Athanasius
,
Bischof von
Alexandria,
Kirchenlehrer, auch
«Vater der
Orthodoxie» genannt, geb. 298 als Sohn
christl. Eltern, ward 319 durch
Bischof
Alexander zum Diakon geweiht, gewann 325 großen Einfluß auf die
Entscheidung der
Synode
zu
Nicäa (s. d.) und folgte 9. Juni 328 nach
Alexanders
Tode diesem in der Bischofswürde von
Alexandria. Von seinen Arianischen
Gegnern beim
Kaiser verdächtigt, ward von der
Synode zu
Tyrus 335 abgesetzt und vom
Kaiser 336 nach
Trier
[* 2] verbannt. Nach dem
Tode
Konstantins I. kehrte Athanasius
338 zurück, aber sein
¶
mehr
energisches Einschreiten gegen die Arianer (s. d.) erregte deren Haß so sehr, daß im Frühjahr 340 ein Arianer Gregor durch
den kaiserl. Statthalter mit Waffengewalt als Bischof von Alexandria eingesetzt ward. Athanasius
floh nach Rom
[* 4] zum Bischof Julius I.,
unter dessen Einflüsse eine Synode zu
Rom 341. sowie die abendländ. Synode zu Sardica 343 seine Lehre
[* 5] von
der Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater für rechtgläubig erklärten. Nach Gregors Tode Okt. 346 durfte Athanasius
nach Alexandria
zurückkehren, mußte aber 356 die Stadt wieder verlassen, kehrte später mehrmals zurück, blieb aber erst unter Kaiser Valens
seit Febr. 366 unbehelligt dort bis an seinen Tod 3. Mai 373. Von seinen Gegnern gehasst und von den Seinigen
als ein Heiliger verehrt, hat Athanasius
durch Schrift, Wort und That unter den wechselndsten Schicksalen unerschrocken für die volle
Gottheit Jesu Christi gekämpft, mit deren Anerkennung nach seiner Überzeugung die christl. Kirche stand und fiel. In seinen
zahlreichen dogmatischen und polemischen Schriften zeigt sich neben glühendem Eifer für kirchliche Orthodoxie eine hohe spekulative
Begabung, und mit der Wärme
[* 6] tiefster persönlicher Überzeugung verbindet sich Klarheit und Bestimmtheit der Darstellung.
Seine «Geschichte der Arianer für die Mönche» ist wesentlich Parteischrift, aber für die Kenntnis der großen Kämpfe jener
Zeit unschätzbar. Minder bedeutend sind seine exegetischen und moralischen Schriften. Die beste Ausgabe
ist von Montfaucon (3 Bde., Par. 1698),
ergänzt im zweiten Bande der «Bibliotheca patrum» (ebd. 1706) desselben Verfassers und
mit neu aufgefundenen Stücken vermehrt bei Migne (Bd. 25-28). Die dogmatischen
Hauptschriften finden sich bei Thilo, «Bibliotheca patrum graecorum
dogmatica», Bd. 1 (Lpz. 1853),
die geschichtlichen in «St. Athanasius
historical writings, with an introduction
by W. Bright» (Lond. 1881). Wichtig, namentlich für die Zeitrechnung, sind die in syr.
Sprache
[* 7] aufgefundenen Festbriefe des Athanasius
(deutsch von Larsow, Lpz. 1852). Darstellungen seiner Lehre haben Ritter, Baur und Dorner
gegeben, ferner in Specialuntersuchungen Voigt (Brem. 1861), Atzberger (Münch. 1880), Pell (Pass. 1888)
und P. Wolff (Berl. 1889).
Vgl. Möhler, der Große und die Kirche seiner Zeit (2 Bde., Minz 1827);
Böhringer, und Arius (in der «Kirche Christi», 6. Tl., 2. Aufl., Stuttg. 1874);
Sträter, Die Erlösungslehre des Athanasius
(Freib. i. Br. 1894).