Athen
,
[* 2] (1889) 107,746 Einw. Von öffentlichen Gebäuden sind noch hinzuzufügen das Ausstellungsgebäude, [* 3] südlich vom Schloßgarten, zu Ausstellungen von Landesprodukten bestimmt und von Zappas gestiftet, und die noch unvollendete neue Bibliothek, nordwestlich neben der Universität, auf Kosten des Marseiller Vallianos errichtet, beide nach Plänen von Hansen. Auch der seit Jahren liegen gebliebene Bau des neuen Theaters, westlich von der Universität, soll jetzt auf Kosten des reichen Patrioten Singros wieder aufgenommen und zu Ende geführt werden.
Die Eisenbähn Piräeus-Athen-Korinth-Nauplia ist 1886 eröffnet worden, desgleichen die Linie Athen-Laurion 1885. Die Universität wird gegenwärtig (Ende 1889) von mehr als 2000 Studenten besucht, welche sich zumeist dem Studium des Rechts und der Medizin widmen. Etwa ein Viertel davon stammt aus griechischen Orten des türkischen Reichs. Es lehren an ihr über 60 Professoren und 35 Privatdozenten. Das Polytechnikum, dessen im N. der Stadt befindliches Gebäude 1862 bis 1880 aus Schenkungen griechischer Patrioten errichtet wurde, zerfällt jetzt in zwei Abteilungen, deren erste die architektonische, die chorometrische
und die
mechanische
Schule umfaßt, während zu der zweiten die
Klassen für
Malerei,
Plastik,
Holzschnitt, Kupferstich, Glyptik
und
Kalligraphie gehören. Die Zahl der
Professoren beträgt 25, diejenige der
Schüler 600. Das Gebäude
birgt sowohl die Sammlung der von
Schliemann aufgefundenen
Altertümer von
Mykenä,
[* 4] von Spata und
Menidi als auch die hellenischen
und die ägyptischen der
Archäologischen
Gesellschaft, die seit 1837 besteht und namentlich seit 1869 eine erfolgreiche Thätigkeit
in
Ausgrabungen (Dionysostheater, Asklepiosheiligtum, Gräberstraße vor dem
Dipylon, Spata,
Epidauros,
Eleusis etc.) und
Erhaltung der
Altertümer entfaltet. Athen
besitzt ferner 10 Gymnasien, davon 6 staatliche und 4 private, 5 Progymnasien
oder
Mittelschulen und 10
Volksschulen, sodann 45 Buchdruckereien und 16 Buchhandlungen, 34
Zeitungen und 10 Wochenschriften.
Den
Schulen reihen sich 2 segensreich wirkende Bildungsanstalten an, das Nationalw aisenhaus für Mädchen
oder Amaliion, zu
Ehren der verstorbenen
Königin
Amalia benannt, und das Waisenhaus
Hadschi Kosta. Von
Bibliotheken sind zu nennen
diejenige der
Universität mit etwa 150,000, diejenige der
Kammer mit 27,000 und diejenige des Rhizarion mit 45,000
Bänden.
Von den
Vereinen, welche ihren Sitz in Athen
haben, sind außer der
Archäologischen
Gesellschaft noch zu erwähnen:
der
Verein zur Verbreitung griechischer
Bildung, welcher die
Wahrnehmung der griechischen
Interessen in den türkischen
Provinzen
zum
Ziel hat.
Dazu errichtet und unterhält er Schulen, sendet gute, erprobte Lehrer aus, verteilt Schul-und Lehrbücher etc. Die philologische Gesellschaft Parnassos, begründet 1865 und über 1000 Mitglieder zählend, unterhält sieben Schulen der »obdachlosen Kinder«, wo dieselben abends Unterricht und Lebensunterhalt finden. Neuerdings hat sich dieselbe durch die Errichtung neuer und die Verbesserung der alten Gefängnisse nach modernen Grundsätzen verdient gemacht.
Für die
Bildung des
Volkes sorgt durch Veröffentlichungen die
Gesellschaft der Volksfreunde; ganz jungen Ursprungs ist der
Nationalverein, welchem viele
Politiker und junge Studierende angehören. An industriellen
Unternehmungen bestehen jetzt in
Athen
4 Spiegelfabriken, mehrere
Wagen-, 2
Schokoladen-, eine
Hut-, mehrere
Wein- und
Weingeist-, Sesselfabriken und Holzmühlen.
Weiteres s. im Art.
Ausgrabungen (Bd. 17, S. 70 f.).-
Neuere Litteratur: Hertzberg, Athen
, historisch-topographisch dargestellt
(Halle
[* 5] 1885);
Bötticher, Die
Akropolis
[* 6] von Athen
(Berl. 1887);
Töpffer, Attische [* 7] Genealogie (das. 1889);
Gregorovius, Geschichte der Stadt Athen
im
Mittelalter (Stuttg. 1889, 2 Bde.).