Der den Beratungen des
Parlaments zu
Grunde gelegte
Entwurf zu einem die deutsche Wehrverfassung betreffenden
Gesetz rührte von ihm her. Das ihm im April 1848 angetragene
Portefeuille des
Kriegs lehnte er ab, weil sein
Bruder bereits
Mitglied des
Kabinetts war.
SeinerGesinnung nach gehörte er dem rechten
Zentrum an. Als der Straßenkampf in
Frankfurt
[* 10] ausbrach,
ritt er mit demFürstenLichnowski vor das
FriedbergerThor, um sich nach den erwarteten hessischen
Truppen umzusehen. Von einer
Schar Aufständischer angefallen, die
Lichnowski suchten, ward Auerswald durch einen Pistolenschuß sofort
getötet.
Kurz zuvor hatte Auerswald seine Gemahlin, geborne v.
Bardeleben, verloren. Für seine hinterlassenen
Kinder, vier
Söhne
und eine Tochter, wurde eine Nationalsammlung durch ganz
Deutschland
[* 11] veranstaltet.
Einfluß ausübte. Das Ministerium begann mit Reformen in liberalem Sinn, geriet aber bald mit dem Abgeordnetenhaus über die
Durchführung der Armeereorganisation in heftigen Konflikt. Die Minister verloren ihre Popularität, ohne daß es ihnen gelungen
wäre, die Armeereorganisation durchzusetzen. Nach Annahme des Hagenschen Antrags auf Spezialisierung des Militäretats im Budget
durch das Abgeordnetenhaus trat das liberale MinisteriumAuerswald-Schwerin im März 1862 zurück. Zum Oberstburggrafen
von Marienburg
[* 19] ernannt, blieb er in persönlichem Verkehr mit dem König, ohne aber auf die Politik desselben Einfluß zu üben.
Er starb in Berlin.
4) Alfred von, preuß. Staatsminister, jüngster Bruder der vorigen, geb. zu Marienwerder, machte
den Feldzug von 1815 mit und bezog dann die Universität zu Königsberg, wo er Mitbegründer der Burschenhaft war. Seit 1819 im
Staatsdienst, fungierte er von 1830 bis 1844 als Landrat des RosenbergerKreises, ward 1837 in den Provinziallandtag gewählt
und stellte auf dem Huldigungslandtag 1840 den Antrag auf Einberufung der seit 1815 verheißenen Stände.
Im J. 1842 war er Mitglied der nach Berlin berufenen provinzialständischen Ausschüsse, und 1845 wurde er zum Generallandschaftsdirektor
von Ostpreußen gewählt.
Alfr. von, preuß. Staatsminister, geb. zu
Marienwerder, Sohn des HansJakob von Auerswald, trat 1815 als Freiwilliger in ein preuß.
Dragonerregiment, bezog nach Beendigung des Krieges die Universität Königsberg und wirkte bei Begründung der Burschenschaft
mit. Auerswald trat 1819 in den Staatsdienst, verließ denselben aber 1824, um sich der Verwaltung seiner Güter zu widmen, und war
1630-44 Landrat des Kreises Rosenberg. Seit 1837 gehörte er der preuß. Provinzialständeversammlung
an, wo er 1840 den Antrag auf Einberufung der seit 1815 versprochenen Reichsstände stellte; 1842 wurde er zum Mitgliede der
nach Berlin berufenen provinzialständischen Ausschüsse sowie 1846 zum Mitgliede der evang. Generalsynode gewählt, in der
er entschieden gegen die Anwendung der Bekenntnisschriften bei Ordinierung der Geistlichen auftrat.
