Die gemeine (P. caudataL.), 45-48 cm lang, 55-58 cm breit, metallisch schwarz mit rotem, blauem und grünem Schiller, schneeweißen
Bauch- und Schulterfedern und einem oft nur angedeuteten weißen Querband auf dem Rücken; das Auge
[* 6] ist braun, Schnabel und Fuß
schwarz. Sie findet sich vom nördlichen Waldgürtel an in Europa
[* 7] und Nordasien bis Kaschmir
[* 8] und Persien
[* 9] besonders in Feldgehölzen, Baumgarten, an Waldrändern und verläßt nie ein verhältnismäßig kleines Wohngebiet. Sie geht
etwa wie der Rabe, aber mit erhobenem Schwanz, den sie wippend bewegt; ihr Flug ist schwerfällig, und sie fliegt daher nur von
einem Baum zum andern. Sie lebt in Flügen oder Familien und gesellt sich auch zu Raben, Krähen und Nußhähern.
Im Frühling läßt sie ihre rauhe Stimme stundenlang erschallen. Sie nährt sich von kleinen Tieren aller Art, Mäusen wie Insekten,
[* 10] Obst und Körnern, plündert die Nester¶
mehr
und überfällt selbst größere Vögel, so daß sie überwiegend schädlich erscheint. Sie nistet auf den Wipfeln hoher Bäume,
auch in Gärten und in Skandinavien, wo sie gewissermaßen als heiliger Vogel des Landes gilt, in Gehöften, baut ein überwölbtes
Nest und legt 7-8 grüne, braun gesprenkelte Eier
[* 12] (s. Tafel »Eier I«,
[* 11]
Fig. 67). Die Elster läßt sich leicht
zähmen und lernt schnell fremde Töne nachahmen, auch einzelne Worte sprechen. Wie die Raben, entwendet sie gern glänzende
Dinge.
Der Elster wurden mehrere der mythologischen Charakteristiken des Raben beigelegt, und so galt sie von alters her als Unglücksvogel.
Sie wurde auch sprichwörtlich als Gold- und Silberdieb, war dem Bakchos heilig und wegen ihrer Geschwätzigkeit
berüchtigt. In der deutschen Mythe ist sie ein Vogel der Unterwelt, in welchen sich Hexen oft verwandeln, oder auf dem sie reiten.
Eine an der Stallthür aufgehangene Elster schützt das Vieh vor Krankheiten, und gebrannte Elstern benutzt man gegen
Epilepsie.
Sie empfängt am Ende ihres Oberlaufs, über dessen Thal eine stattliche Eisenbahnbrücke (Elsterbrücke)
führt, rechts die Göltzsch, weiter unten (bei Leipzig) die Pleiße, links die Weida. Sie hat eine Länge von 195 km, ein Gefälle
von 392 m und wird 30 m breit. Ihr Oberlauf enthält Perlenmuscheln (doch ist die Ausbeute jetzt unbedeutend) und wird auch
zum Flößen benutzt. Aus der Elster geht auf der westlichen Seite bei Krossen der 92 km lange und flößbare
Floßgraben ab, der über Lützen zur Luppe geleitet ist und einen Zweig von der sächsischen Grenze unweit Pegau nach Leipzig
entsendet. In der Elster fand der FürstPoniatowski bei dem Rückzug der Franzosen bei Leipzig seinen
Tod. - Die Schwarze Elster entspringt in der sächsischen Oberlausitz, südlich von Elstra, am Sibyllenstein, verfolgt anfangs eine
nördliche Richtung, nahe neben der obern Spree, wendet sich bei Hoyerswerda nach W. (bis unterhalb Elsterwerda), dann nach NW.,
trägen Gefälles und oft in Arme geteilt, durch sandiges, zum Teil bruchiges Land sich windend, und mündet, 38 m
breit, nach 180 km langem Lauf oberhalb Elster (zwischen Torgau
[* 20] und Wittenberg)
[* 21] in die Elbe. Nebenflüsse der Elster sind die Pulsnitz
und Röder. Mit der Elbe bei Langenberg im KönigreichSachsen ist die Elster durch den 15,5 km langen Grödel-Elsterwerdaer Kanal
verbunden, der als Anfangsglied des projektierten Elbe-Spreekanals in Aussicht genommen ist.
[* 3] (Bad
[* 22] Elster), Dorf und Badeort in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau,
[* 23] Amtshauptmannschaft Ölsnitz, liegt in
waldreicher und romantischer Gebirgslandschaft an der Weißen Elster, die nicht weit davon ihren Ursprung hat, nahe der böhmischen
Grenze, 447 m ü. M. unfern der LinieReichenbach-Eger der Sächsischen Staatsbahn, und hat (1880) 1160 evang.
Einwohner. Die hier befindlichen Mineralquellen, schon vor 1669 benutzt, aber erst seit 1849 in Aufnahme gekommen, gehören
mit Ausnahme einer Salzquelle zu der Klasse der alkalisch-salinischen Stahlquellen und enthalten bei einer Temperatur von 10-15°
C. als Hauptbestandteile: schwefelsaures und kohlensaures Natron, Eisen
[* 24] und Kohlensäure, so daß das Wasser
eine auffallende Identität mit den Quellen von Franzensbad in Böhmen
[* 25] hat, nur daß in Elster die stärkende Wirkung des Eisens etwas
vorherrscht.
Die Quellen von Elster werden empfohlen insbesondere gegen Schwäche des Nerven- und Muskelsystems, paralytische Zustände, Schwäche
und beginnende Abzehrung des Rückenmarks, Magenkrampf und Kolik, Stockungen im Pfortadersystem, in der Leber
und Milz, krampfhafte Gallenabsonderung, Schwäche der Verdauungswerkzeuge, Appetitlosigkeit und Magensäure. Auch gegen Krankheiten
des Uterinsystems und der Blase, gegen Gicht und chronische Rheumatismen und Skrofeln zeigt Elster seine Wirksamkeit.
Die an Glaubersalz und Kochsalz sehr reiche Salzquelle wird dem MarienbaderKreuzbrunnen an die Seite gestellt
und bei vorwaltender Störung in den Funktionen der Unterleibsorgane gebraucht. Neuerdings hat Elster auch einen Ruf als Zufluchtsort
für schwächliche Kinder, die sich hier überraschend schnell erholen, erhalten. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt +
7,2° C. Die Zahl der Kurgäste betrug 1885: 4186. Im J. 1849 ging das Bad an den Staat über.
Vgl. Flechsig,
Bad Elster (3. Aufl., Leipz. 1884);