Titel
Aufgang
der
Gestirne
, das Erscheinen der
Sterne über dem Horizont
[* 2] oder
in der uns sichtbaren Hälfte des Himmels,
was an der
Ost- oder Morgenseite des Horizonts stattfindet. Da infolge der Kugelgestalt der Erde der Himmelsäquator und damit
auch die
Parallelkreise der
Sterne für jede geogr.
Breite
[* 3] eine andere Neigung gegen den Horizont haben,
ist dieser G. an verschiedenen Orten sehr verschieden. Unter dem
Äquator gehen alle
Sterne
auf und unter, und zwar senkrecht
gegen den Horizont Je mehr man sich von hier aus den
Polen nähert, um so schiefer wird die
Auf- und Untergangsrichtung
gegen den Horizont und um so mehr
Sterne erscheinen gar nicht mehr über dem Horizont, gehen also nicht mehr auf, während
ein anderer
Teil immer über dem Horizont bleibt und nicht mehr untergeht.
An den
Polen selbst geht kein
Stern mehr auf oder unter; die
Sterne der daselbst sichtbaren Himmelshalbkugel
bleiben fortwährend über dem Horizont und beschreiben alle dem Horizont parallele
Kreise.
[* 4] (S.
Cirkumpolarsterne.)
[* 5] Infolge
der
Strahlenbrechung
[* 6] (s. d.), die gerade im Horizont am stärksten wirkt, sieht
man ein Gestirn im Horizont, wenn es sich thatsächlich noch 35', also etwa um einen Sonnendurchmesser
darunter befindet. Die
Strahlenbrechung beschleunigt daher den Aufgang
und verzögert den
Untergang, sieht man von diesem Einfluß
der
Strahlenbrechung ab, so liegen
Auf- und
Untergang um den halben
Tagbogen (s. d.) entfernt zu beiden Seiten des Meridiandurchgangs.
Die Sternzeit (s. d.) des Auf- und Untergangs ist für einen Fixstern daher immer dieselbe; rechnet man aber nach der im bürgerlichen Leben gebräuchlichen Sonnenzeit, so fällt, da die Sonne [* 7] mit jedem Tage um etwa 1° nach Osten hin vorrückt, der Auf- und Untergang der Fixsterne [* 8] jeden Tag etwas früher und zwar um 4 Zeitminuten. Beim Mond [* 9] dagegen, der 13mal so rasch läuft als die Sonne, verspäten sich Auf- und Untergang von einem Tag zum andern, und zwar durchschnittlich um 50 Minuten. Die bürgerliche Zeit des Sonnenauf- und -Untergangs, die für das gewöhnliche Leben Anfang und Ende des Tags bezeichnetest, abgesehen von der jeweiligen Abweichung (s. d.) der Sonne vom Äquator, auch von der Zeitgleichung (s. d.) abhängig.
Bei den Schriftstellern des Altertums kommen noch folgende G. vor:
1) Der heliakische Aufgang
, der stattfindet, wenn ein
Stern zuerst wieder aus den Sonnenstrahlen hervortritt, d. h. lange
genug
vor der
Sonne aufgeht, um in der Morgendämmerung noch sichtbar zu werden. Ebenso bezeichnet der heliakische
Untergang
den Zeitpunkt, in welchem ein
Stern in den Sonnenstrahlen verschwindet, d. h. so kurze Zeit nach der
Sonne
untergeht, daß er der Dämmerung wegen gerade nicht mehr gesehen werden kann.
2) Der kosmische Aufgang
(Untergang) findet statt, wenn ein
Stern zu derselben Zeit aufgeht (untergeht), zu der die
Sonne aufgeht.
3) Der akronyktische Aufgang
(Untergang) tritt ein, wenn ein
Stern aufgeht (untergeht), sobald die
Sonne
untergeht. Da namentlich Dichter des
Altertums dieser G. erwähnen, hat man für sie auch den gemeinsamen
Namen poetische
G.