen,
[* 56] Neuburg D., Eichstädt), eines Landgerichts
mit 8 Amtsgerichten (Aichach, Augsburg, Burgau, Friedberg, Landsberg, Schwabmünchen, Wertingen, Zusmarshausen) und Kammer für Handelssachen,
eines Amtsgerichts, des Kommandos der 2. Division, 3. Infanterie- und 2. Kavalleriebrigade, sowie der
bayr. Militärschießschule und der Gendarmeriecompagnie des Bezirks; des Bistums Augsburg
¶
Bildungs- und Vereinswesen. Ein königl. kath. Gymnasium bei St. Stephan, 1828 gegründet (Rektor Dr. Liebert, 28 Lehrer, 783 Schüler),
mit Erziehungsinstitut und Studienseminar St. Joseph, königl. prot. Gymnasium bei St. Anna (Gymnasium und Lateinschule, 1531 gegründet,
Rektor Hofmann, 24 Lehrer, 345 Schüler), verbunden mit dem kath. Gymnasium bei St. Salvator, Erziehungsinstitut
für Knaben und Jünglinge bei St. Anna; königl. Realgymnasium (Rektor Dr. Recknagel, 14 Lehrer, 120 Schüler), königl. paritätische
Kreisrealschule (Rektor Dr. Pfeiffer, 19 Lehrer, 502 Schüler), königl. Industrieschule: 18 Volksschulen (109 Lehrer, 36 Lehrerinnen, 7611 Schüler),
gewerbliche Fortbildungs-, Mädchenfortbildungs-, landwirtschaftliche Winter-, Kunstschule, Taubstummen-,
Blindenanstalt und die Privatinstitute: der Englischen Fräulein, Barbara von Stettensches für Töchtererziehung, Musik-, höhere
Handels -, Bürger- und Brauerschule.
Der Kunst dienen die königl. Gemäldegalerie im ehemaligen St. Katharinenkloster, für die Geschichte der altdeutschen Kunst
bedeutungsvoll durch die reiche Sammlung von Bildern Holbeins des Ältern, HansBurgkmairs, Zeitblooms,
Altdorfers u. a. sowie ital. und niederländ.
Meister;
der Kunstverein im Fuggerhause;
die Sammlungen des Historischen und Naturhistorischen Vereins im Maximiliansmuseum,
das Fuggermuseum im Fuggerhause, die Kreis- und Stadtbibliothek (Bibliothekar Dr. Rueß), mit 150000 Bänden, Inkunabeln, Handschriften
der Reformationszeit;
das Stadtarchiv mit reichen Schätzen der Augsburger und deutschen Geschichte;
Wohlthätigkeitsanstalten. Das paritätische Pfründnerhospital (1252 gegründet), St. Jakobs-Stiftung (1348 gegründet),
die Versorgungsanstalt bei St. Margareten, St. Antons-Pfründe (1410 von Argon gestiftet), städtisches
Kranken-, Inkurabelhaus, kath. und evang. Armkinder- und
Waisenbaus, Kinderheilanstalt, Augenheil-, orthopäd. (in Göggingen) Wasserheil- und Badeanstalt;
[* 58] endlich die Fuggerei (von
Jak. Fugger 1519 gestiftet), ein aus 54 Häusern bestehendes Stadtviertel mit eigenen
Straßen, Thoren, einer Kirche und 106 freundlichen Wohnungen für arme kath. Familien.
Industrie. Die Industrie hat sich im 19. Jahrh. sehr gehoben durch Ausnutzung der Wasserkräfte von Lech
und Wertach mit zusammen 9288 Pferdestärken, wovon 8788 auf 86 Privatetablissements kommen; außerdem werden in 27 Fabriken
und 54 Kleinbetrieben 182 Dampfmaschinen
[* 59] mit 11450 Pferdestärken verwendet. Es giebt 119 Fabriken und mechan.
Werkstätten und 361 Handelsgeschäfte, überhaupt 5000 Gewerbtreibende. Die Großindustrie beschäftigt 17000 Arbeiter,
und
41 Mill. M. (Nominalwert) sind in Aktiengesellschaften angelegt. Am bedeutendsten sind die Baumwollspinnerei und -Weberei
(10 bedeutende Firmen, unter anderm die Mechanische Spinnerei und Weberei, Spinnerei am Stadtbach, Feinspinnerei Augsburg, Spinnerei
Wertach, Spinnerei am Senkelbach, Buntweberei vorm. Riedinger, Weberei am Fichtelbach, am Sparrenlech, und von Müller
& Keidel) mit 6737 Webstühlen, 380214 Spindeln (8920 Arbeiter, 5958 Wasser-, 8238 Dampf-Pferdestärken) und 13 Mill. M.
