Aubigne
(spr. obinjeh), Theod. Agrippa d', franz. Staatsmann und Schriftsteller, geb. als Sohn eines prot. Edelmanns zu St. Maury in der Saintonge, erhielt eine gelehrte Erziehung. Er rettete sich, wegen seines Glaubens mit dem Feuertode bedroht, nach Orleans, zeichnete sich bei dessen Belagerung aus und ging nach Genf, [* 2] wo er unter Beza studierte. Dann griff er mit Condé zu den Waffen, [* 3] kam nach dem Frieden nach Paris [* 4] und entging der Bartholomäusnacht, weil er infolge eines Duells geflohen war.
Nach seiner Rückkehr schloß er sich
Heinrich von Navarra an, begleitete ihn nach Guyenne (1576) und
wurde sein Mitstreiter und
Berater; dann
Statthalter von Maillezais (seit 1589) und Viceadmiral der
Küsten von Poitou und Saintonge.
Aubigne
sah mit
Schmerz den übertritt des Königs zum
Katholicismus und schrieb voll Zorn gegen die Konvertiten und Lauen
die Flugschrift
«Confession catholique du
Sire de Sancy» (Par. 1660
u. 1693); auch nach dem
Edikt von Nantes trug er die Fahne
des
Protestantismus hoch.
Während der Religionskriege (1577-94) war
A.s
Poet. Meisterwerk «Les Tragiques» entstanden (gedruckt 1616; Neudruck
Par. 1856; hg. von Read, ebd. 1872); unter dem Einfluß von Ronsards Schule
gedichtet, aber originell, stellt es in sieben Satiren die
Leiden
[* 5] des Vaterlandes dar und feiert in rauhen, kraftvollen Versen
die Opfer der prot. Sache. Nach
Heinrichs Ermordung (1610) wurde Aubigne
als
Statthalter in Saintonge lebend, wegen
Widerspruchs
gegen die Regentschaft Marias von Medici der
Ämter entsetzt.
Halb wider Willen schloß er sich der neuen prot.
Bewegung an, die zum
Vertrage von Loudun (1616) führte
(s. Hugenotten). In St.
Jean d'Angély vollendete er seine «Histoire universelle 1550 -1601, dédiée
à la postérité» (3 Bde., Maillé 1616-20), ein
Werk, das trotz des persönlichen Standpunktes nicht ohne Gerechtigkeit geschrieben ist; es wurde nach
Parlamentsbeschluß von Henkershand verbrannt. Aubigne
floh 1620 nach Genf;
seine Feinde erwirkten ein Todesurteil in contumaciam
(1623). Hier starb er, bis zuletzt rüstig, Sein letztes Werk ist eine gegen den äußern Schein (grch.
phainesthai) des Hoflebens in Gesprächform geschriebene Satire «Les aventures
du baron de Faeneste» (Maillé 1617; Neudruck von Mérimée, Par. 1855).
Nach seinem
Tode erschienen im Druck: «Le
[* 6] printemps, poëme de ses amours, stances et odes» (neuerdings hg. von
Read, Par. 1874);
«Sa vie à ses enfants» (1557 - 1618),
hg. als «Histoire secrète, écrite par lui-mème» (2 Bde., Köln [* 7] 1729-31; Amsterd. 1731) und als «Mémoires» (von Lalanne, Par. 1854 u. 1889),
deutsch von Huber (Tüb. 1780),
ferner in Schillers «Histor.Memoiren», Bd. 9 (Jena [* 8] 1795),
und von Baum (Berl. 1854).
Gesamtausg. der «Œuvres» (mit Glossar u. s. w.) von Réaume und de Caussade (6 Bde., Par. 1873-93).
Vgl.
Henke, Aubigne
d'A. (im «Histor.
Taschenbuch», 1873);
Réaume, Étude historique et litéraire sur Aubigne
d'A.
(Par. 1883);
von Salis, Aubigne d'A. (Heidelb. 1885);
Morillot, Aubigne d'A. (Par. 1885);
G. Guizot, Aubigne d'A. (ebd. 1890).
A.s Sohn, Constant d'A., Baron von Surimeau, geb. um 1584, trat zur kath. Kirche über. Er starb 1645 auf der Insel Martinique und ist der Vater der Marquise von Maintenon (s. d.).