ein nach der
Überlieferung im 11. Jahrh. aus
Schwaben nach
Krain
[* 3] eingewandertes Adelsgeschlecht, das angeblich
um 1020 sich auch in
Friaul niederließ, im 13. Jahrh. im
Dienst- und Lehnsverhältnis zu den
HerzögenKärntens, zu den
Grafen von
Gonz und
PatriarchenAquilejas stand, in lange, heftige
Fehden mit den
Grafen von
Ortenburg verwickelt
war, weitverzweigte
Verwandtschaften einging, die wichtigsten krainischen
Landesämter bekleidete und seit dem 15. Jahrh. in
den beidenSöhnen Theobalds
v. Auersperg, Volkhard VI. (geb. 1401, gest. 1451) und
Engelhard I. (gest. 1466), die
Gründer der beiden Hauptlinien, der Volkhard-Schönbergschen und Engelhardschen, besaß, deren
letztere als überlebende die spätern zahlreichen Geschlechtszweige entwickelte. - Der bedeutendste Vertreter der Volkhard-Schönbergschen
Linie ist
Andreas, geb. 1556 als der jüngste Sohn
WolfgangEngelberts (gest. 1580), der, schon 1583 zum
kaiserlichen Obersten ernannt, 1589 an der
Stelle des
GrafenJoseph von
Thurn den Oberbefehl über die kroatische und Petriniaer
Grenze erhielt und durch seine
Tapferkeit gegen die
Türken den ehrenden Beinamen »der christliche
Achilles« sich erwarb.
Seine rühmlichste, auch von dem zeitgenössischen
PaterAbraham a Santa Clara in seiner
»RedlichenRed für
die krainerische
Nation« gepriesene Waffenthat war der
Sieg über das sechsmal stärkere Türkenheer unter dem gefürchteten
Pascha Hassan von
Bosnien
[* 4] an der
Kulpa, wodurch
Sissek gerettet wurde.
Andreas starb unvermählt 1594. Seine
Linie erlosch 1604.
Der Engelhardschen
Linie entsprossen zwei Hauptzweige: der Pankrazische oder krainische und der Volkhard-österreichische.
Die hervorragendsten Mitglieder des erstern waren:
1) HerbardVIII., geb. zu
Wien,
[* 5] der, am fürstlich klevischen
Hof
[* 6] ausgebildet, seine Laufbahn als Kriegsmann 1546 unter
dem damaligen
Generalissimus der windischen
Grenzen,
[* 7]
Hans v. Lenković, begann; er wurde 1548
Hauptmann der
Uskokenstadt
Zengg und hielt sich wacker gegen die
Türken, so besonders in der
Schlacht bei
Novi (1566). Eine höchst wichtige
und schwierige Lebensstellung wurde ihm durch
Verleihung der
Krainer Landeshauptmannschaft zu teil, welche er 1566-72 bekleidete.
Von
Jugend auf der evangelischen
Lehre
[* 8] befreundet, begünstigte Auersperg auch in
Krain die insbesondere von
Primus Teuber in
Angriff
genommene
Reformation, begegnete den antiprotestantischen Maßregeln der katholischen
Hierarchie mit würdiger, fester
Haltung
und unterstützte auch den zweiten Schöpfer einer slowenischen Litteratur,
MagisterGeorg Dalmatin, den
Herausgeber des windischen
Bibelwerks. Außerdem war aber Auersperg auch die
Seele der innern kroatischen Grenzverteidigung.
Schon 1569 war
er Feldoberster oder
Generalissimus allda und genoß allgemeines Vertrauen. Am erlag er jedoch bei Budaski der
erdrückenden Übermacht der
Türken und fiel als tapferer Vorkämpfer.
Vgl. Radics, Herbard VIII.,
Freiherr zu Auersperg
(Wien 1862).
