Auferstehung
Jesu.
Obgleich die
Berichte der biblischen Schriftsteller über die auferstehung Jesu
und die
Erscheinungen des
Auferstandenen so weit und so widerspruchsvoll auseinander gehen, daß man die auferstehung Jesu
in Bezug auf die
einzelnen
Thatsachen das dunkelste Faktum im ganzen Quellengebiet neutestamentlicher Geschichte nennen konnte, so ist doch
nichts geschichtlich gewisser, als daß die
Apostel die auferstehung Jesu
nicht nur geglaubt, sondern auch ihr
Evangelium und
die neue
Gemeinde darauf gegründet haben, und daß nach dem historisch unanfechtbaren
Zeugnis des
Apostels
Paulus
(1. Kor. 15,
4-8),. wo sechs
Erscheinungen aufgeführt werden, während die evangelischen
Berichte noch vier andre erwähnen, diesem
Glauben
eine
Thatsache zu
Grunde gelegen haben muß.
Desto schwieriger aber ist es, eine klare Erkenntnis von dieser Thatsache oder auch nur von der Art zu gewinnen, wie sie in der Vorstellung der Schriftsteller sich widerspiegelte. Denn während auf der einen Seite der Auferstandene ein ganz natürliches menschliches Leben in einem gewöhnlichen materiellen Leib zu führen scheint (er geht, ißt, läßt sich betasten), finden sich andre Züge, die mit der Annahme einer materiellen Leiblichkeit nicht zu vereinigen sind.
Eine
Lösung dieses
Widerspruches wird man auf dogmatischem
Boden nur in der
Annahme finden können, daß der vollendete
Jesus
seinen materiellen, von ihm bereits abgelegten Leib in transitorischer
Weise nochmals und wiederholt »wie ein
Kleid« angelegt
habe, um seine Gläubigen von der Thatsächlichkeit seines
ewigen
Lebens zu überzeugen. Unter den geschichtlichen
Lösungsversuchen ist die rationalistische Auffassung von einem
Scheintod jetzt fast allgemein verworfen, weil sie wohl die
auferstehung Jesu
, aber nicht die Möglichkeit ihrer großen religiösen
Wirkung erklärt.
Dafür ist dermalen um so verbreiteter die Visionshypothese, welche die
Erscheinungen des Auferstandenen
für Vorgänge des innern Seelenlebens der
Jünger erklärt und sich dabei hauptsächlich auf den Umstand beruft, daß auch
Paulus die ihm gewordene, wahrscheinlich visionäre,
Erscheinung ihrem
Wesen nach mit den übrigen von ihm berichteten Vorgängen
auf eine
Linie setzt. Die Litteratur über die auferstehung Jesu
siehe bei
Keim, Geschichte Jesu
von Nazara, Bd. 3,
S. 528 (Zür. 1871). - Jesu
Auferstehung ist seit den frühsten
Zeiten christlicher
Kunst Gegenstand der bildnerischen
Darstellung
gewesen.
Auf elfenbeinernen Buchdeckeln, in Miniaturen, Holzschnitten, Kupferstichen und Fresken ist der Vorgang ehr häufig geschildert worden. Doch besitzen wir von einem Meister aus der Blütezeit der Kunst eine Darstellung derselben, welche als klassisch bezeichnet werden kann. Raffael wagte sich an den Stoff, kam aber nicht über den Entwurf hinaus. Indessen ist seine Mitwirkung an der Auferstehung Christi von seinem Lehrmeister Perugino in der vatikanischen Galerie zu Rom [* 2] wahrscheinlich. Ein großes Bild von Annibale Carracci befindet sich im Louvre zu Paris. [* 3]