in der Architektur eine mäßig hohe, aus Pilastern oder rechtwinkligen Pfeilern gebildete Ordnung (s. Säulenordnung),
von der man nach Vorgang des Plinius annahm, daß sie in der griech. Landschaft Attika besonders beliebt gewesen
sei. Thatsächlich bietet auch Athen das erste Beispiel dafür im Denkmal des Thrasyllus. Die Attika fand vorzugsweise
im System des röm. Bogenbaues Anwendung, besonders über gewölbten Thoren und Triumphbogen, wo sie zum festen Abschluß der
Masse und zur
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Aufnahme von Inschriften dient. Die spätern Renaissancestile haben die Attika reich ausgebildet und durch sie den Umrißlinien
der Bauten einen lebhaftern Schwung gegeben. Jetzt versteht man unter Attika einen über das Hauptgesims sich erbebenden
Aufsatz, dessen kurze Wandpfeiler (Zwergpilaster) auf dem Gebälk einer Säulenordnung stehen. (S. Bekrönung.)
(vielleicht von Aktike [^ img], d. h. das Küstenland), die
südöstlichste Landschaft des mittlern Griechenlands, eine Halbinsel von etwa 2200 qkm Flächeninhalt, die im N. an Böotien,
im W. an Megaris grenzt, an den übrigen Seiten vom Meere bespült wird. Der größte Teil wird von Gebirgen eingenommen, die
vorwiegend aus Kalkstein und Marmor bestehen und heutzutage zum größten Teile kahl sind; nur die höhern
Partien des Kithäron und des Parnes sowie die nordwestl. und südöstl.
Abhänge des Pentelikon sind mit Wald bedeckt. Im NW. hängen die attischen Gebirge durch den Kithäron (s. d.) mit dem Helikon
zusammen. Die Fortsetzung des Kithäron, der durch seinen Hauptzug von Böotien, durch eine Verzweigung
gegen S., nach zwei auffallenden Spitzen Kérata (die Hörner) genannt, von Megaris scheidet, bildet der Parnes (s. d., jetzt
Ozea), dessen nordöstl. Verzweigungen sich bis an die Ostküste erstrecken und diesen Teil von Attika zu einem echten Berglande
(Diakria oder Epakria bei den Alten genannt) machen.
Eine südl. Fortsetzung des Parnes ist der weit niedrigere Ägaleos, in seinem südlichern Teile, wo er der Insel Salamis gegenüber
ans Meer vortritt, auch Korydallos (jetzt Skarmanga), in der Mitte, wo ein die Ebenen von Athen und Eleusis verbindender Engpaß
über ihn hinführt, auch Pökilon (jetzt nach dem die Stelle eines alten Apollotempels einnehmenden Kloster
Daphni Daphno-vuno) genannt. Im NO. wird die Ebene von Athen durch den Brilettos oder, wie er nach einer an seinem südl. Abhange
gelegenen Ortschaft gewöhnlicher genannt wurde, das Pentelikon (s. d., jetzt
Mendeli) begrenzt.
Ein ungefähr 4 km breites Thal trennt den südl. Fuß des Pentelikon von dem langen Gebirgszuge
Hymettos (s. d., jetzt Trelovuni). Die Ostküste (bei den Alten Paralia genannt) wird von niedrigern Hügelreihen durchzogen,
die sich südlich vom Hymettos, wo die Halbinsel immer schmäler wird, zu dem Lauriongebirge vereinigen, das in einem steil
gegen das Meer abfallenden Vorgebirge, dem Kap Sunion, endet, auf dem ansehnliche Ruinen eines Tempels der
Athene stehen (jetzt Kap Kolonnäs).
Diese Gebirge treten teils unmittelbar bis an das Meer heran, teils hat sich an ihrem Fuße angeschwemmtes Land in größerer
oder geringerer Breite angesetzt und Strandebenen gebildet, in denen im Altertum zahlreiche Ortschaften lagen. Die bedeutendste
ist die Ebene von Marathon an der Nordküste, eine ungefähr 9 km lange und 2-4 km breite Niederung mit
einem ausgedehnten Sumpfe im NO., 490 v. Chr. der Schauplatz der Schlacht gegen die Perser. Größere Ebenen, die sich von der
Küste aus weit ins Innere der Landschaft hineinziehen oder ganz vom Meere abgesondert sind, hat die Landschaft
nur drei:
1) die Ebene von Athen, oft auch nur «die Ebene» (Pedion) genannt;
2) die kleinere, durch das Ägaleosgebirge von der athenischen getrennte Thriasische Ebene (so benannt nach einem
alten Demos Thria);
3) die Ebene zwischen dem Hymettos und den niedrigern Bergzügen der Ostküste, die mit der athen.
Ebene durch das zwischen Pentelikon
und Hymettos befindliche Thal zusammenhängt (jetzt Mesogia).
Die Bewässerung der Landschaft ist sehr spärlich. Die bedeutendsten Bäche sind die beiden der athen. Ebene: der am südwestl.
Fuße des Pentelikon entspringende Kephisos, der die Ebene in südwestl. Richtung durchfließt und westlich von der
Stadt in zahlreiche Kanäle zur Bewässerung der Gärten und Baumpflanzungen abgeleitet wird, und der Ilisos, der, vom nördl.
Fuße des Hymettos herkommend, an der Ost- und Südseite der Stadt vorüberfließt und sich südwestlich von derselben im dürren
Boden verliert. Außer diesen sind noch der gleichfalls Kephisos genannte Bach der Ebene von Eleusis, der
die Ebene von Marathon durchschneidende Gießbach von Önoe und der weiter südlich an der Ostküste, bei der alten Ortschaft
Araphen (jetzt Raphina) vorüberfließende Erasinos zu erwähnen.