Erst nach dem Sturz des MinisteriumsBach (1859) erschien Auersperg wieder im öffentlichen Leben und wandte sich
nun, als Österreich in konstitutionelle Bahnen einlenkte, entschieden der Politik zu. Er wurde 1860 von der Krone in den »verstärkten
Reichsrat« für Krain berufen und 1861 unter SchmerlingsMinisterium zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt,
wo er in allen Fragen der Gesetzgebung auf liberaler Seite, in allen Verfassungsdebatten auf seiten der
entschiedensten Gegner des Föderalismus stand und insbesondere als regelmäßiger Berichterstatter und Verfasser der Adressen
eine ebenso glänzende wie einflußreiche Thätigkeit entwickelte.
Nicht geringer war seine Wirksamkeit im KrainerLandtag 1861-67, indem er hier mit seinen wuchtigen Reden für die Verfassung
und das deutsche Element eintrat, aber dadurch auch die Wut der Gegner dermaßen erregte, daß er es vorzog,
sich 1867 in den steiermärkischen Landtag (Graz) wählen zu lassen. Die Stadt Wien ernannte Auersperg zum Ehrenbürger, die WienerUniversität
zum Doktor, der Kaiser FranzJoseph (1863) zum Geheimrat. Er starb in Graz. Als Dichter ist Auersperg eine
hochbegabte und eigentümliche Erscheinung. Er ist vorzugsweise »Gedankenpoet«, d. h.
er läßt die Reflexion
[* 20] in seinen Dichtungen vorwalten und liebt die Häufung glänzender Bilder und Metaphern, wobei es ihm
nicht immer auf Kongruenz des Gedankens und des Bildes ankommt.
Aber auch von dem schillernden Prunk entkleidet, erweisen sich seine Gedanken als klar, tief und kraftvoll,
und oft brechen auch die Innigkeit und Wärme
[* 21] echt dichterischer Begeisterung hervor. Noch besonders zeichnen Auersperg ein inniges
und gemütvolles Verhältnis zur Natur und reinste Sittlichkeit aus. Der Hauptinhalt seiner Dichtungen ist die Ahnung einer neuen
und freien Zeit, als deren Prophet er mit feuriger Begeisterung auftritt, und der feste Glaube daran läßt
nirgends eine dauernde schmerzliche Stimmung in ihm aufkommen. Nachdem er, wie die übrigen österreichischen Dichter, seine
Schule in den Almanachen etc. durchgemacht hatte, trat er zuerst mit erotischen Liedern (»Blätter der Liebe«, Stuttg. 1830)
hervor, die Heinesche Manier verraten, aber bei ihrem keuschern und edlern Geiste die Leichtigkeit ihres
Vorbildes vermissen lassen.
GrößereTeilnahme erwarb ihm »Der letzte Ritter« (Stuttg. 1830; 8. Aufl., Berl.
1860), ein Romanzencyklus im Nibelungenversmaß, der den ritterlichen KaiserMaximilian I. feiert und den Untergang des Mittelalters
zeigt, dem die neue Zeit mit ihren Geisteskämpfen folgt. Sodann erschienen (anonym) die »Spaziergänge
eines WienerPoeten« (Hamb. 1831; 7. Aufl., Berl.
1876), worin Auersperg einen poetischen Ton für die politische Lyrik anschlug, den man bis dahin noch nicht vernommen hatte.
Diese Lieder, eine Reihe großartiger Metaphern auf den Sieg des Frühlings und des Lichts, bald blumenreich, spielend, fast tändelnd,
bald ernst und feierlich, voll Glut und Begeisterung, machten ungemeines Aufsehen und waren in ihrem Ankämpfen
gegen
die Hemmnisse des Geisteslebens im damaligen (Metternichschen) Österreich ein bedeutsames Zeichen der Zeit. Tiefsinniger
in der Anlage sind die folgenden Dichtungen: »Schutt« (Leipz. 1836; 13. Aufl.,
Berl. 1877), allegorische Schilderungen von glänzendem Kolorit, worin der Dichter den provinziellen Boden
verläßt und unter den Trümmern einer zerfallenden Welt die Keime einer neuen sucht, die ihm in Amerika
[* 22] aufzublühen scheint,
und deren Morgenrot ihm weder Kerker noch Kloster verdecken kann. Auch seine kleinern Dichtungen, die gesammelt als »Gedichte«
(Leipz. 1837; 15. Aufl., Berl. 1877) erschienen,
durchklingt der nämliche Grundton wie die größern Werke; dabei enthalten sie manche köstliche humoristische
Gabe, prächtige Naturschilderungen und sinnige Naturdeutungen. Auersperg wurde so das Haupt der modernen österreichischen Dichterschule
und ein Vorläufer der spätern politischen Lyriker, obschon er deren radikale Tendenzen niemals geteilt hat.
