Aubry
de
Montdidier
(spr. obri d'mongdidjeb), ein franz.
Ritter, der
nach einer verbreiteten, aber falschen
Ansicht zur Zeit König
Karls V. um 1371 nahe bei
Paris
[* 2] von Richard de
Macaire
ermordet
wurde. Dieses
Verbrechens dadurch verdächtig, daß
A.s
Hund ihn stets wütend anfiel, musste Macaire auf
Befehl des
Königs mit diesem Ankläger im Gottesurteil kämpfen. Durch die
Bisse des
Hundes tödlich verwundet, gestand
er seine Schuld ein. In Wahrheit führt die geschichtlich-legendarische Grundlage dieser Erzählung («Chien
de Montargis»)
bis in die karoling.
Periode, die litterarische bis ins 12. Jahrh. zurück;
sie steht ursprünglich in Verbindung mit der Sage von der unschuldig verleumdeten Sibylla, der sagenhaften Gattin Karls d. Gr. Behandelt wurde der Stoff im Mittelalter in den meisten german. und roman. Sprachen;
vgl. von der Hagen, [* 3] Gesamtabenteuer (Bd. 1, Nr. 8);
Macaire, chanson de geste, hg. von Guessard (Par. 1866).
In neuerer Zeit kam die Sage in
Frankreich in «Der
Hund des Aubry
de Montdidier
oder
der
Wald bei
Bondy» als Melodrama auf die
Bühne. In
Deutschland
[* 4] wurde dies Rührstück zuerst auf den Vorstadttheatern
Wiens, im Sept. 1816 auf der königl.
Bühne zu
Berlin
[* 5] gespielt. Als es 1817 auch in
Weimar
[* 6] zur Aufführung mit dem dressierten
Pudel des
Schauspielers
Karsten bestimmt ward, legte
Goethe die Leitung der
Bühne nieder.