und Abgesang, Ausdrücke, womit die Teile der Strophe der alten Minnelieder und der Gesätze des Meistergesangs
bezeichnet werden. Die Strophe oder das »Gesätz« bestand meist aus drei Gliedern, von denen die beiden ersten gleichartig
gebaut waren und zusammen den ersten Teil bildeten. Sie wurden Stollen genannt oder Aufgesang, im Gegensatz zu dem zweiten,
eingliederigen Teil, welcher Abgesang hieß. Der regelmäßige Bau der Strophen war zur Wiederholung der Melodie notwendig, und
deshalb stimmen auch die beiden Stollen im musikalischen Satz miteinander überein, wie z. B. in den meisten
Kirchenliedern.
Doch kommen später Abweichungen sowohl im Bau als in der Stellung der beiden Stollen vor; die Reime nehmen zuweilen eine ungleiche
Richtung an, und nicht überall ist die Silbenzahl der Verszeilen eine übereinstimmende. Besonders liebte man es, die Schlußzeile
des zweiten Stollens zu verlängern. Die Form des Abgesangs, welcher jederzeit anders als die beiden Stollen
gebaut war, ließ eine noch größere Freiheit der Behandlung zu. Die moderne Poesie macht von diesem dreigliederigen Strophenbau
den ausgedehntesten Gebrauch.
und Abgesang, ursprünglich technische Ausdrücke des Meistergesangs zur Bezeichnung strophischer Gliederung,
werden jetzt für den altdeutschen Strophenbau durchweg verwandt. Die mittelhochdeutsche lyriscke Kunststrophe
zerfällt seit etwa 1170 in der Regel in drei Teile, von denen die beiden ersten Stollen, oder zusammengefaßt
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Aufgesang, der dritte Abgesang genannt werden. Die Stollen müssen in Rhythmus und begleitender Melodie einander vollkommen
entsprechen; der Abgesang steht gewöhnlich in einem musikalischen und rhythmischen Verwandtschaftsverhältnis zum Aufgesang;
in der Regel ist er länger als jeder Stollen, aber kürzer als beide zusammen, seit dem 14. Jahrh, läuft er gern
stollenartig aus. (S. Strophe.)