Auf dem Vereinigten Landtage von 1847 wirkte er in konstitutionellem Sinne. 1848 trat Auerswald als Minister des Innern in das zuerst
vom GrafenAdolf Heinr. Arnim, dann von Camphausen geleitete Kabinett, zog sich aber gleichzeitig mit Camphausen, Heinr. von Arnim
und Schwerin
[* 21] infolge verschiedener, dem Ministerium feindseliger Abstimmungen der Nationalversammlung zurück
und nahm nun seinen Platz im rechten Cetrum. 1849-52 gehörte der preuß. Zweiten Kammer als Abgeordneter an, wo er mit der
konstitutionellen Linken stimmte und die von Radowitz geleitete Unionspolitik unterstützte. Als 1853 seine Wahl zum General-Landschaftsdirektor
Ostpreußens erneuert wurde, verweigerte die Regierung die Bestätigung. Später wurde Auerswald noch mehrmals
in das Abgeordnetenhaus gewählt, ohne dort eine Rolle zu spielen. Er starb zu Berlin.
HansAdolf Erdmann von, preuß. Generalmajor, Sohn des HansJakob von Auerswald, wurde auf dem Gute Faulen
bei Rosenberg in Preußen geboren und studierte seit 1810 Staatswissenschaften zu Königsberg. BeimMarsche
des Yorckschen Korps durch Königsberg schloß er sich diesem im Jan. 1813 an, trat in das 2. westpreuß. Dragonerregiment
und kämpfte als Offizier in den Schlachten von Großbeeren, Dennewitz und Leipzig sowie in dem Feldzuge in Holland unter Bülow.
Nach der Schlacht von Waterloo wurde er zum AdjutantenBülows ernannt und trat 1817 in den Generalstab,
wo er bis 1840 verblieb. Auerswald wurde 1841 zum Obersten des litauischen Dagonerregiments, 1846 zum Bigadecommandeur
in Neiss ernannt und 1848 nach Breslau versetzt. Bei denWahlen zum Deutschen¶
Parlament 1848 wurde er zum Abgeordneten gewählt. In der Deutscheu Nationalversammlung zu Frankfurt, wo er zur Rechten gehörte,
galt seine Hauptthätigkeit den militär. Angelegenheiten. Von ihm stammte der Gesetzentwurf
über die deutsche Wehrverfassung, der den Beratungen des Parlaments zu Grunde lag. Als infolge der Annahme des
Malmöer Waffenstillstandes durch die Nationalversammlung, Frankfurt der Schauplatz eines Straßenkampfes
ward, wurde der in Begleitung des unbeliebten Abgeordneten Fürsten Felix Lichnowski (s. d.) den von Darmstadt
[* 24] erwarteten Truppen
entgegenritt, nebst diesem von einer Schar Aufständischer gemißhandelt und erschossen.
Hans Jak. von, Landhofmeister des Königreichs Preußen, geb. in Ostpreußen
trat 1770 in die Armee, beteiligte sich an dem Bayrischen Erbfolgekriege, nahm 1783 den Abschied, war eine Zeit lang landrätlicher
Assistent, wurde 1787 zur westpreuß. Landschaft berufen und nachher zum Landschaftsdirektor des Marienwerderschen Departements
ernannt. Infolge seiner gewissenhaften und rastlosen Thätigkeit, insbesondere auf dem Gebiete der Organisation des landschaftlichen
Kreditsystems, wurde er 1797 zum Präsidenten der westpreuß.
Kammer befördert und 1802 als Präsident der ostpreuß. und litauischen Kammer nach Königsberg versetzt. 1806 erfolgte
seine Ernennung zum Wirkl. Geh. Oberfinanz-, Kriegs- und Domänenrat und Kurator der Universität Königsberg, 1808 zum General-Landschaftspräsidenten
und zum Geh. Staatsrat und Oberpräsidenten von Ostpreußen, Westpreußen und Litauen. Bei der Aufhebung
der Oberpräsidentenstellen 1810 wurde Auerswald das Präsidium der ostpreuß. Regierung wieder übertragen, wozu
er 1811 die Würde eines Landhofmeisters des Königreichs Preußen erhielt. In einen schwierigen Konflikt mit seiner Pflicht
gegen den König brachte ihn im Jan. 1813 die AufforderungSteins zur Berufung des ostpreuß. Landtages,
aber mit Eifer förderte er dann die patriotische Thätigkeit der Provinz. Um die Universität Königsberg erwarb sich Auerswald als
Kurator (1806-19) große Verdienste. Nachdem er 1824 das ihm nach dem Kriege wieder übertragene Oberpräsidium von Ostpreußen
niedergelegt hatte, zog er sich auf sein Gut Faulen zurück und starb 3. April 1833 in Königsberg.