Nach längerer Pause erschienen die »Nibelungen im Frack« (Leipz. 1843; 2. Aufl., Berl.
1853),
das sich an eine alte geschichtliche Volkssage anlehnt und namentlich in der idyllischen Schilderung
der Feste, der Jahreszeiten
[* 23] und des Volkslebens von großem poetischen Wert ist. Auersperg ließ noch »Volkslieder aus Krain« (Leipz.
1850) und »Robin Hood« (Stuttg. 1864) erscheinen, letzteres eine vortreffliche Bearbeitung
der englischen Volksballaden. Auch besorgte er die Herausgabe von Lenaus »Nachlaß« (Stuttg. 1852). Nach seinem Tod erschien:
»In der Veranda. Eine dichterische Nachlese« (Berl. 1876). Seine »Gesammelten
Werke« wurden vonL. AuerspergFrankl (Berl. 1877, 5 Bde.) herausgegeben.
Vgl. Radics, Auersperg G. und seine Heimat (Stuttg. 1876);
Verschollenes und Vergilbtes aus dessen Leben
und Wirken (Leipz. 1878).
2) Karlos (KarlWilhelm), Fürst, österreich. Staatsmann, geb. Haupt der fürstlichen Linie des Hauses Auersperg, lebte, durch Studium und Reisen trefflich gebildet, nachdem er eine Zeitlang im Militärdienst
gestanden, auf seinen Gütern seinen ästhetischen und litterarischen Neigungen. 1846-47 schloß er sich im böhmischen Landtag
der deutsch-böhmischen Fortschrittspartei des Adels an. Das neue politische Leben, das in Österreich mit
der Februarverfassung begann, nahm auch Auersperg seit 1861 in Anspruch.
Der MinisterpräsidentSchmerling, der ihn einmal den »ersten österreichischen Kavalier« nannte, berief ihn zum erblichen Mitglied
und Präsidenten des Herrenhauses, in welcher Stellung er ebenso wie im böhmischen Landtag sich als unerschütterlicher, gewandter
und schlagfertiger, dabei edler und ritterlicher Vorkämpfer der Verfassung und der Staatseinheit erwies,
namentlich aber seinen feudalen Standesgenossen und den Anmaßungen der Tschechen mit Festigkeit
[* 24] entgegentrat.
Der Hort der deutschen Verfassungspartei, namentlich in Böhmen,
[* 25] blieb Auersperg auch während der Sistierungspolitik Belcredis. Nach
dem Sturz desselben unterstützte er als Präsident des Herrenhauses anfangs die Beustsche Politik, von der
er sich jedoch bald lossagte. Anfang 1868 wurde er Präsident des sogen. Bürgerministeriums Herbst, Giskra, Berger etc., als
welcher er mit den RänkenBeusts vielfach zu kämpfen hatte. Als Beust im Januar 1868 nun gar hinter Auerspergs Rücken über
einen Ausgleich mit den
¶
mehr
Tschechen unterhandelte, zog sich in demonstrativer Weise auf seine Güter zurück und verlangte und erhielt auch im September
seine Entlassung. Heftig entbrannte der Kampf zwischen Auersperg und dem MinisteriumPotocki 1870, dessen Intrigen zur Beseitigung der
ihm nicht gewogenen verfassungstreuen Vertreter des Großgrundbesitzes in Böhmen er im Reichsrat enthüllte,
und das er auch sonst mit Energie bekämpfte. Nach Berufung seines jüngern Bruders, Adolf (s. Auersperg 3), an die Spitze des Ministeriums 1871 und 1873 wieder
zum Präsidenten des Herrenhauses und 1872 auch zum Oberstlandmarschall des böhmischen Landtags ernannt, unterstützte er mit
seinem Einfluß die Politik des Ministeriums, nahm aber nach dessen Rücktritt 1879 seine Entlassung als
Präsident des Herrenhauses und 1883 auch als böhmischer Oberstlandmarschall.
