(griech.), undurchbrochener, gegliederter
Aufsatz über dem Hauptgesims eines Gebäudes, welcher zur Verdeckung
des
Daches, zur
Aufnahme von
Statuen,
Reliefs oder
Inschriften dient. Die
Gliederung derAttika besteht meist in einer leichten Pilasterstellung
mit zierlichem
Gesims.
[* 2] Zwischen den
Pilastern befinden sich oft vertiefte
Felder. Sobald ein solcher
Aufsatz
durchbrochen wird, entsteht eine
Brüstung, ein Geländer. Die Attika findet sich vorzugsweise
am römischen
Triumphbogen angewendet
(s. Tafel
»Baukunst
[* 3] VI«,
[* 4] Fig. 7). In der
Regel gibt man ihr nicht über ein Drittel der
Höhe des von ihr
gekrönten
Geschosses.
eine der acht
Landschaften von Mittelgriechenland oder dem eigentlichen
Hellas mit der Stadt
Athen
[* 5] (s. die
Karten
»Altgriechenland«
[* 6] u. »Umgebung
von
Athen«),
grenzte im N. an
Böotien, im
W. an
Megaris, im
S. an den Saronischen
Meerbusen, im O. an das
Ägeische Meer und umfaßte
einen Flächeninhalt von nahezu 2200 qkm (40 QM.). Die Zahl der Einwohner
betrug in der blühendsten Zeit
ca. 540,000 (darunter 400,000 Sklaven). Das Land bildet eine nach
S. in das
Meer auslaufende
Halbinsel, die mit weit ausgedehntem Küstengestade (daher Attika,
»Küstenland«) an das von W. nach O. laufende
Gebirge Kithäron
(jetztElateas, 1410 m) sich anschließt.
Mit diesem hängt, gegen S. ziehend, das attisch-megarische Grenzgebirge (jetzt
Patera, im
Altertum wahrscheinlich Ikarion
genannt, 1092 m), welches zuletzt nahe der
Küste sich in zwei
Hörnern ähnlichen
Spitzen (Kerata) erhebt, zusammen; im O.
reiht sich der
Parnes (jetzt
Ozea, 1413
m) an den Kithäron an. Dieses
Gebirge, an
Höhe und
Ausdehnung
[* 7] das
größte in Attika, war im
Altertum dicht bewaldet und reich mit
Wild, darunter
Wildschweinen und
Bären, besetzt; auf einem seiner
Gipfel stand eine Erzstatue des
Zeus.
[* 8]
Von ihm aus zieht sich ein felsiger Höhenzug, der Ägaleos, nach
SW., dessen höchste
Erhebung, derInselSalamis gegenüber, 468 m beträgt (jetzt Skarmanga). Einzelne seiner Teile führten die
Namen Korydallos und Pökilon. Er
scheidet die athenische
Ebene (Pedias) von der eleusinischen. Südöstlich vom
Parnes liegt der Brilettos (auch
Pentelikon genannt, 1110 m),
der die Pedias (jetzt Mendeli) im
NO. abschließt, durch seine unerschöpflichen Marmorbrüche eineQuelle
[* 9] des
Glanzes und
Reichtums für
Athen.
Ein 4 km breites
Thal
[* 10] trennt den Brilettos von dem durch seinen
Honig berühmten
Hymettos (jetzt Trelo-Vuni, 1027 m). Abgesondert
von diesen Hügelreihen erheben sich nordöstlich von
Athen frei aus der
Ebene zwei
Berge, der
Lykabettos im
S. und der Anchesmos.
Die Südspitze von Attika endlich wird gebildet durch das Laurische
Gebirge, das in die
Vorgebirge Astypaläa
und
Sunion (jetzt
KapKolonnäs) ausläuft. Zu beiden Seiten, besonders aber gegen W., breiten sich mehrere.
Ebenen aus, in denen die Bergbäche zu Flüßchen sich vereinigen. Am bedeutendsten ist die erwähnte Pedias (»Blachfeld«),
die getreide- und ölreiche
Ebene zwischen dem
Hymettos und Korydallos, in welcher
Athen liegt, vom
Kephisos
und
Ilissos spärlich bewässert. Eine andre dehnt sich im
NW. zwischen dem
Parnes und den
»Hörnern« aus: das Gefilde von
Eleusis
oder die Thriasische
Ebene, ebenso kornreich und wohlangebaut wie die vorher genannte und bewässert durch den eleusinischen
Kephisos (jetzt Sarantapotamos), welcher auf dem Kithäron entspringt. Beide
Ebenen bildeten die eigentliche
Akte (Küstenstrich),
der man die Paralia oder die Südostküste und die Diakria im bergigen
Norden
[* 11] des
Landes entgegensetzte. Die Paralia wird von
dem Flüßchen Erasinos durchströmt, das auf dem
Hymettos entspringt und sich unweit Brauron insMeer
ergießt; zur Diakria gehört die kleine hochberühmte
Ebene von
Marathon, nordöstlich von
Athen.
