Atrĭum
(lat.), im altröm. Haus die bedeckte Vorhalle, in welche man aus dem Vorhof (Vestibulum) durch die Hauptthür eintrat (s. Tafel »Baukunst [* 2] VI«, [* 3] Fig. 4),
ursprünglich das Gemach des
Herdes, woher der
Name (von ater, »schwarz«,
nämlich vom
Rauch). Es erhielt sein
Licht
[* 4] von
oben. Zu beiden Seiten führten
Thüren in die
Zimmer der Seitenflügel des
Hauses.
Hinter dem Atrium
befand sich das nicht bedeckte Cavaedium (d. h.
hohles
Haus). Als
Mittelpunkt des häuslichen
Lebens enthielt das Atrium
das Ehebett, den
Herd, die
Webstühle
[* 5] der Sklavinnen, die
Familiengötter, die Geldkiste. Als später der
Luxus zunahm, diente das Atrium
vorzugsweise als Empfangsaal der
Klienten und erhielt
als solcher eine andre
Ausstattung, verlor seine Bedeutung und wurde mit
Brunnen,
[* 6] Rasenplätzen etc. geschmückt,
so besonders in den
Häusern von
Pompeji.
[* 7]
Die
Räume, welche die
Atrien der
Tempel
[* 8] bildeten, dienten
zu amtlichen Zusammenkünften und
Funktionen; auch wurden
Archive,
Bibliotheken darin untergebracht. Berühmt war das Atrium
Libertatis, durch
Asinius
Pollio zur ersten öffentlichen
Bibliothek bestimmt.
In der christlichen
Architektur ist Atrium
ein vierseitiger
Hof
[* 9] vor den ältesten Gotteshäusern, besonders
den
Basiliken (s. d., mit
Plan), nach
Westen gelegen, von
Mauern mit
Kolonnaden im Innern umgeben, in der Mitte mit einem
Brunnen
versehen. Hier verweilten die Büßenden; auch diente der Platz als
Asyl. - In der
Anatomie s.
Herz.