3) Adolf, Fürst, Bruder des vorigen, geb. wurde, nachdem er eine treffliche Erziehung genossen und sich durch Reisen
weitergebildet hatte, Offizier und stieg bis zum Major in dem Dragonerregiment PrinzEugen, nahm 1860 seinen
Abschied und lebte der Verwaltung seiner Güter. Die neue ÄraÖsterreichs rief ihn 1867 auf die politische Bühne, indem er,
von der verfassungstreuen Partei der böhmischen Grundbesitzer gewählt und von der Regierung zu dem ebenso schwierigen wie
wichtigen Amt eines böhmischen Landtagsmarschalls berufen, drei Jahre lang die oft so stürmischen Verhandlungen
des böhmischen Landtags mit einer Parteilosigkeit, Umsicht und Energie leitete, die selbst seinen Gegnern Achtung abnötigten.
Im März 1870 kam Auersperg als Landespräsident nach Salzburg,
[* 27] wo er nicht bloß durch seine kraftvolle und dabei wohlwollende Amtsführung
allgemeine Liebe sich erwarb, sondern auch durch sein rückhaltloses und mutiges Eintreten für die Verfassung
und für die Aufrechterhaltung der Reichseinheit eine politisch höchst bedeutende Rolle spielte, namentlich als gegen Ende 1871 das
MinisteriumHohenwart-Schäffle beides zugleich durch die Konzessionen an die Tschechen zu
Grunde zu richten drohte.
Der Sturz des Hohenwart-SchäffleschenMinisteriums brachte Auersperg an die Spitze der cisleithanischen Regierung,
die er mit vielfachen Schwierigkeiten in streng verfassungsmäßigem Sinn führte. Die dornenvollste Aufgabe, die sich das
Ministerium Auersperg aufgeladen, war die Durchführung des Ausgleichs mit Ungarn,
[* 28] der, nach langwierigen Verhandlungen 1877 endlich
durch die persönliche Intervention des Kaisers zu stande gebracht, nun das Ministerium mit der Majorität des
Reichsrats in Konflikt brachte, welche die großen Zugeständnisse an Ungarn und die Erhöhung der Zölle nicht genehmigen wollte.
Auersperg bot deswegen seine Entlassung an; dieselbe wurde aber vom Monarchen nicht genehmigt, und es gelang Auersperg im
Juni 1878 endlich, auch die letzten Punkte des Ausgleichs gegen die Opposition der meisten Verfassungstreuen
mit Hilfe der Polen u. a. zur Annahme zu bringen. Da die Verfassungspartei ihn aber auch in der Orientpolitik im Stiche ließ,
forderte von neuem seine Entlassung, erhielt sie Mitte Februar 1879 und wurde zum Präsidenten des obersten Rechnungshofs ernannt.
Er starb auf Schloß Goldegg bei St. Pölten.
altes und vielverzweigtes Geschlecht in Österreich, soll vom Schlosse Auersberg (Ursberg) in Schwaben benannt,
in der zweiten Hälfte des 11. Jahrh, nach Krain ausgewandert sein und daselbst die Stammburg Auersperg bei
dem Marktflecken Auersperg (s. d.) erbaut haben. Als Stammvater des Hauses wird
Adolf von Auersperg (erwähnt 1067) genannt, durch dessen Bruder Oderich in Friaul eine besondere Linie gestiftet wurde, die spätern
Herzöge von Cocagna. Engelhard von Auersperg (gest. 1466) wurde von
KaiserFriedrich III. zum Erblandmarschall und Erbkämmerer in Krain und der Windischen Mark ernannt, welche Würde der jedesmalige
Älteste des Geschlechts mit dem Seniorat innehat. Durch seine Söhne Pankraz (gest. 1496) und Vollrad (gest. 1495) teilte
sich das Haus in die noch bestehenden zwei Hauptlinien.