AttikasBoden besteht aus Kalkgebirge und ist leicht, etwas dürr und steinig. Dazu kommt Wassermangel, um das Land für den
Ackerbau ziemlich ungeeignet zu machen. Der
Hymettos und der
Pentelikon lieferten den trefflichsten
Marmor, auch
¶
mehr
Serpentin; beim Vorgebirge Kolias, unweit Phaleron, grub man die feinste Töpfererde. Ein zu architektonischem Gebrauch vorzüglich
geeigneter Kalkstein von blauer Farbe brach bei Eleusis; den größten Schatz aber barg das neuerdings oft genannte Lauriongebirge
(s. d.) in seinen Silber- und Bleigruben, deren alte Schlacken gegenwärtig mit großem Gewinn von neuem verschmolzen
werden. Die Bewohner Attikas zeichneten sich durch schlankere Gestalt, feinere Sinne und größere Beweglichkeit vor andern
StämmenGriechenlands aus.
Die Bodenkultur ward mit größter Sorgfalt und Kunst gepflegt; doch konnte das kleine Land die unverhältnismäßig starke
Bevölkerung
[* 13] (17,000 Menschen auf 1 QM.) nur mit Beihilfe einer Einfuhr von fast 1 Mill. Medimnen (à 51,5
Lit.) ernähren. Von besonderer Vortrefflichkeit waren Attikas Baumfrüchte, namentlich die Oliven und Feigen. Der attische
Wein war nicht vorzüglich, desto köstlicher der Honig vom Hymettos. Das Tierreich lieferte besonders Wolle und Käse.
Das alte Attika zerfiel in Demen, d. h. Gemeinden mit abgesonderten Gebieten. Ihre Zahl war wechselnd und betrug in römischer Zeit
über 170; von etwa 160 sind uns die Namen erhalten. Meist entsprachen den Demen zusammengebaute Dorfschaften,
doch nicht immer, da einzelne Demen im Gebirge über große Räume sich ausbreiteten (vgl. Athen, Geschichte). Jeder Bürger war
zugleich Mitglied eines Demos und in dessen Listen eingetragen, obgleich es nicht nötig war, in dem Demos, zu dem man gehörte,
zu wohnen.
Mehrere Demen, die nicht durchweg räumlich zusammenlagen, bildeten eine Phyle (Stamm), deren es anfänglich
4, seit Kleisthenes (um 510) bis 307 v. Chr. 10, später 12, zuletzt 13 gab. Die ältern 10 Phylen sind: Erechtheis, Ägeis,
Pandionis, Leontis, Akamantis, Öneis, Kekropis, Hippothoontis, Äantis und Antiochis. Zu diesen kamen später die 2 Phylen
Antigonis und Demetrias (nachher Ptolemais und Attalis genannt), endlich als 13. PhyleHadrianis, welche
die InselnAttikas umfaßte. Hauptstadt war Athen. Nennenswerte andre Städte waren: Eleusis, Rhamnus mit dem Tempel
[* 16] der Nemesis,
das schlachtenberühmte Marathon, Alopeke, der Geburtsort des Sokrates. Von den Inseln an AttikasKüste sind die bedeutendsten:
Salamis, dem Piräeus gegenüber, die Patroklosinsel (jetzt Gaidaronisi), an der Südspitze, Belbina (jetzt
HagiosGeorgios), am Eingang des Saronischen Meerbusens, und Helena (jetzt Makronisi), an der Südostküste.
Die ältere Geschichte von s. unter Athen. Im heutigen KönigreichGriechenland
[* 17] bildet Attika mit Böotien einen Nomos, welcher auf 6426 qkm
(nach neuerer Berechnung
6306 qkm = 116 QM.) (1879)
185,364 (1870 erst 136,804) Einw. zählt. Das Land ist gegenwärtig weniger fruchtbar als im
Altertum, teils wegen Mangels guter Bebauung, teils wegen der Zerstörung der Wälder, infolge deren dem Boden die nötige Feuchtigkeit
fehlt und die kleinen Flüsse
[* 18] noch weniger Wasser enthalten als ehemals.
Dazu kommt, daß bei den Landbauern in Attika die landwirtschaftlichen Verbesserungen und Erfindungen der
Neuzeit trotz der Ackerbauschule bei Athen noch wenig Eingang gesunden haben. Das Klima
[* 19] aber ist noch heute gemäßigt und gesund,
und die Oliven, Feigen und der HonigAttikas sind noch so vorzüglich wie ehedem.