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Pigment umgeben, welches den Zutritt der
Lichtstrahlen dadurch reguliert, daß es überflüssige und die Klarheit
des
Bildes beeinträchtigende abhält.
Bei den Wirbeltieren dient hierzu auch das von der
Pupille durchsetzte, verengerungs-
und erweiterungsfähige
Diaphragma
(Iris). Die
[* 3] der
Tiere sind nach einem doppelten
Typus gebaut: es sindeinfache
oder zusammengesetzteAuge (Facetten- oder
Netzaugen).
EinfacheAuge finden sich bei
Gliederwürmern,
Spinnen,
[* 4]
Insekten,
[* 5] Mollusken
[* 6] und Wirbeltieren.
Sie sind im großen und ganzen nach dem
Plane des menschlichen Auge gebaut, stellen also eine Art
Camera obscura
[* 7] dar: vorn mit
einer
Sammellinse (bikonvexe, durchsichtige Hautstelle oder gesonderte Linse)
[* 8] und darunter mit einer lichtbrechenden
Substanz
(Glaskörper);
die Retina entspricht dem
Spiegel
[* 9] der
Camera, und auf ihr kehrt sich wie auf diesem das eingefallene
Bildchen um.
Die einfachen der Wirbeltiere zeigen verschiedene nicht unwesentliche Modifikationen.
Die der Säugetiere gleichen, abgesehen von der stellenweise andern Gestalt derPupille, dem verschiedenen
Grade der Wölbung des
Bulbus und der Linse (Fig. 7 und 8, L), ganz denen des
Menschen. Das der
Vögel
[* 10] weist indessen eine Reihe
nicht unbeträchtlicher Eigentümlichkeiten auf. Zunächst ist der
Bulbus nicht rund, sondern abgestumpft kegelförmig,
Basis
und Vorderende sind stark konvex, das sie verbindende Mittelstück enthält in der Regel einen aus einer
Anzahl einzelner, sich dachziegelartig deckender Knochenplättchen bestehenden
Ring (Sklerotikalring,
[* 1]
Fig. 7 SR) in der Sklerotika
eingelagert.
Eine sehr merkwürdige, schon bei Reptilien in geringerer
Entwicklung auftretende Eigentümlichkeit des Vogelauges ist der
Kamm
[* 1]
(Fig. 7 P) oder Fächer,
[* 11] d.h. eine in eine verschiedene Anzahl von nebeneinander
gelegenen
Blättern zerlegte, die Netzhaut durchsetzende Fortsetzung der Chorioidea, welche ihren Ursprung neben der Eintrittsstelle
des
SehnervenOp nach außen nimmt; dem Kiwi
(Apteryx) fehlt er. Seine physiol. Bedeutung ist noch völlig unbekannt; er läßt
sich aber etwa mit einer allerdings der Funktion nach auch noch unklaren Vorrichtung im Fischauge
[* 1]
(Fig.
8) vergleichen.
Hier bildet die Chorioidea einen ganz ähnlichen Fortsatz (den sichelförmigen Fortsatz,
[* 1]
Fig. 8 Pr),
welcher gleichfalls als gekrümmter, aber einfacher
Stab
[* 12] die Retina durchsetzt, bis an die Linse herantritt und sich hier
in Gestalt eines Löffels oder
Glöckchens
(Campanula Halleri Cp) erweitert. Die der meisten Wirbeltiere
(Schlangen
[* 13] und
Knochenfische ausgenommen) haben Lider, und zwar die
Vögel, Reptilien und Haie deren drei, indem nämlich am
Augeninnenwinkel noch ein drittes unpaares (die
Nickhaut) entspringt, das dem halbmondförmigen Fältchen (pliculasemilunaris)
beim
Menschen entspricht.
Bei den meisten Wirbeltieren werden die Auge durch ein
System von Muskelchen bewegt.
Der zweite Augentypus ist der der zusammengesetzten, der nur bei
Gliederfüßern (s. d.) vorkommt.
Die
der
Tiere liegen oft in Höhlungen gebettet; unter Umständen aber stehen sie auf besondern stielartigen
Bildungen
(Ophthalmophoren),
die einstülpbar oder rückziehbar sein können (wie bei den Schnecken),
[* 14] oder seitwärts beweglich sind (bei den
Krebsen).