Die Pankrazsche Linie (1530 reichsfreiherrlich geworden) teilte sich durch Pankraz' Urenkel Herbart und Dietrich in die ältere
und jüngere Pankrazsche Linie. Die ältere Pankrazsche Linie zerfiel in fünf Äste, nämlich:
1) Auersperg-Auersperg, gestiftet von Wolfgang Engelbert (gest. 1696), und noch bestehend mit dem GrafenLeo Maria von
Auersperg, Freiherrn auf Schönberg und Seisenberg, Herrn der Stamm- und Majoratsherrschaft Auersperg u. s. w.,
geb.
2) Auersperg zu Kirchberg am Wald, bestehend mit Graf Julius von Auersperg, geb.
3) Auersperg-Mokritz, am erloschen mit Graf Gustav Nikol. Franz Victor von Auersperg, geb.
Herr der Herrschaften Mokritz und Tschadesch in Krain;
4) Auersperg-Schönberg, erloschen 1841 mit dem GrafenKarlJoseph;
5) Auersperg zu Thurn-am-Hart, bestehend mit GrafAlfons, geb. einem Verwandten von Anastasius Grün (AntonAlexander von
Auersperg, s. d.). - Die jüngere Pankrazsche Linie wurde von Dietrich
von Auersperg begründet, der mit JohannAndreas die Reichsgrafenwürde erhielt. Sein Sohn, Johann Weikart
von Auersperg, geb. war der Günstling und Minister Ferdinands III., der ihn mit
der Grafschaft Wels belehnte und zum Reichsfürsten nach dem Rechte der Erstgeburt erhob; 1654 überkam er
die Herzogtümer Münsterberg und Frankenstein in Schlesien zu Lehn. Außerdem kaufte er die Herrschaft Thengen in Schwaben,
die 1664 zu einer gefürsteten Grafschaft erhoben wurde. Als ihm KaiserLeopold I. ein Gesuch um Beihilfe zur Erlangung der Kardinalswürde
abschlägig beantwortet hatte, wendete er sich deswegen an Ludwig XIV. von Frankreich. Der Papst verriet
dies dem Kaiser, Auersperg wurde zum Tode verurteilt, jedoch begnadigt und auf seine Güter verwiesen, wo er starb. Der
Fürst KarlJoseph (geb. 1720, gest. 1800) verkaufte 1791 Münsterberg und
Frankenstein; indessen wurde die herzogl. Würde auf die Grafschaft Gottschee, und der
Fürstenstand auf alle Nachkommen dieses Zweigs übertragen. Die Grafschaft Thengen wurde 1806 zu Gunsten Badens mediatisiert
und 1811 vom Fürsten Wilhelm (geb. 1749, gest. 1822) an Baden
[* 29] verkauft.
Sein Sohn war Fürst Wilhelm II. (geb. 1782, gest. 1827), dessen
SöhneCarlos Wilhelm (s. d.) und Adolf Wilhelm Daniel (s. d.). Gegenwärtiges Haupt ist des letztern Sohn,
Fürst Karl von Auersperg, geb. Ein Bruder des Fürsten Wilhelm II. war der österr. Feldmarschalllieutenant Prinz Karl von
Auersperg (geb. gest. ein anderer
Bruder Prinz Vincenz von Auersperg (gest. Der Sohn
des letztgenannten, Prinz Vincenz von Auersperg, geb. wurde nach dem Tode des Grafen Lanckoronski (1863) zum Oberstkämmerer
erhoben und erhielt die Leitung der kaiserl. Hofbühnen. Auch gilt er als Verfasser der Broschüre «Zwischen Stamm und Rinde»
(Wien 1863). Er starb zu Hietzing bei Wien.
