1)
Amtshauptmannschaft in der sächs. Kreishauptmannschaft
Zwickau
[* 2] (s. d.), hat (1885) 77924, (1890) 82714 (39574
männl., 43140 weibl.) E. in 4 Stadt- und 65 Landgemeinden.
2) Auerbach im Vogtlande, Hauptstadt der
Amtshauptmannschaft in 460 m Höhe, an der Göltzsch und an der Linie
Zwickau-Ölsnitz und
der
Nebenlinie Klingenthal-Herlasgrün der Sächs. Staatsbahnen,
[* 3] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Plauen),
[* 4]
Zoll-, Untersteuer-, Forstrentamts, einer Bezirkssteuereinnahme,
Bezirksschul- und Brandversicherungsinspektion, hat
(1890) 7481 (3575 männl., 3906 weibl.) E., darunter 187 Katholiken, Postamt erster
Klasse,
Telegraph,
[* 5] Oberforstmeisterei, 2
Bahnhöfe,
[* 6] 2
Kirchen,
Superintendentur, evang. Schullehrerseminar mit Übungsschule,
Handels-, gewerbliche Fortbildungs-, landwirtschaftliche Winterschule,
Spar- und Vorschußverein, städtische
Sparkasse, Gas- und Wasserleitung;
[* 7] ferner Fabrikation von engl.
Gardinen,
Stickereien,
Weißwaren,
Spitzen, Papier, Fässern, Wachstuch und Pelzwaren, chem. Bleichereien, Wollwebereien, Eisengießerei,
[* 8] Ziegeleien sowie bedeutenden
Handel mit Rauchwaren, 9 Kram- und Viehmärkte. In der Nähe befinden sich Torfstiche, Pechsiedereien,
Rußbrennereien und die berühmte Heilanstalt Reiboldsgrün. - 3) in
Bayern,
[* 9] Stadt imBezirksamtEschenbach
des bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, in 452 m Höhe im fränkischen Jura,
hat (1890) 1838 kath. E.,
Amtsgericht (Landgericht
Weiden), Post,
Telegraph, Stadt-,
Spital-, Gottesackerkirche; Schloßhof (einst
Residenz
KaiserKarls IV.), Bürgerspital,
Sparkasse; Gärtnerei, Kommunbrauerei. In der Nähe befinden sich ein Eisenerzbergwerk
der Maximilianshütte und einige
Höhlen mit merkwürdigen Versteinerungen. - 4) in Hessen,
[* 10] Flecken im
Kreis
[* 11]
Bensheim der
Hess.
ProvinzStarkenburg, am Fuße des Odenwaldes (Melibocus 515
m), an der
Bergstraße und der Linie
Frankfurt-Heidelberg (Main-Neckar-Bahn),
hat (1890) 1831 E., Post,
Telegraph,
Weinbau, Steingutfabrikation, Marmorbruch und 2 schwache, erdige Säuerlinge (1600 Kurgäste).
Über dem Orte die Ruine des
Auerbacher Schlosses (Urbach 350 m) und in der Nähe das großherzogl. Sommerschloß
Fürstenlager mitPark.-
Der Sage nach von
Karl d. Gr. gegründet, erscheint es 1257 als Katzenelnbogensche Landesfeste und
Lehn von Lorsch, das
¶
mehr
später auf Mainz
[* 13] überging. Der jetzige Bau ist aus dem 15. Jahrh.; Turenne zerstörte 1674 die Burg.
wurde durch W. Menzels Angriff auf die jungdeutsche
Litteratur veranlaßt. Es folgte eine Reibe von Romanen aus der Geschichte des Judentums unter dem Gesamttitel «Das Ghetto»,
von denen «Spinoza» (Mannh. 1837; 7. Aufl., Stuttg.
1880) und «Dichter und Kaufmann» (Mannh. 1829 fg.; 7. Aufl., Stuttg.
