Attis
(auch
Atis,
Attys oder
Atys), ein in
Phrygien einheimisches, dem
Adonis (s. d.) verwandtes göttliches
Wesen. Nach einer bei Pausanias aufbewahrten Sage ist Attis
vom Himmelsgott und der Erdmutter durch wunderbare Mittelglieder
entsprossen. Gewöhnlich wird nur erzählt, daß die Göttermutter (Kybele,
[* 2] Dindymene,
Agdistis) ihn liebte und aus
Eifersucht
plötzlichen
Wahnsinn über ihn verhängte, worauf er sich selbst entmannt habe. Nach
Arnobius und
Servius
geschah dies unter einer
Fichte,
[* 3] in die nach Ovid sein
Geist entweicht, während nach dem erstgenannten aus seinem
Blute
Veilchen
entsprießen. In Festen, welche sich von
Kleinasien über die
Alte Welt, namentlich auch nach
Rom,
[* 4] verbreiteten (s. Kybele),
wurde der
Tod des in orgiastischen Bräuchen beklagt und sein Wiederaufleben gefeiert.
Die röm. Attis
feier war ein offenbar dem vom
Tode erwachten Wachstumsgeiste geltendes Frühlingsfest. Es begann 22. März mit
einer Prozession, wobei eine mit
Veilchen bekränzte
Fichte, als
Symbol des Attis
, umhergetragen wurde. Es folgte 24. März der
«Tag
des
Blutes», ein Trauerfest, an dem der Oberpriester sich selbst verwundete, 25. März eine Freudenfeier
(Hilaria).
Über diese Gebräuche und dazu gehörige
Parallelen aus Nordamerika
[* 5] vgl. Manndardt, An tike
Wald- und Feldkulte
(Berl. 1877). Die Kunstdarstellungen zeigen Attis
gewöhnlich als kleinen
Knaben in seltsamem orient. Kostüm.
[* 6]
In Lydien bieß der Sohn des Manes, Vater des Tyrrhenos und Lydos, und galt als Stammvater der ältesten lydischen Könige, die nach ihm Atyaden genannt werden.