Der Boden des Landes ist fast durchgängig leicht, ziemlich dürr und steinig und wenig für Weizenbau, besser für Gersten-
und Weinbau, besonders aber für den Anbau des Ölbaums und des Feigenbaums geeignet, daher Öl und Feigen
im Altertum und noch heutzutage die Hauptprodukte des Landes und Gegenstände der Ausfuhr waren und sind. Auch die Viehzucht
ist noch jetzt bedeutend, und im Altertum genoß die attische Wolle eines vorzüglichen Rufs. Die Gebirge
liefern, abgesehen von den jetzt wieder sehr lebhaft ausgebeuteten Silber-, Blei- und Zinkerzen von Laurion, trefflichen Marmor,
der Erdboden an mehrern Stellen, besonders auf der südöstlich vom Hafen Peiraieus und der Bucht von Phaleron sich hinziehenden,
im Vorgebirge Kolias (jetzt Hagios Kosmas) endenden Küstenstrecke, sehr guten Töpferthon, daher die Töpferei
im alten Athen in Blüte stand.
Die histor. Bewobner der Landschaft, angeblich Ureinwohner, wahrscheinlich die Nachfolger der von ihnen verdrängten Pelasger,
gehörten dem ion. Stamme an; sie zerfielen ursprünglich in die vier allen Ioniern gemeinsamen Phylen (s. d.) Geleonten, Hopleten,
Ägikoreer und Ergadeer (Argadeer). Nach der Überlieferung bestanden in der ältesten Zeit 12 selbständige
Städte oder Gemeindeverbände, teils einzelne, noch später fortbestehende Ortschaften, wie Kekropia (das spätere Athen),
Eleusis, Dekeleia und Aphidna (diese beiden im Norden des Landes), Brauron (in der Mitte der Ostküste), Thorikos (im südlichsten
Teile der Ostküste), Sphettos und Kephisia, teils Kulturverbände mehrerer Ortschaften, wie die Epakria (das
nördl. Bergland), eine Tetrapolis (Verbindung von vier Städten) in der Ebene von Marathon und eine Tetrakomia (Vereinigung
von vier Dörfern) im südlichsten Teile der athen. Ebene.
Diese 12 Gemeinden sollen durch Theseus zu einem polit. Ganzen mit der Hauptstadt Athen vereinigt worden sein. In Wirklichkeit
wird man sich in der ältesten Zeit mit einer Anzahl selbständiger Herrschaften (Geschlechtsdörfer?)
unter eigenen Fürsten bedeckt zu denken haben. Den Fürsten von Athen gelang es dann nach langen Kämpfen (namentlich der
Priesterstaat von Eleusis leistete erfolgreich Widerstand), ihre Stadt zum Haupt- und Mittelpunkt des ganzen Landes zu machen.
Die Gliederung des Volks nach den vier Phylen blieb lange bestehen, erst Kleisthenes hob sie auf und setzte
an die Stelle derselben eine neue Gliederung des Volks in 10 Phylen. Jede dieser Phylen erhielt eine bestimmte Anzahl Trittyen
und
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Gemeinden (Demen, s. Demos) zugeteilt, die in verschiedenen Teilen der Landschaft lagen.
Die Gesamtzahl der bürgerlichen Bevölkerung hat nach der Schätzung Belochs («Bevölkerung der griech.-röm. Welt», Lpz. 1886)
in der Blütezeit des Staates etwa 135000 Köpfe, die der Schutzverwandten (Metöken, s. d.) gegen 10000 Köpfe betragen. Daneben
aber stand eine Sklavenbevölkerung, die Beloch auf 100000, andere auf 400000 Köpfe schätzen, so daß
die Gesamtziffer der gesamten Einwohnerschaft des Landes sich auf 300-500000 Menschen erhob. (S. Griechenland.)
Im jetzigen Königreich Griechenland bildet Attika mit Megaris, Böotien und den Inseln Salamis und Ägina den Nomos Attikoviotias
mit der Hauptstadt Athen. Er hat 6306 qkm, (1889) 257764 (140374 männl., 117390 weibl.)
E., 41 auf 1 qkm (1879: 185364 E.), und zerfällt in die 5 Eparchien Attika, Ägina, Theben, Livadia, Megaris.
Die Eparchie Attika hat (1889) 180921, ohne Athen und Peiraieus nur 39343 E. Abgesehen von diesen Städten ist Attika eine der ärmsten
und am dünnsten bevölkerten Eparchien des Königreichs. Die ländliche Bevölkerung besteht ausschließlich
aus Albanesen, die sich Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrh. hier niederließen, und treibt
Ackerbau, Viehzucht und Weinbau. In der Ebene von Athen befinden sich ausgedehnte Ölbaumpflanzungen.
Vgl. Bursian, Geographie von Griechenland, Bd. 1 (Lpz. 1862);
E. Curtius, Erläuternder Text der 7 Karten zur Topographie von Athen (Gotha 1868);
E. Curtius und I. Attika Kaupert,
Karten von Attika, Heft 1-7 (Berl. 1881 fg., mit Text);
Lolling, Hellenische Landeskunde, in Iwan Müllers «Handbuch der klass.
Altertumswissenschaft»", Bd. 3 (Nördl. 1889);
Baedeker, Griechenland (3. Aufl., Lpz. 1893);
Neumann und Partsch,
Physikalische Geographie von Griechenland (Bresl. 1885);