Augenspiegel,
[* ] Ophthalmoskop, ein 1851 von Helmholtz erfundener Apparat, vermittelst dessen man die innern Teile eines Auges, namentlich dessen hinterste Wand (Sehnerven, Netz- und Aderhaut), den das Auge ausfüllenden Glaskörper und die Krystalllinse so zu erleuchten vermag, daß die von diesen Teilen zurückkehrenden und durch die Pupille auftretenden strahlen vom Auge eines Beobachters aufgefangen und wieder zu einem deutlichen Bilde vereinigt werden können.
Der Helmholtzsche Augenspiegel besteht im wesentlichen aus einem Satze kleiner, sehr dünner Glasplatten, den man dicht vor das zu untersuchende Auge hält und zwar so, daß die Strahlen einer dicht an der Seite des Auges angebrachten hellen Flamme von der Vorderfläche der Glasplatten in die Pupille des Auges reflektiert werden. Das hinter den Glasplatten befindliche Auge des Beobachters empfängt einen Teil der aus dem beleuchteten Auge zurückkehrenden Strahlen und siebt dabei, falls nicht Trübungen der brechenden Medien vorbanden sind, den Augengrund (s. Tafel: Das Auge des Menschen, [* 1] Fig. 2) mit allen seinen Einzelheiten im virtuellen aufrechten vergrößerten Bilde (Untersuchung im aufrechten Bilde, s. umstehende [* 1] Fig. 1), vorausgesetzt, daß der Beobacbter und der Untersuchte emmetropisch (normalsichtig) sind. Ist nur der erstere emmetropisch, der Untersuchte aber nicht, so muß dicht vor oder hinter dem Spiegel dasjenige Konvex- oder Konkavglas eingeschaltet werden, das die vorhandene Ametropie (s. Emmetropie) korrigiert. Durch die Auswahl dieses Korrektionsglases ist der Augenarzt im stande,
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völlig objektiv und ohne Zuthun des Untersuchten den Grad der vorhandenen Ametropie zu bestimmen. Zum raschen Vornehmen solcher Bestimmungen dienen die Refraktionsophthalmoskope, die später von Loring u. a. konstruiert wurden, und an denen die Gläser so angeordnet sind, daß sie möglichst rasch gewechselt werden können.
Eine bessere Beleuchtung als der sehr lichtschwache Helmholtzsche Augenspiegel geben Planspiegel von belegtem Glase oder Stahl mit centraler Durchbohrung (von Coccius, Meyerstein, Epkens-Donders), an denen man auch zu einer weitern Steigerung der Helligkeit eine Konvexlinse mittels eines Scharniers befestigen kann.
Im J. 1852 lehrte Ruete die Untersuchung im umgekehrten Bilde (s. nachstehende [* ] Fig. 2).
Setzt man dicht vor das beleuchtete Auge eine Konvexlinse von kurzer Brennweite (5-8 cm), so entwerfen die aus dem Auge kommenden Strahlen ein umgekehrtes reelles Bild des Augengrundes im Hauptbrennpunkte der Linse, das der Beobachter deutlich sieht, wenn er sich mit seinem Spiegel so weit entfernt, daß dieses Bild in seinen Nahpunkt fällt. Wegen des größern Abstandes vom untersuchten Auge ist hierbei der Planspiegel zu lichtschwach, Ruete benutzte daher einen durchbohrten Hohlspiegel, der seitdem eine Menge Nachbildungen erfahren hat.
Auch Konvexspiegel (Zehender), rechtwinklige Glasprismen sowie foliierte Konvexlinsen hat man als Beleuchtungsmittel angewandt. Am meisten in Gebrauch von den größern, auf festen Stand berechneten Augenspiegel sind der von Ruete, Liebreich und Epkens-Donders. Von den kleinern tragbaren Instrumenten, die indes in der Hand des geschickten Augenarztes dasselbe wie die erstern leisten, haben die Instrumente von Coccius, Liebreich, Jäger und Hasner die allgemeinste Verbreitung.
Binokuläre Augenspiegel, bei denen beide Augen des Beobachtern in Thätigkeit kommen, haben Giraud-Teulon und Coccius konstruiert, ein Autophthalmoskop, in dem das Auge seinen eigenen Hintergrund siebt, Coccius; andere, bei denen das eine Auge des Beobachters den Augengrund seines andern Auges siebt, Heymann und Giraud-Teulon. Der Cocciussche binokulare Augenspiegel kann gleichzeitig als Demonstrations-Augenspiegel dienen, mit welchem zwei Beobachter zugleich ein fremdes Auge untersuchen können.
Vgl. Coccius, Über die Anwendung des Augenspiegel (Lpz. 1853);
Zander, Der Augenspiegel, seine Formen und sein Gebrauch (2. Aufl., ebd. 1862);
Schweigger, Vorlesungen über den Gebrauch des Augenspiegel (Berl. 1864);
Mauthner, Lehrbuch der Ophthalmoskopie (Wien 1868);
Liebreich, Atlas der Ophthalmoskopie (2. Aufl., Berl. 1870);
Magnus, Ophthalmoskopischer Atlas (Lpz. 1872);
Bierrum, Anleitung zum Gebrauch des Augenspiegel, deutsch von Schwarz (ebd. 1892);
Dimmer, Der Augenspiegel (2. Aufl., Wien 1893);
von Jaeger, Ophthalmoskopischer Handatlas (2. Aufl., von Salzmann, ebd. 1894).