Augenmaß.
Zur Erklärung des Augenmaßes liegen zwei Theorien vor, die nativistische, welche eigentlich nichts erklärt, da sie mit der Behauptung einer angebornen Fähigkeit bloß den Thatbestand zurückverschiebt, und die empiristische, der zufolge unsre Größenschätzung auf Vergleichung der Intensitäten unsrer Augenmuskel-Bewegungsempfindungen beruht, die beim Durchmessen einer Distanz entstehen und mit den Lichtempfindungen verschmelzen. Diese Ansicht hat zuletzt Münsterberg [* 2] vertreten, indem er experimentell zeigt, wie alles, was die Muskelbewegung erschwert, bez. erleichtert, die scheinbare Größe der durchmessenen Distanz vermehrt, bez. vermindert. Ob indessen die Muskelempfindung schlechthin als einzige Grundlage des Augenmaßes aufzufassen ist, erscheint noch zweifelhaft.
Vgl. Münsterberg, Beiträge zur experimentellen Psychologie, Heft 2 (Freiburg [* 3] 1889).