Attitüde
(von mittellat. aptitudo, aus lat. aptus, geschickt), ein franz. Kunstausdruck, der eine ausdrucksvolle, künstlerischen Eindruck erstrebende Stellung lebender [* 1] Figuren bezeichnet (die «körperliche Beredsamkeit»). Diese müssen die Formen der Körper und die umhüllenden Gewänder in einem vorteilhaften Bilde zeigen und einen lebhaften Gemütszustand oder bedeutungsvollen Augenblick darstellen. Zu einer Kunst erhob die Attitüde gegen Ende des 18. Jahrh. Lady Hamilton (s.d.), höher noch die Händel-Schütz (s. d.), der Elise Bürger (s. d.) nachstand.
Der letzte Versuch waren die pantomimischen Darstellungen der Sophie Schröder, worin sie Gewandung und sonstiges Nebenwerk unterordnete, um durch den mimischen Ausdruck der stärksten Affekte allein zu wirken. Als Darsteller von Attitüde ist G. Attitüde Freiherr von Seckendorff (s. d.) zu nennen, der Vorträge hinzufügte und in seinen «Vorlesungen über Deklamation und Mimik» (1816) der Attitüde eine bedeutende Stelle einräumte. Der Erfolg der Gesellschaft von Keller und Rappo in Berlin in der bühnenmäßigen Darstellung plastischer Werke erweckte bis heute viele auf die Sinnlichkeit berechnete Nachahmungen. Für die schauspielerische Kunst bezeichnet Attitüde eine Stellung im Zustande der Ruhe oder der höchsten Anspannung, besonders wenn durch längere Pause bedingt. Zu den Attitüde gehören die lebenden Bilder (tableaux vivants, living statues). - Im Ballett heißen alle Stellungen auf einem Fuße, ohne Rücksicht auf deren Bedeutung, Attitüde.