(lat.), im altröm. Haus die bedeckte Vorhalle, in welche man aus dem Vorhof (Vestibulum) durch die
Hauptthür eintrat (s. Tafel »Baukunst VI«, Fig. 4),
ursprünglich das Gemach des Herdes, woher der Name (von ater, »schwarz«,
nämlich vom Rauch). Es erhielt sein Licht von oben. Zu beiden Seiten führten Thüren in die Zimmer der Seitenflügel des Hauses.
Hinter dem Atrium befand sich das nicht bedeckte Cavaedium (d. h.
hohles Haus). Als Mittelpunkt des häuslichen Lebens enthielt das Atrium das Ehebett, den Herd, die Webstühle der Sklavinnen, die
Familiengötter, die Geldkiste. Als später der Luxus zunahm, diente das Atrium vorzugsweise als Empfangsaal der Klienten und erhielt
als solcher eine andre Ausstattung, verlor seine Bedeutung und wurde mit Brunnen, Rasenplätzen etc. geschmückt,
so besonders in den Häusern von Pompeji.
Die Räume, welche die Atrien der Tempel bildeten, dienten
zu amtlichen Zusammenkünften und Funktionen; auch wurden Archive,
Bibliotheken darin untergebracht. Berühmt war das Atrium Libertatis, durch Asinius Pollio zur ersten öffentlichen Bibliothek bestimmt.
In der christlichen Architektur ist Atrium ein vierseitiger Hof vor den ältesten Gotteshäusern, besonders
den Basiliken (s. d., mit Plan), nach Westen gelegen, von Mauern mit Kolonnaden im Innern umgeben, in der Mitte mit einem Brunnen
versehen. Hier verweilten die Büßenden; auch diente der Platz als Asyl. - In der Anatomie s. Herz.
der wesentlichste Teil des altröm. Hauses. Das altröm. Wohnhaus selbst hieß nur da ursprünglich ein einziger
großer Raum die gemeinsame Wohnstätte der Familie bildete; es diente in der Folge zugleich auch als Versammlungsort für
die Klienten bei der Aufwartung. Die in Schränken aufbewahrte Sammlung von Büsten der Vorfahren bildete
bei den alten Römern die Hauptzierde des Atrium. Später, als das Haus geräumiger wurde und besondere Zimmer sich dem Atrium anschlossen,
blieb dieses doch noch immer der wichtigste Raum des Hauses. Es gab mehrere Arten von Atrien, deren Verschiedenheit durch die
Konstruktion des Daches
mehr
bedingt war. Das Atrium testudinatum, wahrscheinlich die älteste Form, hatte ein geschlossenes Dach und empfing das Licht
durch die Thür. Es war zugleich displuviatum, d. h. das Regenwasser wurde nach außen abgeleitet,
wodurch das Freistehen des Hauses bedingt ward. Als später Haus an Haus gebaut wurde, wurde das Wasser nach innen
geleitet und in einer Cisterne gesammelt. So entstand das Atrium compluviatum, so genannt nach der Öffnung im Dache (dem
compluvium), durch die das Wasser aus den Dachrinnen in den untern Hofraum (impluvium) fiel. Je nachdem das Dach durch zwei
Querbalken, durch vier oder mehr Säulen gestützt wurde, unterschied man das Atrium tuscanicum, tetrastylon,
corinthium. In Rom gab es eine Anzahl von Gebäuden alter Konstruktion, die den Namen Atrium führten; so hatte man das Atrium Vestae,
in dem die Vestalinnen wohnten, das Atrium Libertatis u. a. m. Als sich gegen Ende der Republik
infolge der Eroberungen in Asien der Luxus in Rom verbreitete, schmückte man das Atrium mit kostbaren Marmorsäulen
und Statuen. Besonders prächtig waren die Atrien des Scaurus, Verres und Crassus. Zahlreiche Beispiele von einfacher ausgestatteten
Atrien sind in Pompeji (s. d.) erhalten. Auch in der alt christlichen Architektur bildete das Atrium einen wesentlichen Teil der
Basiliken (s. Altchristliche Kunst). In der neuern Baukunst bezeichnet man unter Atrium meist eine besonders
reich geschmückte Vorhalle. - In der Anatomie ist Atrium die Vorkammer des Herzens, die zu oberst liegende Abteilung jeder Herzhälfte
(s. Herz).