Meist stehen die am
Kopf (fast alle Schnecken,
Kopffüßer, Wirbeltiere,
Gliederfüßer, die meisten mit
Auge versehenen
Würmer),
[* 15] sie finden sich aber auch an seitlichen Körperanhängen (bei manchen
Gliederwürmern), am Mantelrand
von Muscheln
[* 16] (Kammmuscheln,
Klappmuscheln), auf dem Rücken von Schnecken (Onchidium), ja sogar in die Rückenschale eingebettet
(Käferschnecken), bei Seeigeln an verschiedenen
Stellen der Schale, meist aber um den
After herum, bei
Seesternen an der Unterseite der Armspitzen.
Sehr häufig treten die Auge symmetrisch und in der Zweizahl auf, aber durchaus nicht immer. So wird schon die
Zirbeldrüse
(s. d.) der Wirbeltiere neuerdings als ein drittes median gelegenes rudimentäres
Auge angesehen. Bei wirbellosen
Tieren (Mollusken,
Würmern, Insektenlarven, Echinodermen) kann sich ihre
Zahl beträchtlich vermehren, und wenn man etwa ein jedes Element der zusammengesetzten Gliedertieraugen als ein eigenes
Auge ansieht, so kann ihre Zahl in die Tausende steigen. In allen
Klassen und Ordnungen sonst meist sehender
Tiere giebt es blinde
Formen (bei den
Schmetterlingen wenigstens als Raupen), nur die
Vögel machen eine Ausnahme.
BlindeTiere wohnen meist, aber nicht immer, an dem Lichte unzugänglichen Orten (in Erdhöhlen, überhaupt unter der Erde,
in
Pflanzen oder
Tieren, in der Tiefsee). –
Vgl. J.
Müller, Zur vergleichenden
Physiologie des Gesichtssinnes (Lpz. 1826);
R.
Leuckart, Organologie des Auge (im «Handbuch der
gesamten
Augenheilkunde», hg. von Graefe und
Sämisch, Bd. 2, ebd. 1875);
Helmholtz, Handbuch der physiol.
Optik (2. Aufl., ebd. 1885 fg.).
[* 3] künstliches. Das künstliche Auge ist eine aus Email gefertigte Schale, welche die Gestalt der Oberfläche
des vordern Drittels des menschlichen Auge besitzt, und auf deren Mitte die Regenbogenhaut in
entsprechender
Farbe und die Hornhaut mit der dem menschlichen Auge zukommenden Wölbung angebracht sind. Das künstliche Auge soll,
soweit möglich, ein verloren gegangenes natürliches Auge ersetzen und dem entstellenden und für viele
Menschen schreckhaften
Anblick der Einäugigkeit abhelfen.
Ein genau angepaßtes und gut gewähltes künstliches Auge leistet in dieser Hinsicht so
Vollkommenes, daß
nicht nur Laien, sondern selbst
Ärzte das Kunstprodukt nicht zu erkennen vermögen. Es macht innerhalb gewisser Grenzen
[* 18] die
vom gesunden Auge ausgeführten
Bewegungen mit und wird beim Schließen der
Augenlider von diesen so vollkommen wie das gesunde
Auge bedeckt. Auch bewirkt ein gut angepaßtes künstliches Auge dem
Träger
[* 19] keineswegs das Gefühl des Drucks durch einen fremden
Körper. Der Augenarzt wendet das künstliche Auge aber auch an, um das durch
Entzündung zum
Stumpf zusammengeschrumpfte Auge vor
äußern Schädlichkeiten
¶
mehr
110 (Rauch, Staub) sowie vor der oft reizenden Einwirkung der Augenwimpern (beim Einwärtsrollen der Augenlidränder) zu schützen.
Das künstliche Auge kann überdies von dem Träger selbst bei nur einiger Übung leicht in die Augenhöhle eingesetzt und aus
derselben wieder entfernt werden. Letzteres geschieht natürlich stets für die Nacht, ehe man sich zur
Ruhe begiebt. Früher waren besonders die von Boissoneau in Paris
[* 21] gefertigten künstlichen in Gebrauch.