1871) in Sonderausgaben erschienen. Hieran schloß sich die mit einer kritischen Lebensbeschreibung begleitete
Übersetzung von «Spinozas sämtlichen Werken» (5 Bde., Stuttg.
1841; 2. Aufl., 2 Bde., ebd. 1871).
Eine neue Richtung, in der er dann seine gelungensten Arbeiten lieferte, schlug Auerbach mit «Der gebildete Bürger, Buch für den
denkenden Mittelstand» (Karlsr. 1842) ein, worin er philos. Gegenstände
dem Laien verständlich zu machen sucht. Aber erst die «Schwarzwälder Dorfgeschichten» (2 Bde., Mannh.
1843; Neue Folge, Bd. 3 u. 4,1853-54; 10. Aufl. 1868; Volksausgabe, 8 Bde., Stuttg.
1871) machten ihn berühmt. Auerbach giebt in diesen Erzählungen treue und sinnige, zum Teil humorvolle Bilder von Land und Leuten
seiner Heimat und erweist sich namentlich in der Schilderung von Gemütszuständen und merkwürdigen Charakteren
als Meister; auch macht sich A.s sonstige Neigung zur Lehrhaftigkeit hier weniger geltend. Zu den Dorfgeschichten gehört auch
die Novelle «Die Frau Professorin», die zuerst in dem Taschenbuch«Urania» (Jahrg. 1847) erschien und von Charlotte Birch-Pfeiffer
gegen A.s Willen zu einem Drama («Dorf und Stadt») benutzt wurde. Dieser Richtung schließt sich der von
Auerbach herausgegebene Volkskalender «Der Gevattersmann» an (Karlsr. 1845 u. 1846; in mit neuen Volkserzählungen vermehrter Gesamtausgabe
u. d. T. «Schatzkästlein des Gevattersmannes», 6. Aufl.,
Stuttg. 1875). Sein erster größerer Roman«Neues Leben» (3 Bde., Mannh.
1851; 4. Aufl., Stuttg. 1872) fand wenig Beifall.
Er wandte sich daher zunächst wieder der Dorfgeschichte zu mit der Erzählung «Barfüßele»
(Stuttg. 1856; 27. Aufl., ebd. 1890; illustriert von Vautier 1872),
der «Joseph im Schnee»
[* 27] (ebd. 1860; 7. Aufl. 1876; illustriert
von Kindler 1867) und «Edelweiß» (ebd. 1861; 10. Aufl. 1881) folgten. 1858-69 gab Auerbach einen
Volkskalender heraus, dessen Hauptinhalt u. d. T. «Zur
guten Stunde, gesammelte Volkserzählungen» (2 Bde., Stuttg.
1872; 2. Aufl. 1874-75) wieder abgedruckt wurde. Es folgten die Romane «Auf der Höhe» (Stuttg. 1865; 13. Aufl., 4 Bde.,
1884),
«Brigitta» (Stuttg. 1880; 2. Aufl. 1881). In den neuen Dorfgeschichten «Nach dreißig Jahren» l3
Bde., Stuttg.
1876) ließ Auerbach mit wenig Glück seine frühern Gestalten wieder auftreten. Von seinen sonstigen Schriften
seien genannt: «Drei einzige Töchter. Novellen» (ebd. 1875; 4. Aufl. 1878),
«Tausend Gedanken des Kollaborators» (Berl. 1875),
«Wieder unser. Gedenkblätter» (Stuttg. 1871). A.s dramat. Versuche sind ohne Bedeutung. Seine gesammelten Schriften erschienen
(20 Bde.) Stuttgart 1857-59 und (22 Bde.) 1863 fg., eine Ausgabe der erzählenden (20 Bde.) ebd.
1871, eine neue Ausgabe der Schriften (18 Bde.) ebd. seit 1892. A.sBriefe an seinen Vetter JakobAuerbach gab dieser heraus (2 Bde.,
Frankf. a. M. 1884).