Obwohl er wesentlich zur
ErhebungHeinrichs auf den
Thron
[* 3] von
Frankreich beitrug, verlor er doch durch seine Freimütigkeit und
seinen calvinistischen
Eifer die
Gunst des
Königs und wurde wiederholt, nach
Heinrichs IV.Tod 1610 gänzlich
vom
Hofe verbannt. Als ihn, den furchtlosen
Anwalt des
Protestantismus, die katholische Hofpartei in seinem Zufluchtsort
St.-Jean
d'Angely mit Verfolgung bedrohte, begab er sich 1620 nach Genf,
wo er starb. Unter seinen
Schriften steht obenan:
»Histoire
universelle 1550-1601«
(Maille 1616-20, 3 Foliobände), ein Werk, das die Ereignisse der zweiten Hälfte
des 16. Jahrh. mit einer bis dahin unerhörten Freimütigkeit schildert und 1620 auf Befehl
des
Parlaments durch
HenkersHand
[* 4] verbrannt wurde.
Eine Ergänzung dazu ist Aubignés Selbstbiographie:
»Histoire secrète, écrite par lui-même«
(Köln
[* 5] 1729 bis 1731, 2 Bde.;
neu hrsg. von Lalanne:
»Mémoires«, Par. 1854; deutsch in
Schillers
»HistorischenMemoiren«, Bd. 9,
Jena
[* 6] 1795,
und von
Baum, Berl. 1854). Beide Werke sind für das
Studium der Geschichte
Heinrichs IV. und seiner Zeit sehr wichtig. Außerdem
schrieb Aubigné derbe
Satiren in
Prosa und
Versen gegen die
Thorheiten und Schlechtigkeiten seiner Zeit, als: »Confession catholique
du sieur de
Sancy« (Par. 1693);
(spr. obinjeh), Theod. Agrippa d', franz. Staatsmann und Schriftsteller, geb. als
Sohn eines prot. Edelmanns zu St. Maury in der Saintonge, erhielt eine gelehrte Erziehung. Er rettete sich, wegen seines
Glaubens mit dem Feuertode bedroht, nach
Orleans, zeichnete sich bei dessen Belagerung aus und ging nach
Genf,
wo er unter Beza studierte. Dann griff er mit Condé zu den Waffen,
[* 7] kam nach dem Frieden nach Paris
[* 8] und entging der Bartholomäusnacht,
weil er infolge eines Duells geflohen war.
Nach seiner Rückkehr schloß er sich Heinrich von Navarra an, begleitete ihn nach Guyenne (1576) und
wurde sein Mitstreiter und Berater; dann Statthalter von Maillezais (seit 1589) und Viceadmiral der Küsten von Poitou und Saintonge.
Aubigne sah mit Schmerz den übertritt des Königs zum Katholicismus und schrieb voll Zorn gegen die Konvertiten und Lauen
die Flugschrift «Confession catholique du Sire de Sancy» (Par. 1660 u. 1693); auch nach dem Edikt von Nantes trug er die Fahne
des Protestantismus hoch.
Während der Religionskriege (1577-94) war A.sPoet. Meisterwerk «Les Tragiques» entstanden (gedruckt 1616; Neudruck
Par. 1856; hg. von Read, ebd. 1872); unter dem Einfluß von Ronsards Schule
gedichtet, aber originell, stellt es in sieben Satiren die Leiden
[* 9] des Vaterlandes dar und feiert in rauhen, kraftvollen Versen
die Opfer der prot. Sache. Nach Heinrichs Ermordung (1610) wurde Aubigne als Statthalter in Saintonge lebend, wegen Widerspruchs
gegen die Regentschaft Marias von Medici der Ämter entsetzt.
Halb wider Willen schloß er sich der neuen prot. Bewegung an, die zum Vertrage von Loudun (1616) führte
(s. Hugenotten). In St. Jean d'Angély vollendete er seine «Histoire universelle 1550 -1601, dédiée
à la postérité» (3 Bde., Maillé 1616-20), ein
Werk, das trotz des persönlichen Standpunktes nicht ohne Gerechtigkeit geschrieben ist; es wurde nach
Parlamentsbeschluß von Henkershand verbrannt. Aubigne floh 1620 nach Genf;
seine Feinde erwirkten ein Todesurteil in contumaciam
(1623). Hier starb er, bis zuletzt rüstig, Sein letztes Werk ist eine gegen den äußern Schein (grch.
phainesthai) des Hoflebens in Gesprächform geschriebene Satire «Les aventures
du baron de Faeneste» (Maillé 1617; Neudruck von Mérimée, Par. 1855).
Nach seinem Tode erschienen im Druck: «Le
[* 10] printemps, poëme de ses amours, stances et odes» (neuerdings hg. von
Read, Par. 1874);
Réaume, Étude historique et litéraire sur Aubigne d'A.
(Par. 1883);
von Salis, Aubigne d'A. (Heidelb. 1885);
Morillot, Aubigne d'A. (Par. 1885);
G. Guizot, Aubigne d'A. (ebd. 1890).
A.s Sohn, Constant d'A., Baron von Surimeau, geb. um 1584, trat zur kath. Kirche über. Er starb 1645 auf der Insel Martinique
und ist der Vater der Marquise von Maintenon (s. d.).