Atremie
(grch.), ein eigentümlicher nervöser Krankheitszustand, bei welchem die Kranken jahrelang nicht zu gehen vermögen und bettlägerig bleiben, obwohl ihr gesamter willkürlicher Bewegungsapparat bei der Untersuchung sich vollkommen normal erweist. Bei jedem Versuch, das Bett [* 2] zu verlassen, stellen sich sofort überaus lästige und qualvolle Empfindungen, Übelkeit, Beklemmung, Ohnmachtsanwandlungen, Schmerzen in Kopf und Nacken u. dgl. ein; damit ist gewöhnlich eine auffallende Unfähigkeit des Kranken zu geistiger Beschäftigung sowie eine übermäßige Empfindlichkeit gegen Licht, [* 3] selbst gegen diffuses Tageslicht verbunden, so daß sich die Kranken fast fortwährend in halbverdunkelten Zimmern aufhalten müssen. Das Leiden, [* 4] dessen Wesen noch ganz unerklärt ist, befällt vorwiegend nervös veranlagte Frauen zwischen dem 25. und 50. Lebensjahre. Der Verlauf der Krankheit ist sehr langwierig; mitunter verschwindet sie spontan während der klimakterischen Jahre, in andern Fällen trotzt sie jeder Behandlung.