Vgl. Voigt, Beiträge zur Geschichte der Familie von Auerswald (Königsb. 1824).
Rud. von, preuß. Staatsminister, Sohn des HansJakob von Auerswald, geb. kam schon in seiner Kindheit
in nahe persönliche Beziehungen zum Prinzen Wilhelm, nachmaligem DeutschenKaiser, bezog 1811 die Universität Königsberg,
trat jedoch ein Jahr später in den Militärdienst, nahm an dem Feldzuge in Rußland und an den Befreiungskriegen
teil. Als Rittmeister verließ er 1820 den Militärdienst, zog sich auf seine Güter in Ostpreußen zurück und wurde von
dem Kreise
[* 25] Heiligenbeil zum Landrat, später zum General-Landschaftsrat von Ostpreußen gewählt.
Während des poln. Revolutionskrieges von 1831 kommissarisch zur Verwaltung des Grenzkreises Memel
[* 26] entsendet,
leitete er den Übertritt des Gielgudschen Korps. Die Stadt Königsberg wählte ihn sodann zum Oberbürgermeister, nachdem
er zuvor sein Amt als Landrat niedergelegt hatte. Seit 1837 wohnte er den Landtagen der ProvinzPreußen als Abgeordneter und
Stellvertreter des Landtagsmarschalls bei,
1842 wurde er zum Mitgliede des Vereinigten ständischen Ausschusses
in Berlin gewählt und zum Regierungspräsidenten in Trier ernannt, in welcher Stellung er bis zur Märzrevolution von 1848 verblieb.
Ende März erfolgte seine Beförderung zum Oberpräsidenten der ProvinzPreußen, und Ende Juni 1848, nach Camphausens Abgang,
trat er an die Spitze des neugebildeten Ministeriums (Hansemann-Kühlwetter-Schreckenstein), in welchem
er auch die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten übernahm. Gleichzeitig ward er in Frankfurt O. zum Abgeordneten in die
Preußische Nationalversammlung gewählt. Als von dieser der Steinsche Antrag, wonach diejenigen Offiziere, die mit den konstitutionellen
Grundsätzen nicht einverstanden wären, zum Austritt aus dem Dienst verpflichtet sein sollten, angenommen
wurde, nahm das Ministerium im September seine Entlassung.
Nach Auflösung der Nationalversammlung kehrte Auerswald als Oberpräsident nach Königsberg zurück. 1849 zum Mitgliede
der preuß. Ersten Kammer gewählt, leitete er in der Session von 1849 und 1850 deren Verhandlungen
als Präsident, ebenso im Frühjahr 1850 die Verhandlungen des Staatenhauses in Erfurt. Juni 1850 bis Juli 1851 verwaltete
er das Oberpräsidium der Rheinprovinz. Er lebte darauf ohne amtliche Stellung, bis er durch den Prinz-Regenten
zum Minister ohne Portefeuille im Ministerium der «neuen Ära» ernannt wurde. Seine lebhaften Bemühungen, das Abgeordnetenhaus
für die Heeresreorganisation zu gewinnen, waren ohne Erfolg. Die Annahme des Hagenschen Antrags auf größere
Specialisierung des Militäretats hatte im März 1862 den Rücktritt des Ministeriums zur Folge. Auerswald wurde zum
Oberburggrafen von Marienburg ernannt, blieb aber ohne weitern polit. Einfluß. Er starb in Berlin.