Die Vollradsche Linie des Geschlechts, in den Grafenstand erhoben, zerfiel in sechs Äste, und zwar:
1) vormals zu Altschloß-Purgstall, bestehend mit GrafLeopold von Auersperg (Sohn Gottfrieds von Auersperg, 1818-93), geb. k. k.
Bezirkshauptmann in Niederösterreich;
2) zu Alt- und Neuschloß-Purgstall, erloschen mit GrafLudwig von Auersperg (geb. 29. März 1797, gest.
3) zu Wolfpässing, erloschen mit Graf Maximilian von Auersperg, geb. der sich in den Feldzügen gegen die
Franzosen, als Kommandant in Galizien, Oberösterreich, dem Banat und als Generalkommandant (seit 1842) in der vereinigten
Banat-Warasdiner-Karlsstädter Grenze vielfache Verdienste erwarb und, seit 1848 in den Ruhestand versetzt, zu
Wien starb;
4) zu Alt- und Neuschloß-Purgstall, erloschen mit dem GrafenKarl von Auersperg, geb. 20.Aug. 1783, gest.
¶
mehr
als österr. Feldmarschalllieutenant
5) der Ast zu Weinern, dessen letzter VertreterGraf Aloys von Auersperg (geb. gest.
war;
6) der Ast vormals zu Wasen, erloschen mit GrafenFranzXaver von Auersperg (geb. gest. 1868).
Von einzelnen Gliedern des Geschlechts sind noch zu nennen: Herbard VIll., Freiherr von Auersperg, geb.
der als General in den kroat. Grenzen in einem Gefecht gegen die Türken bei Budatsky fiel. (Vgl.Radics, Herbard
VIII., Freiherr zu Auersperg, Wien 1862.) - Andreas, Freiherr von Auersperg, geb. 1557, der sich besonders durch seinen
glänzenden Sieg über die Türken an der Kulpa Ruhm erfocht und 1594 starb. FranzKarl, Fürst von Auersperg, geb.
zeichnete sich ebenfalls in den Türkenkriegen aus, wurde 1701 Feldzeugmeister, 1707 in den Fürstenstand erhoben und starb zu
Gschwend. - Karl, Fürst von Auersperg (geb. gest.
trat frühzeitig in das Heer, war 1790 bereits Generalmajor und wurde 1793 von den Franzosen in den Niederlanden gefangen genommen, 1795 aber
ausgewechselt. Im selben Jahr zum Feldmarschalllieutenant ernannt, befehligte er 1805 zu Wien und, als die
Österreicher weichen mußten, die Nachhut des sich zurückziehenden Heers. Marschall Lannes benutzte (25. Nov.) das allgemein
verbreitete Gerücht von einem Waffenstillstande, um Auersperg zu überreden, die Donaubrücke nicht abzubrechen.
Die Franzosen marschierten hierauf im Sturmschritt hinüber und nahmen jenseits feste Stellung, wobei ihnen noch ein österr.
Artilleriepark in die Hände fiel. Auersperg wurde deshalb vor ein Kriegsgericht gestellt, zur Kassation und Festungsstrafe
verurteilt, später aber begnadigt.
Adolf Wilh. Daniel, Fürst, Staatsmann, Bruder des Fürsten Carlos Wilh. von Auersperg, geb. studierte
die Rechte, trat 1841 in die kaiserl. Armee, die er 1860 als Dragonermajor verließ. Vom verfassungstreuen
Großgrundbesitze in den böhm. Landtag gewählt, wurde Auersperg bald darauf zum Oberstlandmarschall
von Böhmen, 1868 zum Wirkl. Geheimrate und lebenslänglichen Mitgliede des österr. Herrenhauses ernannt. Vom März 1870 bis
Nov. 1871 war er Landespräsident von Salzburg, wo er kraftvoll für die Aufrechterhaltung der Verfassung und für die Reichseinheit
auftrat.