Kapital, die Kattundruckerei, Färberei und Appretur, Zwirnerei, Nähfadenfabrik; Kammgarnspinnerei (1300 Arbeiter mit 2 ½ Mill.
M. Aktienkapital); außerdem wird betrieben Fabrikation von Chemikalien, Metallwaren und Maschinen (Maschinenfabrik Augsburg,
s. d.; Joh. Haag mit 250 Arbeitern; Riedinger mit 860 Arbeitern, 1 Mill. M. Aktienkapital; vorm. Epple
& Burbaum, Landwirtschaftsmaschinen, mit 450-580 Arbeitern, 2 Mill. M. Aktienkapital; Mühlenbaugesellschaft vorm. Oerle
& Co., ½ Mill. M. Aktienkapital u. a.), Zündhölzern und Wichse (Union, Aktiengesellschaft mit 406 Arbeitern, 1 ½ Mill.
M. Kapital), Papier (G. Haindl, Gebrüder Kathan), Tabak (Lotzbeck & Comp.).
Die früher blühende Kupferstecherei ist völlig erloschen, dagegen haben Buchdruckerei, Buchhandel und Lithographie Aufschwung
genommen. Augsburg ist Sitz der Süddeutschen Textilberufsgenossenschaft und deren 1. Sektion, sowie der 28. Lektion der Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft.
Die gesamte Großindustrie (einschließlich der von Augsburg aus gegründeten und teilweise geleiteten Fabriken der
Nachbarorte) beschäftigte 1893 etwa 19300 Arbeiter und hatte 10641 Wasser-, 11420 Dampf-(hierunter 3668 Reserve-)
Pferdestärken. An Löhnen werden jährlich gegen 14 Mill. M. ausgegeben.
Handel. Er besteht in der Spedition von süddeutschen und ital. Waren und Wechselgeschäften für den Süden und wird unterstützt
durch jährlich zwei achttägige Messen für gewöhnliche Gebrauchsartikel (Georgi-Dult, von Kleinostern
an, und Michaeli-Dult), mehrtägige Wollmärkte (im Juni), Schafmärkte (März, Juli, August, September, Oktober), wöchentlichen
Getreidemarkt. Bank- und Geldgeschäfte werden vermittelt durch eine Reichsbankstelle, Filialen der königlich bayr.
und der bayr. Notenbank, landwirtschaftlichen Kreditverein, städtische Sparkasse (gegründet 1822, Stand der Spareinlagen 1893 etwa 9 Mill.
M.), Leihhaus (gegründet 1601, gewöhnlicher Stand 56000 Pfänder mit 254000 M. Belehnung); ferner besteht
in Augsburg eine Handels- und Gewerbekammer für den Reg.-Bez. Schwaben und ein Ressort des KonsulatsMünchen der Vereinigten Staaten
[* 60] von Amerika
[* 61] und des Oranje-Freistaates.
Verkehrswesen. Der Verkehr wird vermittelt durch die Linien Augsburg-München (62 km), Augsburg-Ulm (84,49 km), Augsburg-Buchloe (39,80
km), Augsburg-Gunzenhausen (109,49 km), Augsburg-Ingolstadt (66,6 km) der Bayr. Staatsbahnen,
[* 62] die durch einen Bahnhof laufen; durch
eine Ringbahn um die Stadt für den Güterverkehr der Fabriken und die sich an die Ringbahn anschließende Lokalbahn Augsburg-Göggingen,
eine Pferdebahn (seit 1881) mit fünf vom Perlach im Mittelpunkt der Stadt ausgehenden Linien (zusammen
13,5 km) nach Oberhausen
[* 63] (Nordwest), Pfersee (West), Göggingen (Südwest), St. Ulrich (Süden), Lechhausen (Osten), mit 62 Beamten, 90 Pferden, 50 Wagen
(1889 wurden 1352000 Personen befördert); 61 Droschken, 7 Post- und Telegraphenämter, 40
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