oder
Au, entsprechend dem oberdeutschen
Ach (s. d.) und dem niederländ. und niederdeutschen
Aa (s. d.), ist in Hannover,
[* 2] Oldenburg
[* 3] und
Schleswig-Holstein
[* 4] teils einzeln, teils in Zusammensetzung mit andern Worten
Name
vieler kleiner
Flüsse.
[* 5] Nach gewöhnlichem Sprachgebrauch ist Aue ein fruchtbarer, durch sanfte Anhöhen
eingeschlossener
Acker und Wiesengrund an kleinen und mittlern
Flüssen im
Innern eines
Landes, durch angeschwemmte
Ablagerungen
gebildet, meist ein früheres Seebecken aus der Alluvialzeit. Man findet in den den fruchtbarsten
Boden (Aueboden), so in der
Goldenen Aue (s. d.) in
Thüringen. – Unter den
Flüssen des
NamensAue sind zu nennen:
1) die Aue, die im preuß. Reg.-Bez. Minden
[* 6] entspringt,
den westl.
Teil des Reg.-Bez. Hannover durchfließt und nach 97 km langem Laufe oberhalb
Nienburg
[* 7] in die Weser mündet;
2) die Aue im preuß. Reg.-Bez.
Stade,
[* 8] erreicht das
«Alte Land» bei Horneburg, von wo ab sie (als Lühe)
schiffbar ist (10 km), und mündet beim Dorfe Lühe in die
Elbe. – In Holstein giebt es zahlreiche Aue. Zur
Elbe gehen z. B.
die Delvenau, die Pinnau, die Krückau, zur
Eider die Wehrau, Lubnau, Halerau und Gieselau. Die Mielau mündet bei Meldorf
in die Nordsee; die
Schwartau in die Ostsee. – In
Schleswig
[* 9] ist besonders die in die Nordsee mündende
Königsau (s. d.) bekannt.
Hartmann von, mittelhochdeutscher Dichter, geb. um 1170, ritterlicher
Dienstmann aus
Schwaben, war für einen Laien ungewöhnlich gebildet, des
Französischen und
Lateinischen, des
Lesens und Schreibens
kundig; er scheint die Kreuzfahrt von 1190 mitgemacht zu haben und starb um 1210. Als
Jüngling dichtete er den «Erec» (hg.
von Haupt, Lpz. 1871; übersetzt von Fistes,
Halle
[* 13] 1851) nach einem franz. Artusgedicht
Chrétiens deTroyes
(s. d.),
formell noch unsicher und mit unerträglich breiten
Schilderungen. Die an die Ödipussage erinnernde christl. Legende
von «Gregorius auf dem
Stein» (hg. von Lachmann, Berl. 1838; von
Paul,
Halle 1873
u. 1882),
die gleichfalls aus franz.
Quelle
[* 14] stammt (hg. von Luzarche,
Tours
[* 15] 1857),
übertrug
BischofArnold von Lübeck um 1210 aus
Hartmanns Gedicht
in lat. Hexameter. Für die liebliche Idylle vom
«ArmenHeinrich» (hg. u. a. von
Wackernagel,
Bas. 1885; übersetzt von
Simrock, 2. Aufl.,
Heilbr. 1875, illustriert von Führich), die die Aufopferung eines Mädchens für ihren aussätzigen
Herrn rührend erzählt, ist die (jedenfalls lat.)
Quelle unbekannt.
Hartmann hat die Sage auf seine eigenen
Lehnsherren übertragen. Sein reifstes Werk
«Iwein, der Ritter mit dem Löwen»,
[* 16] vor 1203 gedichtet (hg. von
Benecke und Lachmann,
Berl. 1843 u. ö.; von Emil
Henrici,
Tl. 1,
Halle 1891; übersetzt von
Baudissin, Berl. 1845),
hat den schwachen «ChevalierauLyon»
[* 17]
Chrétiens deTroyes zur Grundlage.
Hartmann ist der Klassiker des mittelhochdeutschen Artusromans: mit vollendeter
stilistischer und metrischer Meisterschaft, in «krystallhellen Wörtlein»,
stellt er die vagen Ideale des Rittertums glänzend, aber ohne feste Zeichnung dar, ohne Frische, Laune und
Sinnlichkeit,
mit ängstlicher Vermeidung alles
¶
mehr
Anstößigen. Gottfried von Straßburg
[* 19] stellt ihn im «Tristan» hoch über den ungleich tiefern und genialern W. von Eschenbach.
In seinen Minneliedern (bg. mit den «Büchlein» von Haupt, Lpz. 1842) zeigt Hartmann nüchterne Klarheit; sein «Büchlein» in
Reimpaaren enthält einen Streit zwischen Herz und Leid, der des fruchtlos treuen Minnedienstes satt ist.
Das sog. zweite Büchlein ist nicht Hartmanns Eigentum. Gesamtausgabe von Bech (in Pfeiffers «Deutsche
[* 20] Klassiker des Mittelalters»,
Tl. 4-6, 2. und 3. Aufl., Lpz. 1870-91).