Nach dem Sturze des Ministeriums Hohenwart-Schäffle trat Auersperg an die Spitze des cisleithanischen
Ministeriums, berief den Reichsrat und führte die lange ersehnte Wahlreform durch, auf deren Grundlage zum erstenmal ein
direkt gewähltes österr. Parlament im Dez. 1873 zusammentrat, das an Stelle des aufgehobenen Konkordats konfessionelle Reformgesetze
beschloß. Nach schwierigen Verhandlungen und Konflikten gelang es ihm, im Juni 1878 den Ausgleich mit
Ungarn im Reichsrat durchzubringen. Am erhielt Auersperg die mehrfach erbetene Entlassung als Ministerpräsident,
führte jedoch vorläufig die Geschäfte weiter, bis er zum Präsidenten des Obersten Rechnungshofs ernannt wurde.
Auersperg starb auf seinem Schloß Goldegg in Niederösterreich.
Ant. Alexander, Graf von, Dichter unter dem Schriftstellernamen Anastasius Grün, geb. zu Laibach,
erhielt seine Erziehung im Theresianum zu Wien, dann in der Ingenieurakademie und seit 1818 in der Klinkow-strömschen Privaterziehungsanstalt.
Er
trieb zu Graz und Wien philos. und jurist. Studien, übernahm 1831 die Verwaltung seiner Güter Gurkfeld
und Thurn-am-Hart in Krain und lebte seitdem ohne Amt meist zu Graz oder Gurkfeld. 1839 heiratete er Marie, Reichsgräfin von
Attems.
Längst als ein Haupt der liberalen Partei in seinem Vaterlande geehrt, wurde Auersperg im April 1848 zu dem DeutschenVorparlament entsandt, dann vom Kreis Laibach zur Nationalversammlung gewählt, aus der er 26. Sept ausschied. Erst 1859, nach
Bachs Fall trat er wieder ins öffentliche Leben und folgte der Berufung in den Ausschuß von Vertrauensmännern zur Beratung
eines Gemeindegesetzes für Krain, 1860 der in den «verstärkten Reichsrat».
Dort trat er thatkräftig für die Reichseinheit und gegen das sog. histor.
Recht der Feudalen auf. Als die Reichsverfassung ins. Leben trat, wurde er durch kaiserl.
Ernennung lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses. Dessen erste Adresse floß aus seiner Feder ebenso diejenige, die den
Aufschub derVerfassung verurteilte, endlich der Bericht über die Dezemberverfassung. Zehn Jahre erneuerte
er alljährlich seinen Angriff auf das Konkordat. In den kirchenpolit. Debatten von 1868 und 1874 glänzte er als Vorkämpfer
der Reformgesetzgebung. Auersperg gehörte außerdem 1861-67 dem krainischen, dann dem steirischen Landtage an und
kämpfte für Deutschtum und Freiheit gegen die vereinigten Slowenen und Klerikalen. Er starb zu
Graz. In Laibach wurde ihm 1886 ein Denkmal errichtet.
Seine dichterische Thätigkeit begann Auersperg mit Almanachbeiträgen und mit den «Blättern der Liebe» (Stuttg. 1830),
Liebesliedern.
Sein Romanzencyklus «Der letzte Ritter» (Stuttg.
1830; neue Ausg., Prag
[* 31] 1885) feiert im Nibelungen-VersmaßKaiser Maximilian I. Die Julirevolution machte Auersperg zum polit.
Dichter; mit kühnem Freimut bekämpfte er die Metternichsche Politik in den anonymen, durch Freisinn, Humor und Formvollendung
ausgezeichneten «Spaziergängen eines WienerPoeten» (Hamb. 1831 u. ö.; neue Ausg.,
Prag 1885),
die großes Aufsehen erregten. Es folgten «Schutt» (Lpz. 1835 u. ö.;
neue Ausg., Prag 1886),
worin Auersperg mit begeistertem Seherblick und glühenden Farben das Anbrechen einer
freien, völkerverjüngenden Zukunft ankündigt, und «Gedicht» (Lpz.
