Titel
Auer
,
1) Aloys, Ritter von Welsbach, Buchdrucker, geb. zu Wels in Oberösterreich, trat 1825 in seiner Vaterstadt in die Lehre, [* 2] wo er neben der Ausbildung zu seinem Beruf neuere Sprachen mit solchem Erfolg trieb, daß er 1836 an der Universität eine Lehramtsprüfung bestand. Im J. 1837 wurde er in Linz [* 3] Lehrer der italienischen Sprache, [* 4] und nachdem er 1839 eine Studienreise durch Deutschland, [* 5] die Schweiz, [* 6] Frankreich und England gemacht, verfolgte er nach seiner Rückkehr den Plan der Gründung einer typographischen Anstalt zur Ausführung von Sprachlehren und Wörterbüchern nach einem klaren Bild in gleicher Seitenbezifferung der verwandten Stämme. Im J. 1841 wurde er, nachdem er die Aufmerksamkeit des Fürsten Metternich auf sich gelenkt, Direktor der damals sehr herabgekommenen k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien. [* 7]
Das ganze Letternwesen der Anstalt wurde nach Auers
typometrischem
System umgestaltet und die Drucklegung in 500 einheimischen
und 100 fremden
Alphabeten (bei orientalischen in ihrer eigentümlichen Ornamentik) ermöglicht. Genaue Mitteilungen darüber
gab in der
Schrift »Der polygraphische
Apparat der
Wiener k. k.
Hof- und Staatsdruckerei«
(Wien 1853); auch
schrieb er eine ausführliche Geschichte dieser Anstalt (das. 1851). Unter Auers
Leitung erblühte
die
Wiener Staatsdruckerei zu einem der großartigsten
Institute dieser Art, und dies veranlaßte die
Regierung, Auer
auch mit
der Oberleitung der Ärarialpapierfabrik Schlöglmühl bei
Gloggnitz und 1862 mit der der k. k. Porzellanfabrik
zu betrauen. Im J. 1860 in den erblichen Ritterstand erhoben, legte er 1864 die
Direktion der Porzellanfabrik nieder, und 1868 zog
er sich auch von der Staatsdruckerei zurück. Er starb in
Wien. Auer
erfand den
Naturselbstdruck
[* 8] (s. d.), dessen
Verfahren
er beschrieb in der
Schrift »Die
Entdeckung des
Naturselbstdrucks«
(Wien 1854), und konstruierte mehrere
Pressen; auch rührt von ihm das
Verfahren her, die
Fasern der Maispflanze zum
Spinnen
[* 9] und
Weben,
[* 10] deren
Abfälle aber zu
Papier
zu verwenden. Er schrieb eine französische und italienische
Sprachlehre und gab eine
Reihe typographischer Werke heraus, namentlich:
»Sprachenhalle, oder das
Vater Unser in 608
Sprachen und
Mundarten, mit lateinischen
Typen«
(Wien 1814);
»Das Vater Unser in 206 Sprachen mit den nationalen Schriftzeichen« (das. 1847);
»Typenschau des gesamten Erdkreises« (das. 1845);
»Das typometrische System in allen seinen Buchstabengrößen und Gestalten« (3 Tafeln, das. 1845);
»Grammatischer Atlas, [* 11] oder theoretisch-tabellarische Darstellung aller nach Stämmen geordneten Sprachen des Erdkreises« (das. 1854);
»Beiträge zur Geschichte der Auer«
(2. Aufl.,
das. 1862).
2)
Leopold, Violinspieler, geb. zu
Veszprim in
Ungarn,
[* 12] erhielt seine musikalische
Ausbildung am
Pester
Konservatorium
durch Ridley
Kohne, dann 1857-58 auf dem
Konservatorium
zu
Wien und genoß zuletzt noch in
Hannover
[* 13] den
Unterricht
Joachims. 1863-65 wirkte er als
Konzertmeister in
Düsseldorf,
[* 14] 1866-67 in gleicher
Eigenschaft in
Hamburg
[* 15] und ging 1868 als Solospieler
der kaiserlichen
Kapelle nach St.
Petersburg,
[* 16] von wo aus er wiederholte, von glänzendem Erfolg begleitete Kunstreisen unternahm,
unter andern auch nach
London,
[* 17] wo er als
Solo- wie als Quartettspieler gleich enthusiastische
Anerkennung
fand. Auer
gehört vermöge seiner unfehlbaren
Technik und seines seelenvollen
Vortrags zu den
Virtuosen ersten
Ranges. Als
Komponist
ist er bisher noch nicht aufgetreten.