Titel
Atacama.
1) Wüste in Südamerika, [* 2] zwischen dem Loafluß im N., dem Copiapofluß im S. und zwischen dem Stillen Meer im W. und der Argentinischen Republik im O., steigt unmittelbar von der Küste steil empor, erhebt sich, hie und da von Schluchten durchschnitten, allmählich bis auf 3-4000 m, zeigt aber nirgends Hochgebirgscharakter. Auf dem höchsten Teile sind eine Menge seichter Mulden, Salares, die mit gesättigter Salzsole oder festem Salz [* 3] erfüllt und oft Tagereisen lang sind und nicht selten an ihrem Ufer boraxsauren Kalk haben, wie der See von Maricunga im Nordosten von Copiapo. In dieser Höhe sind aber eine Menge von Vulkanen aufgesetzt, die im allgemeinen in einer Reihe von N. nach S. liegen und riesige Höhen erreichen, wie der Llullaillaco (6170 m hoch).
Bergketten gibt es nirgends, auch von einem Randgebirge kann nicht die Rede sein. Am westl. Rande
tritt Granit und Porphyr auf, auch an einzelnen
Stellen im Innern, sonst zeigen die Schluchten rote Tongebilde
(vielleicht der Buntsandsteinformation angehörig) und darüber versteinerungsreiche schwarze Schichten der Liasformation,
z. B. bei
Caracoles. Die Oberfläche wird meist von Trachytlaven gebildet. Im westl.
Teil der Atacama
regnet es nie, derselbe ist
daher fast ohne
Vegetation und ohne menschliche
Ansiedelungen; die Küstenorte haben fast nur destilliertes
Meerwasser als Trinkwasser.
Alle 30 oder 40 Jahre kommt wohl einmal ein wolkenbruchartiger Regen, dessen Wassermassen zuweilen das Meer erreichen. Der östl. Teil hat mehr Niederschläge und ab und zu Oasen mit reichlichem Viehfutter für kleine Lama- oder Eselherden. Ziemlich häufig ist eine kleine Art des Geschlechts Ctenomys (s. Kammratten), Ocultos genannt. Die in neuester Zeit entdeckten Erzlager haben Ortschaften und Eisenbahnen entstehen lassen in Gegenden, in denen früher kein Mensch lebte.
Vgl. Philippi,
Reise durch die Wüste Atacama
(Halle
[* 4] 1860);
über den östl.
Teil
Al.
Bertrand, Memoria sobre las Cordilleras da Desierto
de Atacama
(Santiago 1885).
2) Provinz im nördl. Chile, [* 5] grenzt im O. an Argentinien, im S. an die Provinz Coquimbo, im W. an den Stillen Ozean; im N. trennt sie der 26.° südl. Br. von dem ehemals zu Bolivia gehörenden Teil der Wüste der jetzigen chilen. Provinz Antofagasta (s. d.). Sie ist größtenteils steinige Wüste und fast ohne Vegetation (s. oben 1), hat 73500 qkm, einschließlich der Wüste 103500 qkm, 71429 E. und zerfällt in die 4 Departements Copiapo, Freirina, Ballenar und Chañaral mit den gleichnamigen Hauptorten. Hauptstadt der Provinz ist Copiapo (s. d.). Die Einwohner leben meistens in den Tälern des Copiapo und Huasco sowie an den Bergwerken. Besonders wichtig sind die reichen Kupferlager, die schon in alter Zeit abgebaut wurden, namentlich die von Chaco und im O. von ¶
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16 Nantoco. Gold [* 7] findet sich im WNW. von Tres Puntas (2–3000 E.), das neben Chañarcillo und Copiapo die reichsten Silberminen hat. Silber findet sich außerdem noch in einer schmalen Zone am westl. Abhange der Anden. Die Zahl der Silberminen ist 509, die der Kupferminen 116, die der Goldminen 17. Sie beschäftigen insgesamt 6869 Arbeiter. Viele Gruben aber sind erschöpft und verlassen. Ferner ist vorhanden silberführendes Blei, [* 8] Nickel, Kobalt und Eisen. [* 9] Ausgezeichnetes Kochsalz liefern die oben erwähnten Salares; die Schluchten des Chaco enthalten bedeutende Glaubersalzlager.
Der Reichtum an Chilesalpeter ist beispiellos. Die Küstenkette bietet Gips, [* 10] das Gestade Guano. Die beiden Hauptausfuhrorte für Minenprodukte sind Huasco und Caldera (s. d.). Von letzterm Orte führt seit 1875 eine 82 km lange Eisenbahn nach Copiapo und von da zunächst im Flußthale weiter nach Pabellon und dann über Juan Godoi nach dem Minenorte Chañarcillo, in 1150 m Höhe, 100 km von Copiapo mit Abzweigung nach San Antonio; von Copiapo zweigt außerdem eine Linie nach Puquios ab. Weitere Bahnen verbinden den Hafen Carrizal-Bajo mit Yerbabuena (eine Zweigbahn führt nach Alto), Pan [* 11] de Azucar mit Carrizatillo, Chañaral mit Las Animas und Salado, den Hafen Huasco über Freirina mit Vallenar. –
3) Atacama
(San Pedro de Atacama
), Stadt in einer Oase der Wüste in 2980 m Höhe und am Nordende des großen Salzsees
Atacama
, mit 2665 E., bestand schon 1536 und hat sich in den letzten Jahren sehr gehoben.