Augen
,
künstl
iche. Zum
Ersatz verloren gegangener natürlicher
Augen benutzt man längliche Näpfchen oder Schälchen
aus
Glas,
[* 2]
Email oder
Celluloid von der
Größe des vordern, bei geöffneten Lidern sichtbaren Teils des Augapfels und diesem
an
Farbe und
Glanz möglichst treu nachgebildet. Die vorn konvexen, innen hohlen, einer halben Nußschale
vergleichbaren künstl
ichen
Augen dienen sowohl dem kosmetischen
Zweck, die arge Entstellung zu verdecken, welche der Verlust
eines
Auges bedingt, als auch zum
Schutz des Augen
stumpfes und zur
Stütze der Augen
lider, welche sich sonst leicht umlegen
und entzünden würden.
Boissoneau in
Paris
[* 3] verfertigt künstliche
Augen aus
Email, während man früher
Glas,
Porzellan,
Fayence
[* 4] etc.
dazu verwendete. In
Deutschland
[* 5] ist seit 1850 die Fabrikation künstl
icher
Augen durch
Müller in
Lauscha auf dem
Thüringer Wald
zu einer ansehnlichen
Blüte
[* 6] gediehen, und gegenwärtig werden die von
Müller in
Wiesbaden
[* 7] aus einer sehr widerstandsfähigen
Komposition gearbeiteten
Fabrikate in
Deutschland von den
Autoritäten der
Augenheilkunde bevorzugt, weil
sie bei gleicher
Schönheit haltbarer, praktischer und viel billiger sind als die
Pariser künstl
ichen
Augen.
Beim künstl
ichen
Auge
[* 8] muß die
Größe der
Iris und ihre
Stellung aufs genaueste mit dem gesunden
Auge übereinstimmen, da selbst
geringe
Abweichungen die
Aufmerksamkeit des Beobachters erregen, während die Farbennüancen viel weniger
stören. Das künstliche
Auge wird nur durch die
Bewegung der Augen
lider bewegt, und der die
Muskeln
[* 9] noch enthaltende Augenstumpf
wirkt nur insofern mit, als eben die
Muskeln auf die Lidbewegung influieren.
Vor der Einsetzung des künstl
ichen
Auges muß
jede entzündliche
Affektion beseitigt und letzteres anfangs nur so lange getragen werden, als es ohne
lästiges
Gefühl geschehen kann. Die Kranken lernen das Einlegen und Herausnehmen des künstl
ichen
Auges in der
Regel sehr
bald.
Beim Herausnehmen bedient man sich einer
Stecknadel, deren
Kopf man nach abgezogenem untern
Lid unter den
Rand des Kunstauges
schiebt, worauf man denselben hervorzieht. Auch der
Sport hat sich dieses
Schönheitsmittels bemächtigt
und läßt bei Luxuspferden den Verlust des
Auges durch künstliche
Augen ersetzen.
Vgl. Ritterich, Das künstliche
Auge (Leipz.
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1852); Klaunig, Das künstliche
Auge (das. 1883).
Künstliche Augen nennt man auch sogen. Augenphantome oder Modelle, d. h. Nachbildungen des ganzen Augapfels und seines Bewegungsapparats, welche von Optikern konstruiert werden, um den Bau und die Brechungsverhältnisse der einzelnen durchsichtigen Teile des Auges zu erläutern.