Aufnahme von
Inschriften dient. Die spätern Renaissancestile haben die Attika reich ausgebildet und durch sie den Umrißlinien
der Bauten einen lebhaftern Schwung gegeben. Jetzt versteht man unter Attika einen über das Hauptgesims sich erbebenden
Aufsatz, dessen kurze Wandpfeiler (Zwergpilaster) auf dem
Gebälk einer Säulenordnung
[* 3] stehen. (S.
Bekrönung.)
(vielleicht von Aktike [^ img], d. h. das Küstenland), die
südöstlichste Landschaft des mittlern
Griechenlands, eine Halbinsel von etwa 2200 qkm Flächeninhalt, die im N. an
Böotien,
im
W. an Megaris grenzt, an den übrigen Seiten vom
Meere bespült wird. Der größte
Teil wird von
Gebirgen eingenommen, die
vorwiegend aus Kalkstein und Marmor bestehen und heutzutage zum größten
Teile kahl sind; nur die höhern
Partien des Kithäron und des
Parnes sowie die nordwestl. und südöstl.
Abhänge des Pentelikon sind mit
Wald bedeckt. Im NW. hängen die attischen
Gebirge durch den Kithäron (s. d.) mit dem Helikon
zusammen. Die Fortsetzung des Kithäron, der durch seinen Hauptzug von
Böotien, durch eine Verzweigung
gegen S., nach zwei auffallenden
Spitzen Kérata (die
Hörner) genannt, von Megaris scheidet, bildet der
Parnes (s. d., jetzt
Ozea), dessen nordöstl. Verzweigungen sich bis an die Ostküste erstrecken und diesen
Teil von Attika zu einem echten Berglande
(Diakria oder Epakria bei den Alten genannt) machen.
Eine südl. Fortsetzung des
Parnes ist der weit niedrigere Ägaleos, in seinem südlichern
Teile, wo er der
InselSalamis gegenüber
ans
Meer vortritt, auch Korydallos (jetzt Skarmanga), in der Mitte, wo ein die Ebenen von
Athen
[* 4] und Eleusis verbindender Engpaß
über ihn hinführt, auch Pökilon (jetzt nach dem die
Stelle eines alten Apollotempels einnehmenden
KlosterDaphni Daphno-vuno) genannt. Im
NO. wird die Ebene von
Athen durch den
Brilettos oder, wie er nach einer an seinem südl. Abhange
gelegenen Ortschaft gewöhnlicher genannt wurde, das Pentelikon (s. d., jetzt
Mendeli) begrenzt.
Ein ungefähr 4 km breites
Thal
[* 5] trennt den südl. Fuß des Pentelikon von dem langen Gebirgszuge
Hymettos (s. d., jetzt
Trelovuni). Die Ostküste (bei den Alten Paralia genannt) wird von niedrigern Hügelreihen durchzogen,
die sich südlich vom
Hymettos, wo die Halbinsel immer schmäler wird, zu dem Lauriongebirge vereinigen, das in einem steil
gegen das
Meer abfallenden
Vorgebirge, dem
Kap Sunion, endet, auf dem ansehnliche Ruinen eines
Tempels der
Athene
[* 6] stehen (jetzt
KapKolonnäs).
Diese
Gebirge treten teils unmittelbar bis an das
Meer heran, teils hat sich an ihrem Fuße angeschwemmtes Land in größerer
oder geringerer
Breite
[* 7] angesetzt und Strandebenen gebildet, in denen im
Altertum zahlreiche Ortschaften lagen. Die bedeutendste
ist die Ebene von
Marathon an der Nordküste, eine ungefähr 9 km lange und 2-4 km breite Niederung mit
einem ausgedehnten Sumpfe im
NO., 490
v. Chr. der Schauplatz der
Schlacht gegen die
Perser.
Größere Ebenen, die sich von der
Küste aus weit ins
Innere der Landschaft hineinziehen oder ganz vom
Meere abgesondert sind, hat die Landschaft
nur drei:
1) die Ebene von
Athen, oft auch nur «die Ebene» (Pedion) genannt;
2) die kleinere, durch das Ägaleosgebirge von der athenischen getrennte Thriasische Ebene (so benannt nach einem
alten
Demos Thria);
3) die Ebene zwischen dem
Hymettos und den niedrigern Bergzügen der Ostküste, die mit der athen.
Ebene durch das zwischen Pentelikon
und
Hymettos befindliche
Thal zusammenhängt (jetzt Mesogia).
Die
Bewässerung der Landschaft ist sehr spärlich. Die bedeutendsten
Bäche sind die beiden der athen. Ebene: der am südwestl.
Fuße des Pentelikon entspringende
Kephisos, der die Ebene in südwestl.
Richtung durchfließt und westlich von der
Stadt in zahlreiche
Kanäle zur
Bewässerung der Gärten und Baumpflanzungen abgeleitet wird, und der Ilisos, der, vom nördl.
Fuße des
Hymettos herkommend, an der
Ost- und Südseite der Stadt vorüberfließt und sich südwestlich von derselben im dürren
Boden verliert.