Jetzt werden sie in vorzüglicher Weise an vielen Orten angefertigt, z.B. von Müller in Wiesbaden,
[* 22] Plasenka in Dresden,
[* 23] Dr.
Klaunig in Leipzig
[* 24] u.a. Die Zerbrechlichkeit der Glasaugen, die namentlich bei jüngern Kindern ihren Gebrauch
bedenklich macht, hat in neuerer Zeit Anlaß gegeben, künstliche von Celluloid und Vulkanit anzufertigen. –
Vgl. Ritterich,
Das künstliche Auge (Lpz. 1852);
Klaunig, Das künstliche Auge (ebd. 1883).
Ein anderes künstliches Auge ist das für Demonstrationen, d.h. für Lehrzwecke bestimmte Augenphantom oder Ophthalmophantom,
ein Modell, das den anatom. Bau des natürlichen in seinen wesentlichen Teilen sowie die optische Wirksamkeit
desselben versinnlichen soll. Die verschiedenen Häute des natürlichen Auge, die Lederhaut (Sclerotica), die nach vorn in die
durchsichtige Hornhaut (Cornea) übergeht, die Aderhaut (Chorioidea), die nach vorn in die Regenbogenhaut (Iris) übergeht,
und die Netzhaut (Retina) werden am Modell durch ebensoviele konzentrisch ineinander geschachtelte Lagen
vorgestellt.
Hinter dem die Regenbogenhaut darstellenden, in der Mitte durchbrochenen Diaphragma folgt eine Glaslinse, die der natürlichen
Krystalllinse entspricht. Am hintern Pole des Modells ist in einen kreisförmigen Ausschnitt eine verschiebbare Röhre eingepaßt,
in der ein mattgeschliffenes Glastäfelchen steht, das die von dem künstlichen Auge wie in einer
Camera obscura entworfenen Bilder auffängt. Ein solches Modell wurde von Ruete angegeben. Von demselben Forscher wurde auch
ein anderes Instrument hergestellt, das hauptsächlich die Funktionen der sechs Augenmuskeln erläutert, daher von ihm Ophthalmotrop
genannt wurde. (Vgl. Ruete, Ein neues Ophthalmotrop, Lpz. 1857.) Ähnliche, dem gleichen Zwecke dienende
Apparate sind in vervollkommneter Weise später auch von andern (Wundt, Knapp, Emmert u.s.w.) konstruiert worden.
(d. h. Glanz), nach der griech. Sage eine Tochter des Königs Aleos in Tegea, wurde dort im Heiligtum der Athene
[* 27] durch Herakles
[* 28] Mutter des Telephos. Als ihr Vater dies erfuhr, ward die Mutter mit dem Kinde dem Nauplios
übergeben, der sie ins Meer werfen sollte. Nach der einen Darstellung wurde sie mit dem Kinde in einem Kasten ins Meer ausgesetzt
und trieb in diesem nach Mysien, wo sie der König Teuthras zur Gattin nahm. Nach andern wurde ihr Kind auf dem Partheniongebirge
ausgesetzt, wo eine Hündin es säugte und Hirten es auffanden und erzogen.
Nach Hyginus kam Telephos, um seine Mutter aufzusuchen, nach Mysien, wo er den Teuthras von der Gefahr, sein Reich zu verlieren,
befreite. Dafür
versprach ihm Teuthras die Hand
[* 29] der Auge, die er als Pflegetochter angenommen hatte, und das Reich. Auge aber weigerte
sich des Telephos Gattin zu werden und zückte im Brautgemach das Schwert gegen ihn; ein Drache
[* 30] schützte
diesen, der nun seinerseits Auge mit dem Schwerte bedrohte. In der Not rief den Herakles, ihren Gatten, an, daraus erkannte
Telephos die Mutter und stand von der That ab. Ursprünglich sind und Telephos Lichtgottheiten gewesen.
Bildliche Darstellungen der Sage giebt es namentlich auf pompejanischen Wandgemälden («Annalidell'Instituto archeologico», 1884) und auf dem kleinern Fries von dem großen Altar
[* 31] zu Pergamon
[* 32] (vgl. Jahrbuch des Archäologischen
Instituts, Berl. 1887). –