Ate
in der griech. Mythologie die personifizierte Lust am Schaden, ein Geschöpf der poetischen Vorstellung beim lebensfrohen Homer wie beim spekulativen Hesiod, des Zeus [* 2] oder der Eris Tochter, wandelt bethörend über den Häuptern der Götter und Menschen. Selbst Zeus unterlag ihrer Allgewalt, indem er, von ihr verleitet, den übereilten Schwur leistete, durch welchen Herakles [* 3] (s. d.) dem Eurystheus unterthan ward. Der erzürnte Vater stürzte deshalb die Verführerin aus dem Olymp; seitdem waltet sie Unheil stiftend über den Menschen.
Aber die
Litä
(»Abbitten«) wandeln langsam hinter ihr her und suchen wieder gut zu machen, was Ate
geschadet. Nach
Ausdehnung
[* 4] dieser sittlich-religiösen
Personifikation auf die Verblendung, die sündige That, die aus ihr entspringende
Verschuldung und die unnachsichtlich erfolgende
Strafe (im
Gewissen) erscheint mit Hervortreten des letztern
Begriffs bei den
Tragikern Ate
nicht mehr als Anstifterin, sondern als Rächerin des Unrechts und berührt sich sonach mit
Nemesis.
Vgl. Lehrs, Populäre Aufsätze aus dem Altertum (2. Aufl., Leipz. 1875);
Berch, Bedeutung der Ate
bei
Äschylos (1876).