1837; 15. Aufl., Berl. 1877). A.sPoesie zeigt Vorliebe für farbenreiche Bilder und Gleichnisse, für Pracht und Schwung der
Sprache,
[* 32] ohne ins Schwülstige zu verfallen. Die humoristisch-epischen Versuche «Nibelungen im Frack» (Lpz. 1843: 2. Aufl.
1853) und «Pfaff vom Kahlenberg» (ebd. 1850; 3. Aufl., Berl. 1877) sprachen weniger
an (vgl. Normann, Anastasius Grün und sein Pfaff vom Kahlenberg, Lpz. 1877). Die von ihm verdeutschten, slowen. «Volkslieder
aus Krain» (Lpz. 1850) enthalten große Schönheiten. Nach der Veröffentlichung des Nachlasses
seines Freundes N. Lenau (Stuttg. 1851),
dessen «Sämtlichen Werken» (ebd. 1855; 2. Aufl.
1874) Auersperg eine vorzügliche Biographie und Charakteristik Lenaus beigab, trat er mit dem Cyklus «Robin Hood» (ebd. 1864) hervor,
worin er die engl. Volksballaden über jenen Nationalhelden trefflich bearbeitete. Nach seinem
Tode erschienen: «In der Veranda. Eine dichterische Nachlese» (Berl. 1876) und «Gesammelte
Werke», hg. vonL. Auersperg Frankl (5 Bde., ebd. 1877),
dazu eine Nachlese von Radics: «AnastasiusGrün. Verschollenes
und Vergilbtes aus dessen Leben und Wirken» (Lpz. 1679). - Vgl
¶
mehr
Radics, Anastasius Grün und seine Heimat (Stuttg. 1876); Schatzmayer, AntonGraf von Auersperg. Sein Leben und Dichten, Vortrag (2. Aufl.,
Frankf. 1872); Runz, Die Poesie Auersperg Grüns (Progr., Trautenan 1882).
Carlos Wilh., Fürst, Staatsmann, Bruder des Fürsten Adolf Wilh. Daniel von Auersperg, geb. wurde noch
vor vollendetem 13. Jahre das Haupt der fürstl. Linie des Hauses Auersperg. Von den öffentlichen
Angelegenheiten hielt er sich fern, bis sich in den vierziger Jahren in Böhmen die Opposition gegen das Metternichsche System
regte. Auersperg forderte, obwohl er an der ständischen Vertretung festhielt, eine Erweiterung der Rechte des Landtages. Während
der folgenden Reaktionsperiode trat er wieder vom öffentlichen Schauplatz ab, bis die Februarverfassung von 1861 in Österreich
die konstitutionelle Ära eröffnete. Als Graf Lazansky 1865 die Rechtsbeständigkeit des Reichsrats in Abrede stellte, legte
Auersperg nebst seinen liberalen Kollegen sein Mandat für den böhm. Landtag nieder und nahm seine Thätigkeit in
letzterm erst nach der Entlassung des Ministeriums Belcredi wieder auf.
Als Präsident des österr. Herrenhauses unterstützte er die Ausgleichspolitik des GrafenBeust und trat Ende 1867 als Präsident
an die Spitze des sog. Bürgerministeriums. In dieser Stellung bekämpfte er die föderalistischen Anwandlungen Beusts, und
als dieser auf eigene Hand
[* 34] mit den Führern der Czechen zu unterhandeln begann, nahm Auersperg im Sept. 1868 seine
Entlassung. Seit dem Sturze des Ministeriums Hohenwart-Schäffle das in Auersperg gleichfalls einen principiellen Gegner
hatte, fand die in volkswirtschaftlicher und kirchlicher Beziehung reformatorische Politik des Kabinetts (Adolf) Auersperg in
ihm ihre kräftigste Unterstützung. In der Session von 1879-80 bekämpfte Auersperg auch im Herrenhause
die Versöhnungspolitik des Grafen Taaffe. Später trat er vom polit. Leben ganz zurück und legte 1883 das Amt eines Oberstlandmarschalls
von Böhmen und Vorsitzenden des böhm. Landesausschusses nieder. Er starb in Prag.