Aufgang
der Gestirne, das Herauftreten der Gestirne über den östlichen Horizont des Beobachters. Man unterscheidet den wahren und den scheinbaren Aufgang; ersterer erfolgt, wenn der Mittelpunkt des Gestirns in den wahren Horizont eintritt, also genau 90° vom Zenith des Beobachters entfernt ist, letzterer, wenn der Stern sichtbar wird, was wegen der Strahlenbrechung früher geschieht. Wenn keine große Genauigkeit verlangt wird, so läßt sich die Stunde des Auf- und Unterganges eines Gestirns für jeden Beobachtungsort und jeden Tag vermittelst der künstlichen Himmelskugel auf folgende Weise finden. Man richtet zuerst den Globus nach der Polhöhe des betreffenden Orts, führt den Punkt der Ekliptik, in welchem sich die Sonne an diesem Tag befindet, unter den Meridian und stellt darauf den Zeiger des Stundenkreises bei unverrückter Kugel auf die obere zwölfte oder Mittagsstunde. Bringt man nun durch Umdrehung der ganzen Kugel den Stern erst in den Ost- und dann in den Westhorizont, so gibt der sich zugleich drehende Zeiger die entsprechenden Zeiten an. - Bei den griechischen und römischen Schriftstellern, namentlich den Dichtern, wird von dem Aufgang der Sterne noch in einem andern Sinn gesprochen. Man brachte nämlich den Aufgang der Sterne mit dem Auf- und Untergang der Sonne in Beziehung, um daraus festere Zeitbestimmungen zu erhalten, als die damalige ungenaue Berechnung der Jahre gab. Die Alten unterschieden demgemäß drei verschiedene Arten von Aufgang: 1) Der heliakische Aufgang (ortus heliacus) oder das Hervortreten eines Sterns aus den Sonnenstrahlen findet statt an dem Tag, wo der Stern in der Morgendämmerung zuerst wieder sichtbar wird. Dieser heliakische Aufgang des Hundssterns war für Ägypten ein überaus wichtiges Ereignis, weil um diese Zeit die Überschwemmung des Nils anhob. Da Sterne erster Größe in der Morgendämmerung sichtbar sind, wenn bei ihrem Hervortreten über den Horizont die Sonne noch ungefähr 10° unter letzterm steht, so findet man den heliakischen Aufgang mittels der künstlichen Himmelskugel für die jetzigen Zeiten, wenn man den betreffenden Stern unter den Morgenhorizont führt und denjenigen Punkt der Ekliptik bemerkt, welcher alsdann 10° unter dem Horizont liegt. Der Tag, an welchem die Sonne diesen Punkt erreicht, ist der gesuchte. Für ältere Zeiten ist eine der damaligen, seitdem durch das Vorrücken der Äquinoktialpunkte veränderten Stellung der Gestirne zur Sonne angemessene Einrichtung des Globus erforderlich. 2) Der kosmische Aufgang (ortus cosmicus) oder der Aufgang eines Sterns gleichzeitig mit der Sonne fällt für nahe bei der Ekliptik stehende Sterne etwa 12-15 Tage früher als das Hervortreten aus den Sonnenstrahlen. Man findet den Tag des kosmischen Aufganges unter den obigen Bedingungen, wenn man den Grad der Ekliptik bemerkt, welcher mit dem Stern zugleich in den Morgenhorizont tritt. 3) Der akronyktische Aufgang
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(ortus acronycticus) oder der Aufgang eines Sterns bei untergehender Sonne ist dem Grade des kosmischen Aufganges diametral entgegengesetzt und daher um sechs Monate davon unterschieden.