Atropa.
L., Pflanzengattung aus der Familie der
Solanaceen (s. d.) mit nur wenigen
Arten in Europa
[* 2] und
Südamerika.
[* 3] Die einzige in
Deutschland
[* 4] wachsende und in einem großen
Teil Europas sich findende, zugleich auch die wichtigste
Art ist die als
Tollkirsche, Wolfskirsche und
Belladonna bekannte
Giftpflanze,
[* 5] Atropa
belladonne
L. (s.
Tafel:
Giftpflanzen
[* 6] II,
[* 1]
Fig.
1). Der
Name
Belladonna, d. h. schöne Frau, rührt von der Anwendung her, die man
früher in
Italien
[* 7] von den
Beeren machte; man benutzte dieselben nämlich zu einem Schönheitswasser, das angeblich der
Haut
[* 8] einen blendendweißen
Teint geben sollte.
Diese auf kräftigem, humosem Waldboden in schattiger und sonniger Lage, besonders in Gebirgsgegenden wachsende Pflanze treibt aus ihrem dicken, fleischigen, außen blaßbraunen, innen schmutzigweißen, an Stärkemehl reichen Wurzelstock bis fingerdicke, 0,60 bis 1,60 m hohe, ästige Stengel, [* 9] die zuletzt stark verholzen und dann der Pflanze ein strauchähnliches Ansehen verleihen. Die Äste sind mit eiförmig-länglichen, kurzgestielten Blättern besetzt.
Die einzeln stehenden
Blüten haben einen fünfteiligen
Kelch und eine glockenförmige, braunviolette
Blumenkrone. Aus dem
Fruchtknoten
entwickelt sich eine glänzendschwarze, inwendig rote, sehr saftige und säuerlichsüß schmeckende
Beere
von der
Größe einer Kirsche, die am
Grunde von dem stehen gebliebenen und noch vergrößerten
Kelche umschlossen erscheint.
Die Atropa
blüht vom Juni bis
August, ist vom
August an mit reifen
Früchten beladen und, da diese sehr appetitlich aussehen, eine
für Unkundige und namentlich für
Kinder gefährliche
Pflanze.
Wenige Minuten nach dem Genusse der Beeren stellen sich Trockenheit und Kratzen im Halse, Schlingbeschwerden, heftiger Durst, Brechneigung, starke Erweiterung der Pupille des Auges, Sehstörungen, Schwindel sowie leichte Betäubung mit Hallucinationen ein. Hierzu gesellen sich bald Muskelunruhe, allgemeine Muskelkrämpfe und rauschartige Delirien, die schließlich in den Zustand tiefster Betäubung übergehen. Die Augen zeigen sich weit geöffnet, mit stierem Blick und stark geröteter Bindehaut, die Zunge ist gelähmt.
Endlich sammelt sich vor dem Munde blutiger Schaum, und unter höchster Entkräftung und heftigen
Krämpfen erfolgt der
Tod.
Noch giftiger als die
Beeren sind die
Blätter und der Wurzelstock; der
Träger
[* 10] des
Gifts ist ein namentlich
in der
Wurzel
[* 11] enthaltenes
Alkaloid, das
Atropin (s. d.). Wenn eine Belladonna
vergiftung eingetreten ist, muß sogleich
ein
Arzt herbeigeholt werden. Bis dieser kommt, ist auf irgend eine
Weise
Brechen zu erregen, außerdem
Milch, Öl, Essig oder
Tannin zu geben.
Gleichzeitig lasse man heiße Fußbäder, womöglich mit Essig und Senf, machen, um eine
Ableitung von dem
Gehirn
[* 12] und Rückenmark zu erzielen. Gegen die zurückbleibenden Sehstörungen und Pupillenerweiterung dient
die innere und örtliche Anwendung der
Kalabarbohne.