Außer diesen sind noch der gleichfalls
Kephisos genannte
Bach der Ebene von Eleusis, der
die Ebene von
Marathon durchschneidende Gießbach von Önoe und der weiter südlich an der Ostküste, bei der alten Ortschaft
Araphen (jetzt Raphina) vorüberfließende
Erasinos zu erwähnen.
Der
Boden des
Landes ist fast durchgängig leicht, ziemlich dürr und steinig und wenig für Weizenbau, besser für Gersten-
undWeinbau, besonders aber für den Anbau des
Ölbaums und des Feigenbaums geeignet, daher Öl und
Feigen
im
Altertum und noch heutzutage die Hauptprodukte des
Landes und Gegenstände der Ausfuhr waren und sind. Auch die Viehzucht
[* 8] ist noch jetzt bedeutend, und im
Altertum genoß die attische
Wolle eines vorzüglichen Rufs. DieGebirge
liefern, abgesehen von den jetzt wieder sehr lebhaft ausgebeuteten
Silber-,
Blei- und Zinkerzen von Laurion, trefflichen Marmor,
der Erdboden an mehrern
Stellen, besonders auf der südöstlich vom
Hafen Peiraieus und der
Bucht von
Phaleron sich hinziehenden,
im
Vorgebirge Kolias (jetzt Hagios Kosmas) endenden Küstenstrecke, sehr guten
Töpferthon, daher dieTöpferei
im alten
Athen in
Blüte
[* 9] stand.
Die histor. Bewobner der Landschaft, angeblich Ureinwohner, wahrscheinlich die Nachfolger der von ihnen verdrängten
Pelasger,
gehörten dem ion.
Stamme an; sie zerfielen ursprünglich in die vier allen
Ioniern gemeinsamen
Phylen (s. d.) Geleonten, Hopleten,
Ägikoreer und Ergadeer (Argadeer). Nach der Überlieferung bestanden in der ältesten Zeit 12 selbständige
Städte oder Gemeindeverbände, teils einzelne, noch später fortbestehende Ortschaften, wie
Kekropia (das spätere
Athen),
Eleusis,
Dekeleia und Aphidna (diese beiden im Norden
[* 10] des
Landes), Brauron (in der Mitte der Ostküste), Thorikos (im südlichsten
Teile der Ostküste), Sphettos und Kephisia, teils Kulturverbände mehrerer Ortschaften, wie die Epakria (das
nördl. Bergland), eine Tetrapolis
(Verbindung von vier
Städten) in der Ebene von
Marathon und eine Tetrakomia
(Vereinigung
von vier Dörfern) im südlichsten
Teile der athen. Ebene.
Diese 12 Gemeinden sollen durch
Theseus zu einem polit. Ganzen mit der Hauptstadt
Athen vereinigt worden sein. In Wirklichkeit
wird man sich in der ältesten Zeit mit einer Anzahl selbständiger Herrschaften (Geschlechtsdörfer?)
unter eigenen Fürsten bedeckt zu denken haben. Den Fürsten von
Athen gelang es dann nach langen Kämpfen (namentlich der
Priesterstaat von Eleusis leistete erfolgreich
Widerstand), ihre Stadt zum Haupt- und Mittelpunkt des ganzen
Landes zu machen.
Die
Gliederung des
Volks nach den vier
Phylen blieb lange bestehen, erst
Kleisthenes hob sie
auf und setzte
an die
Stelle derselben eine neue
Gliederung des
Volks in 10
Phylen. Jede dieser
Phylen erhielt eine bestimmte Anzahl Trittyen
und
¶
mehr
Gemeinden (Demen, s. Demos) zugeteilt, die in verschiedenen Teilen der Landschaft lagen.
Die Gesamtzahl der bürgerlichen Bevölkerung
[* 12] hat nach der Schätzung Belochs («Bevölkerung der griech.-röm. Welt», Lpz. 1886)
in der Blütezeit des Staates etwa 135000 Köpfe, die der Schutzverwandten (Metöken, s. d.) gegen 10000 Köpfe betragen. Daneben
aber stand eine Sklavenbevölkerung, die Beloch auf 100000, andere auf 400000 Köpfe schätzen, so daß
die Gesamtziffer der gesamten Einwohnerschaft des Landes sich auf 300-500000 Menschen erhob. (S. Griechenland.)
[* 13]
Im jetzigen Königreich Griechenland bildet Attika mit Megaris, Böotien und den InselnSalamis und Ägina den Nomos Attikoviotias
mit der Hauptstadt Athen. Er hat 6306 qkm, (1889) 257764 (140374 männl., 117390 weibl.)
E., 41 auf 1 qkm (1879: 185364 E.), und zerfällt in die 5 Eparchien Attika, Ägina, Theben, Livadia, Megaris.
Die Eparchie Attika hat (1889) 180921, ohne Athen und Peiraieus nur 39343 E. Abgesehen von diesen Städten ist Attika eine der ärmsten
und am dünnsten bevölkerten Eparchien des Königreichs. Die ländliche Bevölkerung besteht ausschließlich
aus Albanesen, die sich Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrh. hier niederließen, und treibt
Ackerbau, Viehzucht und Weinbau. In der Ebene von Athen befinden sich ausgedehnte Ölbaumpflanzungen.